Ein Schlag ins Gesicht

Von Markus Prinz   17.November 2015

Dass mit Daniel Mitterdorfer ein ÖEHV-Teamspieler auf die Straße gesetzt wird, ist ein Schlag ins Gesicht. Für das österreichische Eishockey, für den Spieler und letzten Endes auch für Teamchef Daniel Ratushny.

Was ist passiert? Die Black Wings entschieden sich am Montag für die Verpflichtung von einem weiteren Import-Verteidiger. Grant Lewis ist sein Name. Natürlich wollen wir den US-Amerikaner nicht voreilig verurteilen. Vielleicht ist die zusätzliche Qualität in der Defensive, die Lewis bringen soll, genau jener Baustein, der den Black Wings einen weiteren Titel einbringt. Vielleicht ist es die sportlich richtige Entscheidung - für den Verein.

Vielleicht aber auch nicht. Man muss sich fragen, warum Lewis in München keinen Vertrag erhalten hat? Der Stahlstadt-Club war jedenfalls nur die dritte Wahl des Verteidigers. "Grant Lewis wird sicher etwas Zeit benötigen, um sich in unserem Spielsystem zurecht zu finden. Wir erwarten aber, dass er unserem Team weiterhelfen kann", wird Manager Perthaler zitiert.

Definitiv die falsche Entscheidung ist die Abmeldung von Mitterdorfer für das Nationalteam. Der gebürtige Tiroler gehörte in den vergangenen eineinhalb Jahren zur Stamm-Besetzung unter Daniel Ratushny.
 

Wie kann man einen Teamspieler auf die Straße setzen?
 

  1. Die bisherigen Leistungen: Obwohl die Linzer die beste Defensive der Liga stellen, überstrahlen die Leistungen von Goalie Mike Ouzas ein akutes Problem. Während das erste Verteidigerpaar (Piche/Dorion) und auch Robert Lukas solide Leistungen abliefern, zeigt sich beim Rest der Defensivleute eine latente Schwäche im Spielaufbau sowie im Umschaltspiel. Dass die teils haarsträubenden Fehler nicht öfter zu Gegentoren führen, liegt hauptsächlich an Mike Ouzas, der pro Partie oft gleich mehrere Big-Saves liefert. Fehler leistet sich auch Daniel Mitterdorfer - aber, und das ist der Punkt: Er ist sicherlich nicht der einzige, der in den ersten 20 Runden gepatzt hat. Brett Palin brauchte lange, sich an das hohe Tempo bei Kontern zu gewöhnen. Auch Mario Altmann ist bereits in der Kritik gestanden und hält wie Mitterdorfer bei einer Plus/Minus-Bilanz von -7.
     
  2. Das Punktesystem: Will man einen zusätzlichen Import holen, muss Platz am Punktekonto geschaffen werden. 60 Punkte darf ein EBEL-Team maximal haben. Je nach Erfahrung und Alter belastet ein Spieler einen Verein mit 0 bis 4 Punkten. Die Obergrenze liegt bei 60 Punkten pro EBEL-Team. Die Berechnung der Punkte pro jeweiligen Spieler ist hochkomplex und öffentlich nicht einsehbar. Insider sprechen von 1,5 freien Punkten im Kader der Linzer. Soviel steht aber fest: Weil sich im Fall der Black Wings Fechtig, Mayrhauser und Kirchschläger durch ihr Alter (unter 24) und damit 0 Punkten nicht am Punktekonto bemerkbar machen, scheiden sie in der Abgangs-Frage aus. Mitterdorfer verbraucht laut seinen eigenen Angaben 2,5 Punkte. Die Wahl kann also, wenn kein Legionär getauscht wird, nur einen Österreicher betreffen.
     
  3. Der Legionärs-Bonus: Import-Spieler sind die Essenz in der Erste Bank Eishockeyliga. Ihre Qualität kann Meisterschaften entscheiden. Das war schon immer so. Einheimische Cracks finden sich meist erst in Linie zwei, drei oder vier. Das hebt zum einen die sportliche Qualität der Liga, besiegelt aber andererseits für das ÖEHV-Nationalteam ein Dasein als Fahrstuhl-Nation. Das Eishockey-Nationalteam verfügt über wesentlich weniger Legionäre, als das beispielsweise derzeit beim ÖFB-Team der Fall ist. Und das liegt zum einen an den Nachwuchs-Abteilungen, zum anderen aber ganz klar an der Liga - inklusive dem Punktesystem. Ab einem Alter von 24 Jahren müsste ein Österreicher die Leistung eines Legionärs bringen, um die Eiszeit zu bekommen, die dem Nationalteam weiterhelfen würde.

 

Wie man das ändern kann? Die Punkteregel gibt es bereits seit der Saison 2007/08. Grundsätzlich ist das aktuelle System nicht das schlechteste, allerdings bräuchte es zusätzliche Adjustierungen, um das österreichischen Eishockey nach vorne zu bringen. Vielleicht würde ein sportlicher Schlag ins Gesicht, wie beispielsweise ein Nicht-Aufstieg aus der B-WM, zum Umdenken anregen.