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Siri, Chatbot, Sprachagent: Ihr seid Idioten (und uns gefällt's)

Von Martina Mara, 29. März 2016, 00:04 Uhr

Amüsante Episode am Osterwochenende: Meine kleine Tochter, 8 Monate jung, sitzt in bester Babylaune am Wohnzimmerteppich und sagt "dadadada".

Daraufhin mein iPhone: "Das habe ich leider nicht verstanden." Die kleine Maus, den Blick nun auf ihren neuen Gesprächspartner gerichtet, wiederholt in fragender Intonation: "dadadada?" Woraufhin mein zuvorkommendes Telefon anbietet, im Netz Informationen zur Kunstrichtung "Dada" einzuholen.

So viel zur ersten – durchaus dadaistischen – Interaktion zwischen meiner Tochter und Siri, der virtuellen Sprachassistentin des Hauses Apple. Die Erwachsenen fanden’s jedenfalls komisch. Und so starteten wir eine Runde Siri-Sekkiererei. Zuerst erwies sich die Telefonassistentin (sprich: die dahinterstehenden Programmierer) als gerissen. Auf unsere Frage hin, wie viel null dividiert durch null ausmache, kam sie mit einer Allegorie von null Keksen und null Freunden daher und verwies auf die Sinnlosigkeit der Aufgabe. Als ich später aber einfach nur die Anwendung "WhatsApp" via Sprachbefehl öffnen wollte, verstand Siri stattdessen "Rotz@" und schlug vor, in mein E-Mail-Programm zu wechseln.

Das Leben ist eben auch für Sprachagenten voller Missverständnisse. Oft führen diese zu Erheiterung – manchmal aber auch zu perfidem Stumpfsinn. Ein aktuelles Beispiel für Letzteres ist Microsofts Plauder-Software "Tay", die vergangenen Mittwoch online ging. Sie sollte mit Nutzern des sozialen Netzwerks Twitter ins Gespräch kommen und automatisch aus deren Nachrichten lernen, um dadurch einen möglichst menschlich wirkenden Konversationspartner zu simulieren. Doch bereits nach ein paar Stunden hatten Twitter-User Schwachstellen im Algorithmus ausgemacht. Sie begannen, den Chatbot auszutricksen und brachten Tay dazu, schockierend rassistische Entgleisungen im Netz zu veröffentlichen. Erinnert hat mich das an ein Video, das letztes Jahr im Netz kursierte. Darin sah man Kinder, die einen Serviceroboter in einem japanischen Einkaufszentrum drangsalierten. Sie verstellten ihm den Weg, lachten über seine ungeschickten Ausweichversuche und beschimpften ihn als Idioten. Eine Szenerie, die zwar einen ungleich weniger drastischen Ausgang nahm als die Causa Tay, die aber gut vermittelt, wie Menschen sich an ihrer Überlegenheit über Maschinen erfreuen. Manchmal macht es eben wirklich Spaß, einen nicht ganz ausgereiften Sprachassistenten aufs Glatteis zu führen. Damit lässt sich gut herausfinden, wie viel Cleverness man dem Computer noch voraushat. Und es beruhigt: Denn solange ein bisserl oberösterreichischer Akzent reicht, um Siri zu verwirren, ist die Weltherrschaft der Maschinen auf morgen verschoben.

Martina Mara ist Medienpsychologin und forscht am Ars Electronica Futurelab zu Mensch-Roboter-Beziehungen.

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3  Kommentare
3  Kommentare
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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 29.03.2016 12:24

Ich gewinne hier nicht die Erkenntnis, dass die Menschen den Maschinen überlegen wären, weil sie sie mit Dialekt überlisten können, sondern dass viele Menschen auch mit Computer-Helferlein noch genau so invantil bleiben, wie sie zuvor waren.

Ein bisschen kindisch Spielen und dabei viel Vergnügen erzielen.

Wenn ich mir anschaue, wie ferngsteuert viele Mitbürger den ganzen Tag mit ihrem Smartphone herumwanken, weil sie ständig wie hypnotisiert auf den Bildschirm schauen müssen, dann bin ich nicht sicher, wer hier mit wem spielt.

Am besten wäre es, manche Mitmenschen würden vollkommen aus der "realen Welt" in die "virtuelle Welt" abhauen, denn sie sind ohnehin den ganzen Tag mehr dort, wie hier anzutreffen.

Also emuliert die Menschen im Computer und eliminiert sie aus der realen Welt, dort fühlen sie sich nicht mehr daheim und wohl und wollen eh nur noch Facebook-Freunde sein...

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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 29.03.2016 12:25

Sorry, "infantil" heisst das natürlich, "invantil" ist eine wilde Fehlleistung von mir...

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Alcea (10.015 Kommentare)
am 29.03.2016 09:58

Weil wir schon von Medien reden: Bild: ??
Ich würde sagen eine dezente Beauty-Retusche mit Photoshop sehr gut gelungen, die Kleinigkeiten gekonnt nicht glatt retuschiert, sondern schön zurückgepinselt. Ein ohnedies hübsches Portrait wird ein noch hübscheres Portrait.
Naja, jeder schaut die Medien mit andren Augen an!

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