Shitstorms und Forumsflegel: Im Netz kursiert die Tollwut
Was sich Menschen im Internet so alles an den Kopf werfen, da muss man sich oft wundern.
Sprachliche Ergüsse in Online-Foren lesen sich mitunter so: "Du hässliche *****, ich ***** Deine *******, Du gehörst doch *** ********!" Die Sternchen ersetzen Sie bitte eigenständig durch besonders grausliche Pfui-Wörter (Schamesröte erbeten).
Das Austesten verbaler Grenzen gehört zum Entwicklungsprozess von uns Menschen. Im frühpubertären Stadium hat man sich vielleicht selbst gern mal des Genres Kraftausdruck bedient. Auch ich sprach beim sonntäglichen Familienkränzchen "Scheibe" gern deutlich hörbar mit scharfem S aus. Da blieb der Oma schon das Apfelschlangerl im Hals stecken. Nur gut, dass sie keine Onlinerin ist, die Oma, denn im Kreis der neuen Forumsflegel möchte man bisweilen meinen, für die tiefste Schublade gibt’s Amazon-Gutscheine auf Lebenszeit.
Immer wieder sind die tollwütigen User-Kommentare sogar strafrechtlich relevant. Conchita Wurst wurden Morddrohungen an die Facebook-Wall gerotzt. Neben Prominenten und Politikern, denen das Erdulden persönlicher Beflegelungen ja quasi bereits ins Jobprofil gemeißelt ist, wird der Ton im Netz aber auch zwischen Otto-Normal-Usern zunehmend rauer. Dagegen ist auch der Online-Auftritt der OÖNachrichten nicht gefeit, weshalb die Redaktion nun beschlossen hat, gemeinsam mit einem Medienanwalt aktiv gegen unzulässige Postings vorzugehen. Gut so. Denn einer der großen Vorzüge des "Mitmachweb", die freie Äußerung vor einem potenziell weltumfassenden Publikum, darf von den Kläffern nicht vereitelt werden.
Doch woher kommt die Aggression im Netz? Das wird in der Medienpsychologie seit langem unter dem Stichwort "Online-Enthemmungseffekt" untersucht. Der potenzielle Deckmantel der Anonymität hat sich dabei als Einflussfaktor herausgestellt, allerdings nicht unbedingt als wichtigster. Eine noch größere Rolle dürfte die fehlende Konfrontation mit den betroffenen Menschen spielen: Man lädt online schnell eine Schmutzlawine ab, klickt sich im nächsten Moment weg und muss sich somit weder Argumenten noch Emotionen des Leidtragenden stellen. Ein mögliches Gegenmittel wäre demnach, persönliche Reaktionen zugänglich zu machen. So zeigt eine Studie israelischer Forscher, dass Beleidigungen im Netz abnehmen, wenn zumindest die Augenpartie des virtuellen Gegenübers zu sehen ist.
Bleibt also zu hoffen, dass mit der ohnedies steigenden Bild- und Videolastigkeit unserer Online-Kommunikation in den nächsten Jahren eine kleine Renaissance von Höflichkeit und Mitgefühl einhergeht. In der Zwischenzeit müssen leider die Anwälte ran.
Martina Mara ist Medienpsychologin und forscht am Ars Electronica Futurelab zu Mensch-Roboter-Beziehungen.
"ich ***** Deine *******"
warum solche Beschimpfungen immer mehr werden fragen Sie?!
Weil vorallem ab der 2ten Generation immer mehr Bereicherer Internetzugang haben.
Ich kennen keinen Menschen ohne Migrationshintergrund, der soetwas sagt.
Aber ehrlich gesagt .. wer ausser ebendiese wuerde sich denn sonst an einer alten, dicken und unattraktiven 65+ jaehrigen Frau vergehen
Die Einnahmen des Herren Medienanwalt sind aber hinterfragbar.
Abmahnungen werden von den usern akzeptiert, das blinde abchaschen nicht.
Viel Spaß nach dem 20-Jahren Jubiläum.