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Die unterschätzten Zukunftsjobs

Von Martina Mara, 09. Dezember 2017, 00:04 Uhr

Schlendert man dieser winterlichen Tage über einen der schöneren Christkindlmärkte des Landes, findet man neben Glühwein und Bratwürstel auch Verkaufsstände, an denen Kunsthandwerk angeboten wird.

Manches davon sehr hübsch, manches weniger, manches davon selbstgemacht, manches wahrscheinlich auch nur selbst günstig eingekauft. Wie auch immer – der Anblick geschnitzter Holzfiguren, handgeflochtener Körbe und gläsernen Baumbehangs löst bei vielen Menschen Sentimentalität aus. Steht das Hand- und Hausgemachte doch für die Kaminholzkuscheligkeit vergangener Zeiten, romantisiert durch den Sprühnebel der Erinnerung und in der gegenwärtigen Empfindung längst dem Diktat der Digitalisierungshektik gewichen. Tja, schade.

Man kann das aber auch ganz anders diskutieren. Vergangene Woche, bei einer Konferenz in Stuttgart, traf ich den Populärphilosophen Richard David Precht, der einige vielbeachtete Beiträge zum Digitalisierungsdiskurs geliefert hat. "Wir dekorieren auf der Titanic die Liegestühle um", kommentierte er in einem Interview im Mai beispielsweise politisches Maßnahmenkosmetikum im Angesicht der Automatisierung. Plakativ, aber richtig.

In Stuttgart erklärte er dem überraschten Publikum nun, dass er entgegen landläufiger Empfehlungen Kindern nicht dringend dazu raten würde, beruflich mal irgendwas mit IT zu machen. Zwar gehe er davon aus, dass sehr hochqualifizierte Techniker auch in vielen Jahren noch nachgefragt wären, die Sicherheit des durchschnittlichen Programmierer-Jobs werde aber überschätzt: "Der Computer selbst wird der bessere Programmierer sein", sagte Precht und fügte an, worin er mehr Potenzial sieht: im Handwerk. Der handgemachte Tischlertisch werde das Nonplusultra der digitalisierten Zukunft sein, "für ihn werden wir bereit sein, noch viel mehr zu bezahlen als heute".

Mindestens zwei Argumente sprechen dafür, dass Precht mit seiner Prognose Recht behalten wird. Erstens sind Roboter tatsächlich nicht fürs Handwerk geschaffen – mangels Fingerfertigkeit nicht fürs Kunsthandwerk und mangels origineller Ad-hoc-Lösungen nicht für Tischler- oder Glaserjobs. Zweitens ruft jeder Trend nach einem Gegentrend. Zu viel Digitales weckt das Bedürfnis nach analoger Erfahrung, zu viel Virtuelles den Wunsch nach schönen Dingen und natürlichen Oberflächen. Ein satirischer Werbespot des kanadischen Rundfunks thematisierte die Renaissance des Haptischen im Winter 2015: Offeriert werden in diesem Clip handgeschnitzte Feuerholzscheite, formvollendet und teuer, zur Dekoration hipper Innenstadtwohnungen. Das Neohandwerk der Zukunft auf die Spitze getrieben.

 

Martina Mara ist Medienpsychologin und forscht am Ars Electronica Futurelab zur Mensch-Roboter-Beziehung. Twitter: @MartinaMara

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2  Kommentare
2  Kommentare
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Gugelbua (31.807 Kommentare)
am 10.12.2017 12:17

Zukunftsjobs?
„Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt“
Wilhelm Busch

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oberoesi (1.100 Kommentare)
am 09.12.2017 17:55

Ja, da bin ich ganz auf der Seite des Herrn Precht.

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