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Das Mysterium der niedrigen Inflation

08. November 2017, 00:04 Uhr
Das Mysterium der niedrigen Inflation
Bild: OON

Seit Jahren fluten die wichtigsten Notenbanken der Welt die Wirtschaft mit frischem Geld. Sie wollen damit die Wirtschaft wieder ankurbeln und eine drohende Deflationsgefahr bannen. Das Ankurbeln der Wirtschaft ist gelungen. Deflation haben wir auch keine, aber die Inflation springt nicht an.

Nach dem Lehrbuch müssten wir längst eine stattliche Inflation haben. Auf jeden Fall so hoch, dass die Notenbanken anfangen könnten, die Zinsen wieder zu erhöhen. Aber es rührt sich nichts.

Die eine schlüssige Erklärung dafür gibt es nicht, bestenfalls Ansätze dafür. Die kaum spürbare Geldentwertung sei schon ein erster Vorbote der Digitalisierung. Wenn immer mehr Arbeiten durch Computer und Roboter erledigt würden, schwinde der Lohndruck und damit auch die Macht der Gewerkschafter.

Ein weiterer Grund sei die Globalisierung. Die Welt ist klein geworden. Unternehmen verlagern ihre Produktion dorthin, wo die Lohnkosten niedrig sind. Auch das vermindere die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmervertreter. Es reicht oft auch schon die Androhung einer Verlagerung von Jobs ins Ausland.

Dazu kommt ein weiterer Megatrend, der die Löhne kaum noch steigen lässt: die Arbeitswelt wird flexibler. Wie das private britische Forschungsinstitut Capital Economics ermittelt hat, erhöhte sich in den G7-Staaten der Anteil der Teilzeitbeschäftigten an der Gesamtbeschäftigung von zwölf Prozent in den frühen 1980er-Jahren auf derzeit 18 Prozent. Auch das schwächt die Gewerkschaften, die zumeist Vollzeitbeschäftigte mit unbefristeten Verträgen vertreten.

Wenn diese Erklärungsansätze wirklich stimmen und auch bei guter Konjunktur das Inflationsziel von knapp unter zwei Prozent, wie es sich die EZB und auch die US-Notenbank Fed selbst gesetzt haben, nur mehr mit "unkonventioneller" Geldpolitik erreichbar ist, dann sind vielleicht die Inflationsziele nicht mehr zeitgemäß.

Genau so argumentiert der frühere Chef-Volkswirt der EZB, der deutsche Ökonom Jürgen Stark. "Die EZB muss akzeptieren, dass die Inflation in Zukunft niedriger sein kann, als wir es gewohnt waren", sagte Stark am Montag bei einer Veranstaltung in Den Haag. Dann müssten die Notenbanker auch nicht mehr die Finanzmärkte verzerren.

Aus Sicht Starks hat die niedrige Inflation mit dazu beigetragen, das Wirtschaftswachstum im Euroraum auf das derzeitige Niveau zu hieven. "Sie hat das verfügbare Einkommen der Haushalte angehoben und wie eine Steuererleichterung gewirkt."

Stark war vor sechs Jahren im Streit über das Vorgehen der EZB in der europäischen Schuldenkrise von seinem Posten zurückgetreten. Offenbar hat er noch keinen Frieden mit seinem früheren Arbeitgeber gemacht. Vielleicht hatte er ja recht, und die Notenbanken haben mit ihrer Geldpolitik einfach weit über das Ziel hinausgeschossen.

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