Mühlviertler Blasmusik in Moskau

Von Thomas Nigl   29.August 2017

Puh, was für ein Wochenende! Zugegeben, mein Reiseprotokoll der letzten Tage liest sich - vorsichtig ausgedrückt - abenteuerlich:

Samstag, 13 Uhr: Abfahrt aus Linz, 18:30 Uhr: Abflug vom Wiener Flughafen, 22 Uhr: Landung in Moskau

Sonntag, 19:30 Uhr: Abflug aus Moskau, 22 Uhr: Landung in Wien, 1 Uhr: zurück in Linz

Linz - Moskau - Linz in 36 Stunden!

Wer sich das antut, braucht einen guten Grund. Und den hatte ich. Denn zwischen Hin- und Rückreise à 2.000 Kilometer liegen eine nächtliche Besichtigungstour (ja, der Rote Platz ist auch um 2 Uhr nachts sehr beeindruckend!) und ein 90-minütiges Konzert.

Die Entstehungsgeschichte? Fast noch unglaublicher. Anfang August, vor nicht einmal vier Wochen, läutet mein Telefon: eine sehr nette Dame aus Russland erklärt mir in perfektem Englisch, ich solle doch mit meiner Band übers Wochenende nach Moskau kommen. Ein Brass-Festival stünde auf dem Programm und da käme den Veranstaltern eine Blechbläsergruppe aus Österreich gerade recht. 

Was, wie bitte? Das kann doch nicht ihr Ernst sein!

Oh doch! Im Eilzugstempo wurden Flüge gebucht, Visa beantragt, Hotelzimmer reserviert. Nur zum Russisch-Lernen blieb keine Zeit.

Und am Sonntagnachmittag war es dann soweit. In einem Moskauer Freizeitpark, dessen Name - wie ich finde - nicht typischer für Russland sein könnte (Vystavka Dostizheniy Narodnogo Khozyaystva, zu deutsch "Ausstellung der Errungenschaften der Volkswirtschaft") durften wir nun also Errungenschaften der österreichischen Blasmusik präsentieren. Ein gigantisches Aquarium, eine Raumfähre aus dem Kosmonautenprogramm der Sowjetunion und dazwischen ein Haufen Mühlviertler Blechbläser. Kurioser wird es nicht mehr ...

Zeit zum Genießen bleibt nicht, die Reise ist Moskau aber allemal wert. In wenigen Tagen steht bereits der nächste "Ausflug" auf dem Programm. Das Ziel: Shanghai. Die Reisegruppe: 60 Musiker der Lackener Musikkapelle. Die Vorbereitungszeit: Gott sei Dank etwas länger! Seit über einem Jahr laufen die Planungen. Eigentlich genug Zeit, um sich passable Chinesisch-Kenntnisse anzueignen – doch ich muss gestehen: in meinem Fall hat auch das nichts geholfen ...