Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Time to say Goodbye!

Von Verena Prenner aus Palästina, 20. November 2014, 17:29 Uhr
Blick aus dem Flieger. Bild: Verena Prenner

Ein Jahr Israel, Palästina.

Die ersten Monate in Tel Aviv und Jerusalem, um schlussendlich in einem Flüchtlingslager in der palästinensischen Westbank anzukommen. 

Fünf Monate, geprägt von der großen Depression und den Unruhen vor und während des Gazakrieges, aber auch von sehr vielen positiven Lichtblicken und schönen Momenten.  

Von Freunden, Bekannten und all jenen, die mir ans Herz gewachsen sind, Abschied nehmen, geht sich nie aus. Kaffee hier, Tee da, letzte gemeinsame Essen, 

palästinensische Kleider als Geschenk und hausgemachte Feiertagskekse für die Familie daheim. Überladen mit Gepäck, aber glücklich über die erlebte Zeit und wertvolle Erfahrung, bestelle ich mir ein Taxi von meiner Wohnung im Flüchtlingslager zum Bus Nr. 21 in Bethlehem, der mich nach Jerusalem und dann weiter nach Tel Aviv bringen wird.

Faszination Israel/Palästina. Was macht sie aus?

In Tel Aviv angekommen, sitze ich nochmals am Ende des Mittelmeers und reflektiere die letzten 12 Monate hier.

In einem Land, flächenmäßig kaum größer als Niederösterreich, leben Menschen aus allen Herrenländern. Jüdische Immigranten, Araber, die schon seit jeher hier wohnten, afrikanische Flüchtlinge und viele mehr. 

Das Land, Schmelztiegel unterschiedlichster Kulturen und Mittelpunkt vieler Religionen, sowie Schauplatz eines nicht enden wollenden Konflikts. 

Die wichtige Trennung von Politik und Religion haben beide Seiten, weder die israelische noch die palästinensische, noch nicht vollzogen. 

Die Komprimierung der unterschiedlichen Kulturen, Religionen und Gesellschaften auf einer verhältnismäßig kleinen Fläche erzeugt Spannungen positiver und negativer Natur, die allgegenwärtig spürbar sind. Und genau diese sind es wahrscheinlich, die diese einzigartige, faszinierende Stimmung hier ausmachen. 

Ein jüdischer Freund meinte dazu einmal: "If we all could live in peace together here, it would be a paradise". Meine Zustimmung.   

Am Weg zum Flughafen

Am nächsten Morgen bringt mich ein Freund zum Flughafen. Die Anspannung steigt. Wie jedes Mal hat man ein komisches Gefühl, den Fragen und Investigationen der dortigen Security Mitarbeiter ausgeliefert zu sein. Politisch war ich nie aktiv, dennoch wurde mir oft gesagt "Be careful, here are a lot of spys around". 

Israelische und Palästinensische, beide Seiten waren an den Vorgängen und politischen Aktivitäten im Camp interessiert. 

In meinem Gepäck unter anderem an die 50 fotografische Filme, unentwickelt und Masken mit arabischen Schriftzeichen, die durch eine Fotografieserie entstanden sind.  

Auf israelischer Seite wird ein Aufenthalt im palästinensischen Gebieten nicht gerne gesehen und hat meist lange Befragungen zur Folge.

Der Freund, der mich zum Flughafen bringt, ist Filmproduzent mit reger Fantasie. In den 50 km von Tel Aviv nach Ben Gurion diskutiert er 20 mögliche Szenarien durch, wie z.B. "Wenn sie dir die Filme abnehmen, flieg nicht ohne deine Filme und werde nicht aggressiv. Sie warten nur darauf, dass du handgreiflich wirst und schon haben sie einen Grund mehr, die Filme einzubehalten und du einen Vermerk im System. Bleib´ wie ein Kartoffelsack sitzen, rühr dich nicht vom Fleck und gib Bescheid und ich regle den Rest", war eine davon.  

Alle nicht sehr hilfreich, um die innere Ruhe zu bewahren. Zum Glück bin ich dreieinhalb Stunden vor Abflug hier. Genügend Zeit. 

Die Gepäckstücke werden noch vor dem Check-in durchleuchtet. Bekommt man das OK des Mitarbeiters nicht, folgt eine genauere Kontrolle. So auch bei mir. Alles auspacken. 

Beinahe 2 Stunden dauert es, in denen ich gleichzeitig mit unzähligen Fragen über meinem Aufenthalt konfrontiert werde. 

Danach blickt eine der beiden Securitymitarbeiterinnen zu mir und meint, "but you are already a kind of late now, you should rush". Danke.  

Eine Stunde später und 3 Kontrollen mehr sitze ich erleichtert im Flieger Richtung Istanbul. Neben mir ein betagter Israeli, der seit Jahren in Namibia wohnt und seine Familie, die er in Israel zurück lies, besuchte. Dazu erklärte er: "Ich musste einfach weg, ich konnte hier nicht mehr leben. Es hat mich emotional zu stark belastet. 

In einem Konflikt sind beide Seiten Verlierer, die einen mehr, die anderen weniger. Aber hier wird nie jemand gewinnen". 

Der Flieger steigt auf, wir blicken auf Tel Aviv zurück, ehe wir das Mittelmeer unter uns sehen und in den Wolken verschwinden.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

1  Kommentar
1  Kommentar
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
( Kommentare)
am 08.01.2015 12:53

sind einfach notwendig, es gibt genügend Wahnsinnige im Nahen Osten. Lange Wartezeiten sind aber nicht zwingend, meine Frau und ich hatten nur einen kurze Kontrolle , kaum mehr als in Schwechat.
Tel Aviv, eine wunderbare , sichere und moderne Stadt, könnte auch in Europa stehen. Ich kann einen Urlaub in Israel nur jedem empfehlen, die Menschen sind freundlich und die Strände wunderbar. Dass Israel kulturell und historisch interessant ist braucht man wohl nicht erwähnen.

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen