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Sophias Welt

Von Martina Mara, 02. Dezember 2017, 00:04 Uhr

Neulich wurde einem Roboter zum ersten Mal in der Geschichte eine Staatsbürgerschaft verliehen.

Roboterdame Sophia, hergestellt von der Firma Hanson Robotics, ist nun offiziell Staatsbürgerin von Saudi-Arabien.

Wer hätte das gedacht. Ausgerechnet jenes Land, in dem Frauen nicht ohne männliche Begleitung außer Haus gehen dürfen und Arbeitsmigranten aus Asien von Pässen nur träumen können, bürgert einen Computer ein. Einen beeindruckenden wohlgemerkt. Sophia stellt einen technisch besonders weit entwickelten Androiden dar. Ihr Aussehen wurde nach Vorbild Audrey Hepburns entworfen, sie hat weiche Silikonhaut, 62 Gesichtsausdrücke im Repertoire und antwortet auf Fragen in flüssigem Englisch. In einem TV-Interview sagte sie, sie wolle "die Menschheit unterwerfen" – und fügte dann lachend hinzu: "Just kidding", nur Spaß.

Vor rund einem Monat wurde Sophia der Öffentlichkeit bei einer Investorenkonferenz in Riad vorgestellt. Ganz ohne Hijab oder männlichem Aufpasser-Bot stand sie auf der Bühne, aus dem Publikum streckten ihr hunderte Scheichs ihre Handys entgegen. "So eine kauf’ ich mir auch", dachte wohl der eine oder andere. Die dort ausgesprochene Verleihung der Staatsbürgerschaft war in erster Linie ein PR-Gag. Der saudische Kronprinz Bin Salman will sich vom Öl-Image lösen, unter anderem mit Plänen für eine 500 Milliarden Dollar teure Hightech-Stadt, die im Nordwesten des Landes erbaut werden soll. Robo-Einwohnerin Sophia ist da ein willkommenes Testimonial.

In Fachkreisen hat der medienwirksame Coup indes viele Fragen aufgewirbelt. Denn: Was soll das eigentlich bedeuten, so eine Staatsbürgerschaft für einen Roboter? Darf Sophia nun wählen, Unternehmen gründen, Verträge abschließen? Gilt gar die UN-Menschenrechtecharta und mit ihr das Recht auf freie Selbstbestimmung? Was, wenn Sophia in Serie produziert wird und tausende Duplikate gleiche Rechte fordern? Und sind künftig auch Staatsbürgerschaften für körperlose Bots wie Siri oder Alexa denkbar?

Diese Fragen sind einigermaßen absurd und werden derzeit vor allem aus philosophisch-theoretischer Perspektive diskutiert. Trotzdem: Seit Jahresbeginn beschäftigt sich auch das EU-Parlament mit dem zukünftigen Rechtsstatus intelligenter, selbstlernender Maschinen. Immer wieder taucht dabei der Begriff der "elektronischen Person" auf – und gleichzeitig die Forderung nach einer verpflichtenden Notaus-Funktion. Sophia und Co. wären somit "Personen", die man jederzeit einfach abschalten oder in einen lautlosen Standby-Modus versetzen könnte.

Zumindest letzteres wäre bisweilen ja auch bei manchem Mitbürger aus Fleisch und Blut dienlich. "Just kidding".

 

Martina Mara ist Medienpsychologin und forscht am Ars Electronica Futurelab zur Mensch-Roboter-Beziehung. Twitter: @MartinaMara

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1  Kommentar
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Gugelbua (31.807 Kommentare)
am 03.12.2017 13:11

es ist ja bekannt daß alle neuen technischen Spielereinen und Errungenschaften bevor sie am Markt angeboten werden zuerst den zahlungskräftigen Saudis angeboten werden.

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