Wie viele Facebook-Freunde empfiehlt die Forschung?

Von Martina Mara   15.März 2016

Denn im Gegensatz zu mir scheinen diese kosmopolitischen Glanzlichter mit der ganzen Welt verbandelt zu sein.

Ihr virtuelles Freundschaftskonto umfasst Banker aus Manhattan, Baristas aus Panama und Ballerinas aus Usbekistan. Daneben sind sie mit der kompletten Polit- und Kulturprominenz ihrer Heimatgemeinde befreundet, mit sämtlichen Ex-Kommilitonen aus der Krabbelstuben- und Schulvergangenheit sowie mit der Nichte jener Hundesitterin, die beim Bruder der Nachbarin von Tür 14 vor dreieinhalb Jahren auf den Chihuahua gestiegen ist. Kein Wunder, dass da virtuelle Freundeslisten von 1000 oder mehr zustande kommen.

Ich hingegen, mit meinen läppischen 371 Facebook-Kumpels, komme im Vergleich dazu rüber wie die ärgste Sozialschwachmatin. Dachte ich. Mein Online-Profil, einfach nicht ansehnlich oder interessant genug. Dachte ich. Doch die Forschung hat mein digitales Selbstbewusstsein wieder aufpoliert.

Wissenschaftler der Michigan State University machten die optimale Zahl an Facebook-Freundschaften nämlich zum Gegenstand eines Experiments. Genauer gesagt ermittelten sie, wie viele Personen man "adden" sollte, um besonders attraktiv und sympathisch zu wirken. (Ein Schelm, wer den beteiligten Forschern hier Eigeninteresse unterstellt.) Mehr als 150 Studienteilnehmer bewerteten zu diesem Zweck ein fiktives Facebook-Profil, dessen Inhalte – Fotos, Pinnwand-Einträge, persönliche Angaben – unverändert blieben. Einzig die angebliche Menge an Freunden wurde zufällig entweder als 102, 302, 502, 702 oder 902 angezeigt. Und siehe da, der erfundene Facebook-User wirkte mit dem recht mittelmäßigen Wert von 302 Kontakten am ansprechendsten, wurde darüber hinausgehend aber als zunehmend unsympathisch eingestuft.

Mögliche Erklärung für den Effekt: Verfügt jemand über eine Anzahl an Facebook-Freunden, die weit über dem Durchschnitt liegt, steht derjenige schnell im Verdacht, ein "Sammler" zu sein, jemand, der sich de facto kaum für den Einzelnen interessiert. Das kommt nicht gut an. Ausnahme: Personen, deren Netzwerk nachvollziehbar sehr weit reicht. Vereinsobleute etwa. All jene, denen der Sinn nun nach virtuellem Freundschafts-Fasten steht (saisonal würd’s ja passen), können sich beim Fast-Food-Riesen "Burger King" übrigens Inspiration holen. Im Rahmen einer Werbeaktion gaben US-Filialen Gratis-Burger gegen Vorweis mindestens zehn gelöschter Facebook-Kontakte aus. Schubrakete für die digitale Attraktivität sozusagen! Auch wenn’s mit mehreren Burgern im Bauch offline vielleicht etwas anders aussieht ... (#themorethebetter #not)

Martina Mara ist Medienpsychologin und forscht am Ars Electronica Futurelab zu Mensch-Roboter-Beziehungen.