Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Shitstorms und Forumsflegel: Im Netz kursiert die Tollwut

Von Martina Mara, 12. April 2016, 00:04 Uhr

Was sich Menschen im Internet so alles an den Kopf werfen, da muss man sich oft wundern.

Sprachliche Ergüsse in Online-Foren lesen sich mitunter so: "Du hässliche *****, ich ***** Deine *******, Du gehörst doch *** ********!" Die Sternchen ersetzen Sie bitte eigenständig durch besonders grausliche Pfui-Wörter (Schamesröte erbeten).

Das Austesten verbaler Grenzen gehört zum Entwicklungsprozess von uns Menschen. Im frühpubertären Stadium hat man sich vielleicht selbst gern mal des Genres Kraftausdruck bedient. Auch ich sprach beim sonntäglichen Familienkränzchen "Scheibe" gern deutlich hörbar mit scharfem S aus. Da blieb der Oma schon das Apfelschlangerl im Hals stecken. Nur gut, dass sie keine Onlinerin ist, die Oma, denn im Kreis der neuen Forumsflegel möchte man bisweilen meinen, für die tiefste Schublade gibt’s Amazon-Gutscheine auf Lebenszeit.

Immer wieder sind die tollwütigen User-Kommentare sogar strafrechtlich relevant. Conchita Wurst wurden Morddrohungen an die Facebook-Wall gerotzt. Neben Prominenten und Politikern, denen das Erdulden persönlicher Beflegelungen ja quasi bereits ins Jobprofil gemeißelt ist, wird der Ton im Netz aber auch zwischen Otto-Normal-Usern zunehmend rauer. Dagegen ist auch der Online-Auftritt der OÖNachrichten nicht gefeit, weshalb die Redaktion nun beschlossen hat, gemeinsam mit einem Medienanwalt aktiv gegen unzulässige Postings vorzugehen. Gut so. Denn einer der großen Vorzüge des "Mitmachweb", die freie Äußerung vor einem potenziell weltumfassenden Publikum, darf von den Kläffern nicht vereitelt werden.

Doch woher kommt die Aggression im Netz? Das wird in der Medienpsychologie seit langem unter dem Stichwort "Online-Enthemmungseffekt" untersucht. Der potenzielle Deckmantel der Anonymität hat sich dabei als Einflussfaktor herausgestellt, allerdings nicht unbedingt als wichtigster. Eine noch größere Rolle dürfte die fehlende Konfrontation mit den betroffenen Menschen spielen: Man lädt online schnell eine Schmutzlawine ab, klickt sich im nächsten Moment weg und muss sich somit weder Argumenten noch Emotionen des Leidtragenden stellen. Ein mögliches Gegenmittel wäre demnach, persönliche Reaktionen zugänglich zu machen. So zeigt eine Studie israelischer Forscher, dass Beleidigungen im Netz abnehmen, wenn zumindest die Augenpartie des virtuellen Gegenübers zu sehen ist.

Bleibt also zu hoffen, dass mit der ohnedies steigenden Bild- und Videolastigkeit unserer Online-Kommunikation in den nächsten Jahren eine kleine Renaissance von Höflichkeit und Mitgefühl einhergeht. In der Zwischenzeit müssen leider die Anwälte ran.

 

Martina Mara ist Medienpsychologin und forscht am Ars Electronica Futurelab zu Mensch-Roboter-Beziehungen.

mehr aus Schöne neue Welt

Was kommt nach dem Jahr der KI?

Die rasend schnelle KI-Entwicklung oder: Als wir noch über die Hände lachten

In drei Sekunden nach Absurdistan

Trauen Sie Ihren Augen und Ohren - nicht

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

2  Kommentare
2  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
jesus2000 (616 Kommentare)
am 25.04.2016 16:32

"ich ***** Deine *******"

warum solche Beschimpfungen immer mehr werden fragen Sie?!

Weil vorallem ab der 2ten Generation immer mehr Bereicherer Internetzugang haben.

Ich kennen keinen Menschen ohne Migrationshintergrund, der soetwas sagt.

Aber ehrlich gesagt .. wer ausser ebendiese wuerde sich denn sonst an einer alten, dicken und unattraktiven 65+ jaehrigen Frau vergehen zwinkern

lädt ...
melden
antworten
Puccini (9.519 Kommentare)
am 16.04.2016 03:48

Die Einnahmen des Herren Medienanwalt sind aber hinterfragbar.
Abmahnungen werden von den usern akzeptiert, das blinde abchaschen nicht.

Viel Spaß nach dem 20-Jahren Jubiläum.

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen