Fahrerflucht, Telefonschleifen und geschminkte Männer
Erkenntnis der Woche: Die New Yorker Polizei hat dieselbe Telefon-Warteschleife wie die in Österreich: Beethovens "Für Elise" in Computertönen wie aus den Achtzigern.
Anfang der Woche hab' ich mit den Cops telefoniert, weil mir ein Lastwagen in Manhattan ins Mietauto gekracht ist. Der Lkw-Fahrer hat Fahrerflucht begangen, deswegen braucht die Autovermietung einen Polizeibericht.
Der Zeitpunkt war ziemlich ungünstig. Ich war gerade auf dem Weg zur Hofstra University auf Long Island, wo Hillary Clinton und Donald Trump diese Woche zum ersten TV-Duell aufeinandergetroffen sind. Und was dann passiert ist, zeigt, wie unglamourös Fernsehmachen manchmal sein kann.
Ich bin mit deutlicher Verspätung zu dem Platz gekommen, von dem wir live heim in die PULS 4 News schalten wollten. Der Campus ist gerade für alle Reporter gesperrt worden, weil der Secret Service einen letzten Rundgang gemacht hat, bevor Clinton und Trump angekommen sind. Ich musste die Liveschaltung heim nach Österreich auf dem Parkplatz eines McDonalds-Restaurants per Skype machen. So etwas ärgert uns Fernsehleute, die HD-Übertragungen doch viel lieber haben als das verschwommene Skype-Bild.
Danach konnte ich mich für eine spätere Schaltung durch massive Kontrollen bis auf den Campus durchkämpfen. Nachteil: Dort hatten alle Reporter ein allzu menschliches Problem. Toiletten waren nicht verfügbar, außer man ist wieder zu McDonalds zurück gegangen.
Das Fastfood-Restaurant war dann aber schon zu, weil es im Sperrgebiet des Secret Service gelegen ist und deswegen keine Kunden mehr da waren. Ungewöhnlich ist auch ein Blick in die Übertragungswägen und Autos der Reporter. Da sitzt ständig jemand, der sich im Rückspiegel schnell nachschminkt, um bei der nächsten Liveschaltung wieder gut auszusehen – auch Männer. In HD-Zeiten sieht man sonst jede Porenunreinheit.
Viele kleinere Reporterkollegen stehen während ihrer Schaltung auf wackeligen Koffern, damit sie genau auf der gleichen Höhe mit ihrem Interviewpartner stehen und optimal zum Hintergrund ausgerichtet sind. Der Zuschauer sieht solche Konstruktionen nicht. Und genau wegen solcher Dinge liebe ich diesen Job. Weil einem in solchen Situationen dann zum Beispiel ein Londoner "Sky News"-Kollege einen Scheinwerferständer leiht. Oder weil ein Polizist spontan das Stativ fürs Licht hält, als Windböen aufziehen. Er findet übrigens die Computerversion von "Für Elise" in der Telefon-Warteschleife in seiner Inspektion auch schauderhaft.
Der Puls-4-Moderator Florian Danner arbeitet derzeit bei NBC und berichtet über die US-Präsidentschaftswahl – zu sehen auch im Frühstücksfernsehen "Café Puls" (Mo–Fr 5.30 bis 10 Uhr auf PULS 4) sowie auf nachrichten.at