Wenn sich "Fans" verirren
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Das gilt auch für Journalisten und solche, die sich als solche verkaufen und ein Faible für Dinge haben, die ein absolutes "No-Go" sind. Einige Branchen-Störenfriede, die auf welchem Weg auch immer zu ihrer Akkreditierung gekommen sind, bringen die Eishockey-WM-Macher ganz schön ins Schwitzen.
TV, Radio, Print, Fotografen, Online-Business, Profi- und Hobby-Blogger, gewichtige Experten, die den Weg kaum auf die Pressetribüne finden, dafür unermüdlich auf der Suche nach einem Auditorium sind, das ihre Weisheiten aufsaugt. Und wenn schon nicht freiwillig, dann zwangsbeglückt. Mit dem entsprechenden Organ geht alles.
Die Medienszene ist in Tagen wie diesen breiter aufgestellt denn je, die Grenze zwischen seriösen Berichterstattern und tatenlosen Adabeis im Ausflugsstadium wird immer schwammiger. Weil die Organisatoren von Eishockey-Weltmeisterschaften bei der Verteilung von Presseakkreditierungen - getreu dem Motto "Je größer die Meute, umso weitreichender die Berichterstattung" - stets offenherzig unterwegs sind, kommt es schon vor, dass sich Otto Normalverbraucher gelegentlich fragt, was der oder die hier zu suchen hat.
Ein paar Steinwürfe entfernt sitzt ein deutscher Kollege in der Prager O2-Arena. Er scheint zu arbeiten. Neben ihm zweifelsfrei seine Frau. Sie arbeitet definitiv nicht, hat aber so eine Lizenz zur Berichterstattung umgehängt. Sie langweilt sich, schaut mal links, mal rechts, dann wieder in ein TV-Kastl, um ihren Gatten davon zu informieren, dass die grün-weißen slowenischen Trikots ihren Geschmack nicht so wirklich treffen.
Sehr interessant. Der von der Fadesse überwältigten Dame muss man immerhin zugute halten, dass sie relativ leise kommuniziert und niemanden stört. Das können andere nicht von sich behauptet. Nach acht Turniertagen platzte den IIHF-Offiziellen der Kragen. Immer wieder sollen so genannte Reporter in die Mixed Zone vorgedrungen sein, um sich nicht Statements der Aktiven oder Trainer zu holen, sondern Autogramme. Absolut untragbar. Die Sünder wurden zur Rede gestellt.
Und weil das offenbar noch nicht zum Ziel führt, muss Klartext gesprochen werden. In Form einer Aussendung mit dem sinngemäßen Inhalt, dass "Journalisten, die sich in Zukunft um Unterschriften bemühen, auf der Stelle ihre Akkreditierung verlieren und aus der Halle geleitet werden".
Nicht explizit erwähnt wurden übrigens Kollegen, die auf der Pressetribüne das Trikot ihrer Nation oder ihres Lieblingsvereins übergezogen haben. Auch das ist vorgekommen. Der Mann mit dem Graz-99ers-Trikot ist seltsamerweise von der Bildfläche verschwunden ... Sachen gibt's.