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Schauergeschichten und andere Geschichten

Von Stefanie Sourlier, 28. April 2016, 00:04 Uhr

Es ist kalt geworden in Österreich, nicht nur in Wels, an diesem Montagmorgen, kalt und blau, der Himmel wie die in den Zeitungen abgebildete Landkarte von Vorarlberg bis fast nach Wien.

Als ich hier ankam, war es fast schon Sommer, die Magnolien blühten und ich saß am Mühlbach im Schatten. April, April, erst Regenschauer, Hagel, dann Schnee, dicke weiße Flocken wie Taschentuchfetzen.

Ich bin seit gut drei Wochen in Wels und gehe bereits immer wieder dieselben Wege, morgens geweckt vom Vogelgezwitscher und vom Presslufthammer gehe ich meist erst zum Stadtplatz ins Strassmair, oder, falls ich einmal nicht ins Strassmair gehe, ins Café Mocca oder in die italienische Bar in der Fußgängerzone, wo der Kellner zu Adriano Celentano singt, ventiquattro mila baci, und ich mich etwas sommerlicher fühle, als der Schnee draußen es vermuten ließe. Ich werde hier noch zur Kaffeehausliteratin. Man kennt mich mittlerweile und auch ich habe viele nette Leute kennengelernt, ich habe zwar die genauen Welser Verbindungen, Verwandtschaften und Verschwägerungen noch nicht ganz durchblickt, aber hier scheinen sich alle zu kennen. Sie sagen "Pfiat di" zur Verabschiedung und ich gewöhne mich auch langsam ans "Grüß Gott" und werde damit das weniger katholische Berlin-Kreuzberg erschrecken.

Ich wurde bereits auf mehrere Spaziergänge eingeladen, auf den Römerweg, auf den Planetenweg der Traun entlang, auf den Thomas-Bernhard-Weg auch, sowie zu weiteren Spaziergängen mit noch unbekanntem Ziel. Ich habe ein Fahrrad bekommen und die netten Damen der Welser Verkehrsbetriebe haben mir zwei aufgeladene Chipkarten geschenkt, damit ich nicht immer nur spazieren muss. Auch auf einen Nachwächterrundgang wurde ich eingeladen und habe vom Nachtwächter Klaus Ludwig III. viele wahre und halbwahre schaurig-schöne Gschichterln über die einzelnen Orte in der geheimnisvoll dunklen Welser Altstadt gehört, über die Pestkranken, die in den Brunnen an der Johannisgasse geworfen wurden und über den Poltergeist im Haus nebenan. Über den Lederergesellen vom Ledererturm, der seine Seele oder zumindest seine ledern verbrannte Hand für ein paar Golddukaten dem Teufel verkaufte, über den Kaiser Maximilian, der auch nie Geld hatte. Außerdem habe ich erfahren, dass der Name Wels vom römischen Ovilava kommt und absolut gar nichts mit dem Wels, dem komischen Katzenfisch, zu tun hat, auch wenn an der Fassade der Burg, in der Kaiser Maximilian starb, fälschlicherweise ein Fisch auf einem Wappen abgebildet ist. Ich habe also nie was von einem Fisch gesagt.

Stefanie Sourlier schreibt exklusiv in den OÖNachrichten und bloggt unter welserstadtschreiberin. wordpress.com

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