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Die Rechnung ohne den Wirt

Von Efgani Dönmez, 08. Oktober 2016, 00:04 Uhr

Es herrscht Unmut in unserer Gesellschaft, in manchen Teilen der Bevölkerung besonders. Dieses Unbehagen ist mittlerweile so hoch, dass es in Wut umschlägt.

Die Herausforderungen, mit denen sich Gastronomen und Veranstalter herumschlagen müssen, bringen manche Wirte und Veranstalter zur Weißglut. Ebenso manchen Kunden, welcher für ein Seiterl Bier drei Euro und mehr zahlen muss.

Mit dem Aussterben der Gasthauskultur geht auch der Verlust der Identität und Kultur einher. So verhält es sich auch mit dem Sterben regionaler Zulieferbetriebe – vom Bäcker, Fleischer, Gemüsehändler bis hin zum Bauern. Es ist ja nicht Zufall, dass der massiven Schließung von Bauernhöfen in den letzten Jahren nun ein Wirtshaussterben folgt. Das herkömmliche Wirtshaus wird von Systemgastronomien massiv unter Druck gesetzt. Hinzu kommt, dass an jeder Ecke jedermann einen Fast-Food-Stand mit Kebab über Pizza bis zum asiatischen Wok betreiben kann.

Der Logik des freien Marktes folgend, wo Angebot und Nachfrage über Existenz und Erfolg entscheiden, muss der Wirt und Veranstalter Experte im Umgang mit Behörden und Gesetzesauflagen, Personalmanager und Steuerexperte sein. "Der Wirt, welcher vor Ort bei den Gästen präsent sein sollte, den gibt es de facto nicht mehr, weil man mit so viel anderen bürokratischen Arbeiten zugedeckt ist", so das Enfant Terrible und der Thilo Sarazzin der Gastronomieszene, Günter Hager, Inhaber des Josef Linz.

Er fasst seine 45-jährige Erfahrung in seinem Buch "Fucking Gastro" zusammen, wo er seiner angestauten Wut ein Ventil gibt. Eine Anklageschrift gegenüber der Politik, welche sich immer neue Auflagen einfallen hat lassen.

Mit mancher Partei wird hart ins Gericht gegangen, ebenso mit der Standesvertretung. Eric Fischer, Visionär und langjähriger Initiator der legendären Danube Raves, eines elektronischen Musikfestivals, gibt sich versöhnlicher und erklärt das Aussterben der Club-Szene mit überbordenden Auflagen, Vorschriften, Lustbarkeitsabgaben und sonstigen Steuern sowie dem Mangel an Austausch zwischen Veranstaltern und Behörden.

"Im kommerziellen Bereich, abseits vom Mainstream kann man als Veranstalter, welcher keine öffentlichen Subventionen erhält, wirtschaftlich nicht mehr überleben", so Fischer. Wenn Menschen mit jahrzehntelanger Erfahrung diese Entwicklungen mehr als Schikane als die nachvollziehbare Erfüllung von bestimmten Auflagen zur Qualitäts- und Arbeitsplatzsicherung empfinden, sollten diese nicht als Querulanten abgestempelt werden, sondern als ernstzunehmende Anregung zum Handeln. Die Rechnung sollte man nie ohne den Wirt machen, denn als Meinungsbildner haben Wirte einen Einfluss auf bevorstehende Wahlentscheidungen.

Efgani Dönmez ist ehemaliger Bundesrat der Grünen.

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18  Kommentare
18  Kommentare
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kontrolle (2.691 Kommentare)
am 09.10.2016 09:50

Es ist ja jeden "unbenommen", welche Lokale er/sie besucht.

Aber diesen "Buden" oder Vorstadtsowieso wie Sie hier ein Gastrojournalist nennt, haben mE wohl ihre Berechtigung.

Es ist mE eher ein autoritärer Zugang zu Gesellschaft, jene Leute, die nicht dem eigenen und damit subjektiven "Weltbild" entsprechen, bevormunden zu müssen, wie sie zu leben haben.

Der Betrieb zB eines Lokales ist mit Aufgabe, Perspektive, Hoffnung und daraus folgend Einkommen verbunden. Rechte, die in einer aufgeklärten und liberalen Gesellschaft jedem zugestanden werden sollen/müssen. Und die Gäste dort zB fühlen sich vermutlich wohl. Mehr als zB alternativ in den Besserwisser- oder Fingererhebereinrichtungen von (rechten?) Psychos&Co.

Und probieren Sie mal die Mittagsküche (meist nur ein Menü) dieser Vorstadtlokale. Sie werden staunen? Das schmeckt oft noch hausmann/fraugemacht authentisch wie auch der Gastroredakteur hier schon mal ausführte.

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kontrolle (2.691 Kommentare)
am 09.10.2016 09:26

Ich glaube mitbekommen zu haben, dass das "Bäckersterben" vor ca 20 Jahren der "Trend" war.

Die Brotpreise in den Diskontern und Supermärkten&Co wurden! analog zu typischen anderen Produkten noch jetzt gerne als sowieso gesehen/gemarktet.
Schon seit geraumer Zeit bemerke ich eine eklatante Erhöhung des Brotpreises, insbesondere mE der Einführung von Spezialbroten geschuldet. Die Brotpreisbindung gibt es ja mW auch nicht mehr. Das Denken danach wohl noch. Es gibt immer noch günstigere "Standardbrote" (meist genannt Mischbrot...).

Dieser Umstand führte mE wieder zu mehr Bäcker. Siehe Frau Haas hier.

Die Dame, die ja glaubhaft, in ihrer erst kürzllichen Karriere auch Bäcker betreut/begleitet hat, wird wohl die aktuelle Zeit sehen.

Die "alten" Bäcker und deren Fetische beklagen sich, dass ihre Profession beschädigt werde, weil durch die Aufbackstationen&Co, der Kern/Ansehen ihres Gewerbes leide und durch Aufbäcker und Mischungserzeuger (noch als Bäcker anerkannt, oder?) ersetzt werde.

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schwarzesHerzchen (178 Kommentare)
am 08.10.2016 14:21

.....angeblich trifft man sehr viele GrünInnen in den amerikanischen Systemgastronomien an...sind immer so für das Natürliche und Ursprüngliche..wird man dort kaum finden.

Dönmez hat wieder einmal ein wichtiges Thema angesprochen, das in Wahrheit uns alle betrifft.

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vinzenz2015 (45.950 Kommentare)
am 08.10.2016 22:26

angeblich ..... blablabla...

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schwarzesHerzchen (178 Kommentare)
am 09.10.2016 08:21

Tatsächlich sind sehr viele Ceta-DemonstrantInnen in Wien im Anschluss bei der amerikan.Systemgastronomie gelandet.
Nicht angeblich....
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MitDenk (29.558 Kommentare)
am 08.10.2016 13:00

Arbeitsplätze gehen wohl deshalb verloren, weil immer mehr Arbeit auf die Maschinen und Computer übergeht. Es will sich ja keiner mehr schinden und schmutzig machen. Und Arbeitskräfte sind der Wirtschaft zu teuer geworden.
Dass Bäcker sterben ist mir neu. Für mich schossen sie in den letzten Jahrzehnten wie Schwammerl aus dem Boden.
Kleine Bauern haben aufgegeben, weil keiner mehr heute von dem Ertrag leben will und kann, der dabei herausschaut. Andere setzten auf eine Sparte, wo es eine Überproduktion gab und daher die Preise ruiniert wurden. Wo können das andere Wirtschaftstreibende?
Na, und wenn die Feuerwehren keine Zeltfeste mehr veranstalten dürfen, muss von wo anders die Finanzierung derselben kommen. Um die zusätzliche freiwillige Arbeit ist sicher keinem leid.
Wirte haben wir fast mehr wie genug!

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MitDenk (29.558 Kommentare)
am 08.10.2016 13:01

War die Antwort an mercedescabrio!

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leser (2.219 Kommentare)
am 08.10.2016 18:18

In welchem Schlaraffenort lebst du denn? Könnte sein, dass du Kebab-Buden und Würstelstände und McDonalds zu den Wirten zählst?

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MitDenk (29.558 Kommentare)
am 09.10.2016 07:54

Die von Ihnen angesprochene "Gastronomie" sieht mich nie!
Linz hat anderes zu bieten: Z. B. Donauwirtinnen, Wirt am Graben, aber auch die Schlossbrasserie oder das Restaurant beim Lentos, das Cafe Central, das Pöstlingberg's, den Exenschläger oder auch mal das Salonschiff Fräulein Florentine u.a.m.
Die werden womöglich alle nicht in ihr Muster passen, wenn Sie vor allem Wirte suchen, wo an Stammtischen gezecht und Politik gemacht wird. Diese sind für meine Begriffe zu Recht im Aussterben! Warum sollte man den Alkoholismus fördern und eine Politik, die dort von Süchtigen und Leuten, wo die Gehirnzellen darunter schon gelitten haben, gemacht wird.

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kleinEmil (8.275 Kommentare)
am 09.10.2016 08:00

Leuten, welche das Bäckersterben nicht mibekommen, spreche ich jeglichen Sachverstand in wirtschaftlichen Belangen ab.

