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„Habe mich nie für Western begeistert“

Von André Wesche, 12. Jänner 2013, 00:04 Uhr
„Habe mich nie für Western begeistert“
Quentin Tarantino und sein Lieblingsdarsteller Christoph Waltz (mit neuem aerodynamischen Haarschnitt). Bild: Reuters

Am 24. Februar könnte Christoph Waltz trotzdem für „Django“ den Oscar gewinnen.

Mit seinem Auftritt in Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ löste der gebürtige Wiener Christoph Waltz ein Dauerticket nach Hollywood. Nun überzeugt der 56-Jährige in einer Rolle, die ihm Tarantino auf den Leib geschrieben hat. Im Western „Django Unchained“ verkörpert Waltz einen Kopfgeldjäger, der sich im Amerika der Sklavenhalterzeit an die Seite der entrechteten Schwarzen stellt.

OÖN: Herr Waltz, ist es wahr, dass Sie als Erster Tarantinos Drehbuch lesen durften?

Christoph Waltz: Ja, das ist wahr. Manchmal werde ich gefragt, ob ich am kreativen Prozess beteiligt war. Das muss ich verneinen. Tarantino schreibt mit der Hand Abertausende von Notizen. Die fasst er dann ein bisschen zusammen und korrigiert sie, auch das per Hand. Irgendwann tippt er alles in einen alten Wordprozessor und druckt die Seiten aus. Und ich habe sie manchmal wirklich direkt aus dem Drucker bekommen. Das zeigt er sonst niemandem.

OÖN: Viele Schauspieler träumen von einer Westernrolle. Ist für Sie ein Wunsch in Erfüllung gegangen?

Christoph Waltz: Nein. Ich habe mich nie für Western begeistert. Ehrlich gesagt, waren mir die Spaghetti-Western näher als die Klassiker. Ich bin in dieser Zeit aufgewachsen und habe jede Woche neue Fotos im Schaukasten gesehen. Als ich endlich alt genug war, um in „Spiel mir das Lied vom Tod“ reingelassen zu werden, war ich völlig geplättet.

OÖN: Begibt man sich bei der Arbeit mit Tarantino in eine andere Welt?

Christoph Waltz: Wenn Sie es genau nehmen, ist das jedes Mal der Fall, wenn man sich mit jemandem einlässt. Wenn man es eine Zeit lang von Berufs wegen betreibt, ist man es gewöhnt, dass einer den Ton angibt und die anderen sich in dessen Welt begeben. Dass diese Welt immer so aufregend und interessant und inspirierend ist wie bei Tarantino, kann man allerdings nicht behaupten.

OÖN: Haben Sie in Amerika Erfahrungen mit Rassismus gesammelt?

Christoph Waltz: Ich selbst habe dort mit Rassismus überhaupt keine Erfahrungen gemacht. Es gab allerdings sehr viele Diskussionen um dieses Filmthema. Ich kann mir keine wirkliche Meinung erlauben, weil wir das immer aus einer distanzierten Sicht beurteilen würden. Diese Distanz ist zu groß. Wir wissen es intellektuell, aber wir haben überhaupt kein Gefühl dafür, was es bedeutet. In Amerika ist man überhaupt nicht flexibel, was dieses Thema betrifft, auf keiner Seite.

OÖN: Warum tut man sich in den USA so schwer mit der Aufarbeitung der Vergangenheit?

Christoph Waltz: Wir haben das hier ja auch nicht freiwillig gemacht. Bis in die 60er- Jahre hinein waren Justiz, Bahn und Post noch mit Nazis durchsetzt. Die Auseinandersetzung damit wurde quasi erzwungen. In Amerika ist man immer elegant drüber geschliddert, bis heute. Dieses Eis muss irgendwann gebrochen werden. Aber wir können das weder beurteilen noch erzwingen. Das muss eine Gesellschaft aus sich heraus leisten.

OÖN: Sie wohnen in Los Angeles. Was vermissen Sie dort an Europa?

Christoph Waltz: Jahreszeiten. Die fehlen einem wirklich. Der Unterschied zwischen den Jahreszeiten ist dort minimal. Am meisten vermisse ich die langen Sommertage, die Dämmerung, in der es abends um halb elf noch so blau ist. In Los Angeles sind die Nächte immer lang.


Demnächst als Gorbatschow im Kino

Rekord: Sollte Christoph Waltz am 24. Februar den „Oscar“ als bester Nebendarsteller für seine Rolle als Dr. King Schultz in „Django Unchained“ (ab 18. Jänner in Österreichs Kinos) erhalten, wäre es nach 2010 („Inglourious Bastards“) sein zweiter „Oscar“ – Rekord für einen deutschsprachigen Schauspieler!

Herkunft: Das Talent wurde dem am 4. Oktober 1956 geborenen Wiener in die Wiege gelegt: Seine Großeltern waren Schauspieler am Burgtheater, die Eltern arbeiteten als Kostüm- und Bühnenbildner fürs Theater.

Privat: Waltz, der aus einer früheren Ehe mit einer Amerikanerin drei Kinder hat, ist gegenwärtig mit der Kostümbildnerin Judith Holste liiert. Aus dieser Beziehung entstammt eine weitere Tochter.

Projekte: In Mike Newells Film „Reykjavik“ der 2013 gedreht wird, wird Waltz Michail Gorbatschow verkörpern. Sein Gegenpart: Michael Douglas als der frühere US-Präsident Ronald Reagan.

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