When Gacksi goes online: Was Ihr Baby 2.0 sicher (nicht) braucht
Der liebe Mai, der kann einiges.
Er macht bekanntlich die Bäume wieder grün und lässt die kleinen Veilchen blüh’n. Heuer begnügt sich der Strebermonat aber nicht mit dem üblichen floralen Auferweckungstamtam. Sprösslinge sehe ich allerorten, jedoch weniger im Schoß von Mutter Natur als in den Schößen meiner Kolleginnen und Nachbarinnen. Echt jetzt: Meine subjektive Außenraumanalyse ergibt, dass 75 Prozent aller Oberösterreicherinnen schwanger sind und 75 Prozent aller Oberösterreicher einen Kinderwagen vor sich her schieben. Okay, ich mag befangen sein: Hat man selbst erst mal ein Kind, sieht man ringsum nur noch Bäuche und Babys. Doch im Ansatz bestätigt die Linzer Geburtenstatistik durchaus meine Wahrnehmung.
Also: Was kann man den vielen werdenden oder gewordenen Mamas und Papas schenken? Strampler, Söckchen, Feuchttücher? "Wie uninspiriert!", kontert da die Technikbranche. Denn für die fortschrittliche Schwangere hat sie etwa den "Babypod" auf Lager: eine rosa Lautsprecherkugel, die dem Ungeborenen je nach Gusto Mozart, Bowie oder Gabalier vorspielt (Ersteres soll ja einen positiven Einfluss auf die spätere Mathematikkarriere haben, Letzterem attestiere ich das weniger). Zur Beschallung wählen die Hersteller dabei einen, ähem, recht direkten Kanal. Genauer gesagt: den Geburtskanal. Die Handhabung entspricht folglich dem, was man auch aus der Produktpalette einschlägiger Shops kennt – mit dem Unterschied, dass beim "Babypod" zwecks Smartphone-Anbindung unten noch ein Kabel dranhängt.
Kein so gutes Geschenk für die Schwiegertochter? Dann aber vielleicht "iPotty", das "2-in-1-Töpfchen mit iPad-Halterung"! Während die Elterngeneration am Klo noch Zeitung las, führen kleine Digital Natives ihr Business mit Tablet-Unterstützung durch. Die Videokonferenz mit der Mama im Wohnzimmer wird so zum Kinderspiel. Sollte es mit der Verdauung trotzdem nicht klappen, tut Entspannung sicher gut. Das "Baby Spa Whirlpool" von Rotho beschert dem Scheißerl von Welt eine nie da gewesene Wellbeing-Experience. Um 1200 Euro.
Mein heimlicher Favorit und online schon um 20 Euro zu haben ist allerdings der "Windelwechselwarner". Einmal an den Popsch geheftet, meldet die Sensorscheibe große und kleine Unfälle sofort "mit Warnton und blinkender LED". Denn seien wir uns ehrlich: Die Füllstandsbestimmung via olfaktorisches Urteil ist so was von 90er. Wünschen tät ich mir dazu allerdings noch eine Datenaufbereitung mit Balkendiagrammen. Die lassen sich gut auf Facebook teilen, und in 15 Jahren hat meine Tochter sicher eine Riesenfreude, wenn sie Umfang und Konsistenz ihrer Windelinhalte farblich schön arrangiert nachschlagen kann.
Martina Mara ist Medienpsychologin und forscht am Ars Electronica Futurelab zu Mensch-Roboter-Beziehungen.