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MitDenk (29.558 Kommentare)
am 09.10.2016 18:43

Bäcker, die nicht mit der Zeit gehen, müssen vielleicht aufgeben. Alle anderen dürften gut leben, da heute kaum noch jemand nur mit Hausbrot zufriedenzustellen ist, sondern gerne auf das vielfältige Angebot an Spezialbroten und sonstigem Gebäck zurückgreift.
Erst kürzlich machte ein Bäcker in der Herrenstraße auf - ein Idealist auf seinem Gebiet. An jeder Ecke ist ein Laden zu finden. In den meisten gibt es auch Gebäck frisch aus dem Ofen.
Wahrscheinlich ist nicht mehr alles so natürlich hergestellt wie früher, sondern kommen viele Backmischungen etc. zum Einsatz. Aber weniger Bäcker wie früher gibt es mit Sicherheit nicht.
Selbst im kleinen Ort, wo ich wohnte, gibt es zwei Bäcker. Der eine hat den Betrieb sogar um eine Konditorei erweitert und dürfte von beidem gut leben, da die Qualität passt. Jammern werden die, die zu wenig innovativ sind und deshalb nicht mehr mithalten können.

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mynachrichten1 (15.427 Kommentare)
am 08.10.2016 12:09

Schikanen ohne ausreichende Kommunikation oder Austausch mit Behörden.

Überall wo Mensch mit Behörde in Kontakt kommt, erkennt er vielfach Inkompetenz aber nicht selben auch Schikanen.

Gerade die Wirtschaftsvertretungen werden halt noch schauen, wenn Sie ihre Zwangsmitglieder verlieren werden.

Denn am Ende gibt´s dann halt nur mehr eher Supermarktkultur.

Was neben dem Markt allerdings nicht sein dürfte ist der Umstand, das die Qualität bei den "Schikanen" mit zum Beispiel nur einer anonymen Datenbank deutlich verbesssert werden könnte.

Es gibt leider im öffentlichen Bereich zu Viele Leute, die sturr heil und auch aus mangelnder Empathie und Erfahrung nicht die unparteiische Dienstleistung erbringen - die eher als Hilfe, denn als Schikane bewertet werden kann.

Und wenn dann noch Streitkosten dazukommen und hier wiederum schlechte Qualität - dann verzichten Viele auf ihre Selbständigkeit und gehen lieber Hackeln.

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mercedescabrio (5.482 Kommentare)
am 08.10.2016 11:44

zuerst wurden viele bauern gezwungen ihren hof aufzugeben. dann folgten die viehhändler und metzger. und jetzt gehts den bäcker und wirten an den kragen. zigtausende arbeitsplätze gingen verloren und es werden wahrscheinlich noch mehr. und das alles haben wir unserer wirtschaftspartei zu verdanken, welche zu allen was von den roten genossen gefordert wurde, zugestimmt haben.

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mynachrichten1 (15.427 Kommentare)
am 08.10.2016 12:58

Viel von dem Beamten Dumm im ja mehrheitlich im schwarzen Bereich und entsteht daher, das diese Personen und Chefs bis zu den Gesetzgebern selber noch nie in dieser Unternehmer- Situation waren und eine gewisse Lebensberechtigung brauchen.

Ein bekanntes Beispiel von Verhinderung eines Unternehmens ist der Streit Fekter gegen den Fleischer.

ich könnte Dir die schönsten Geschichten erzählen, gerade auch mit schwarzer Handschrift.

Egal welche Partei in Österreich, Kasperltheater spielen geht auf Kosten von sicheren Arbeitsplätzen und bringt dann mehr Arbeitslosengeldbezieher.

Zerstörung ist leichter als Pflege schwacher Strukturen.

Mit Führermentalität und rechts oder links erreicht man praktisch und faktisch nichts.

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mercedescabrio (5.482 Kommentare)
am 08.10.2016 11:24

donmez hat recht. die möbelhäuser z.b. sind die grössten gastronomiebetreiber österreichs. ausserdem gehört das kleine freie gastgewerbe abgeschafft. jeder dahergelaufene kümmeltürk und andere kulturbereicherer, dürfen mirnix dirnix buden eröffnen, ohne konzessionsprüfung. die vielen bierzeltveranstaltungen von vereinen tragen zum wirtesterben bei. daher kein bierzelt ohne konzessionsträger und gleiche abgaben wie ein wirt. manche feuerwehrfeste machen in 3 tagen mehr umsatz als ein dorfwirt das ganze jahr.

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Puccini (9.519 Kommentare)
am 08.10.2016 11:06

Schreibt der gute Mann im Forum ab?

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Gugelbua (31.807 Kommentare)
am 08.10.2016 09:53

wir steuern auf einen Zentralismus zu - bis es mal wieder kracht und die Politik steckt den Kopf in den Sand zwinkern

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mynachrichten1 (15.427 Kommentare)
am 08.10.2016 12:18

es kracht deshalb nicht, weil sich eben alles verlagert, von Klein zu Groß und der Wohlstand wesentlich dazu beiträgt, das es wieder Depperte Führer leicht haben, Soldaten für Krieg zu rekrutieren(vereinfacht übertrieben).

Aber wie Dumm Politik ist, das wissen die, die nun weit und breit kein Postamterl mehr haben.

Politik ist im Endeffekt ja das, was vom Markt gemacht wird!!

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