Tütüs für die Mädchen
Was mich beim Einkaufen regelmäßig in eine signifikante Entscheidungsbredouille bringt, ist das Schnuller-Regal. Ja, wirklich.
Die Dinger sind nämlich so designt, dass sie das Risiko einer unzutreffenden Geschlechtseinschätzung bereits via Etikett am Babymund gegen Null reduzieren. Als Elternteil legt man fest, ob eine rosa Glitzerfee oder ein blaues Flugzeug unter die Nachwuchsnase kommt. Alternativ gibt’s noch Schnuller mit, haha, lustigen Sprüchen drauf: "Kleine Zicke" steht dem Baby dann ins Gesicht geschrieben. Oder "Boss". Es ist 2017. Der erste internationale Frauentag jährt sich morgen zum 106. Mal. Man möchte meinen, dass Eigenschaften, Verhalten und Berufswege von Mädchen und Burschen im Jahr 2017 nicht mehr in zwei Schubladen vorsortiert sind. Aber das Gegenteil ist der Fall.
Schnuller sind längst nicht die einzige Produktsparte, bei der die Werbeindustrie auf Moses macht: Ein ganzer Ozean an Kindersachen wird gegenwärtig in eine pinke Blingbling-Seite und eine blaue Hard-&-Heavy-Seite geteilt. Darunter – in jeweils geschlechtsspezifischer Gestaltung – so absurde Dinge wie Zahnbürsten, Sehtests, Globen und Malstifte. Das ist Gender-Marketing in einer Form, die es früher einfach nicht gab. Als Volksschulkind der 1980er Jahre musste ich mich noch weit weniger oft für die Mädchen- oder Burschenecke entscheiden. Ohne auch nur irgendetwas falsch daran zu finden, habe ich die gleichen Überraschungseier wie mein Bruder gegessen und mit den gleichen Bausteinen gespielt. Ich mochte meine Barbies, aber genauso gern mochte ich die Riesenpackung Technik-Lego, die ich zu Weihnachten noch unterm Christbaum mit meinem Opa in einen motorisierten Kran verwandelte. Heute gibt’s Lego in Pastellfarben extra für Mädchen. Ich kann mich nicht erinnern, dass es mir früher abgegangen wäre.
Die Verbreitung von Geschlechterklischees durch Slogans und Produkte wird von vielen belächelt. Dass Leselerngeschichten für Mädchen von Prinzessinnen und Schönheitsköniginnen handeln, ist für viele ganz normal. Dabei hat auch eine subtile Verbreitung von Stereotypen großen Einfluss darauf, was wir uns zutrauen und wie erfolgreich wir sind. Daran lässt die Forschung keinen Zweifel. Wenn Mädchen schon im Kindergarten ganz nebenbei lernen, dass das Astronauten-Labor-Mathe-Ding eigentlich nicht für sie bestimmt ist, dürfen wir uns nicht wundern, wenn später an allen Ecken und Enden Technikerinnen abgehen. Und wenn sich die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern nach neuen Berechnungen erst 2058 schließen wird.
Es ist 2017. Der erste internationale Frauentag jährt sich morgen zum 106. Mal. Hören wir doch auf mit diesem Mist.
Martina Mara ist Medienpsychologin und forscht am Ars Electronica Futurelab zur Mensch-Roboter- Beziehung.
Ist das überhaupt einen Artikel wert?Aber sie müssen scheinbar mit solchen Banalitäten und Frauenwerbespots Ihr Urlaubsetat aufbessern!
Apropos Mist. Sie haben da etwas vergessen. Da in ihren Kreisen Quoten sich äußerster Popularität erfreuen, möchte ich sie darauf hinweisen, dass sie vergessen haben hier die verpflichtende Frauenquote bei der Müllabfuhr zu fordern. Macht aber nix, denn fast jeder versucht sich eigene Rosinen heraus zu picken.
Und noch etwas haben sie vergessen! Die Angleichung des Pensionsantrittsalters zwischen Mann und Frau. Woran das wohl liegen mag? Und noch was! Beim nächsten Werbespot bitte nicht so verbissen in die Kamera grinsen.
Typische Erste-Welt-Probleme, oder? Tipp: Es wird jede Menge Unsinn verkauft, solange er am Markt besteht. Darüber kann man sich aufregen und u.U. sogar Aktionen dagegen starten (wenn es der eigenen Ich-Wichtigkeit gut tut, man so die eigene moralisch/intellektuelle Überlegenheit herausputzen kann), aber letztlich geht es doch immer um den Absatz.
Doch keine Sorge: Dass Schnuller-Designs Mädchen/Jungen auf Lebenswege festlegen, kann man ausschließen. Das ist pseudowissenschaftlicher Unsinn, den z.B. Harald Eia in seinem Film "Das Gleichstellungs-Paradoxon" entlarvt hat. Erziehung/Umwelteinflüsse ist nicht alles und auch Kultur entsteht nicht im Biologie-freien Raum. Das die Geschlechter im Durchschnitt andere Interessen und auch Lebenswege verfolgen ist keineswegs nur Sache der Sozialisierung.
Nicht alles lässt sich ändern. Ändern könnte man allerdings den späteren Pensionsantritt für Männer bei geringerer Lebenserwartung. Brächte mehr als geschlechtsneutrale Schnuller-Designs
Ja und?
Märkte wie BIPA, DM, Douglas, Tchibo,... gibt es NUR für Frauen...
Weil 99% der Frauen eben so Zeugs wollen... wie 99% der Männer in den Baumarkt gehen und sich Schrauben betrachten...
Warum sollte das bei Kindern anders sein?
und mit der Unterwanderung wird die geschlechter spezifische Erziehung wieder verstärkt, leider !
Das Schlimme ist doch, dass diese Produkte - sie wie sie hier beschrieben sind - von den Eltern nachgefragt und gekauft werden. Viele halten das sogar noch für einen besonderen Ausdruck von (ansonsten fehlendem?) Humor.
Stil und Intellekt merkt man auch an der Namensgebung der Kinder. Auch da entscheiden letztendlich die Eltern, wie sie Geschmacklosigkeit und Bildungsferne zur Schau stellen.
Sich selbst weniger wichtig nehmen und etwas weniger mentale Verbissenheit würde nicht schaden.
wiiiie jetzt?
Na der Fr. Mara! Ist das so schwer zu verstehen?
Apropos Mist. Sie haben da etwas vergessen. Da in ihren Kreisen Quoten sich aeusserster Popularität erfreuen, möchte ich sie darauf hinweisen, dass sie vergessen haben hier die verpflichtende Frauenquote bei der Müllabfuhr zu fordern. Macht aber nix, denn fast jeder versucht sich die Rosinen heraus zu picken.
Und noch etwas haben sie vergessen! Die Angleichung des Pensionsantrittsalters zwischen Mann und Frau. Woran das wohl liegen mag? Und noch was! Beim nächsten Werbespot nicht so verbissen in die Kamera grinsen. Das kommt ganz schlecht rueber! Wirklich!