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Roland Kaiser: "Ich habe gelernt, im Jetzt zu leben"

Von Reinhold Gruber, 26. Juli 2014, 00:04 Uhr
"Ich habe gelernt, im Jetzt zu leben"
40 Jahre im Musikgeschäft, aber von Jubiläen und dem Blick zurück hält Roland Kaiser wenig bis gar nichts. Bild: Paul Schirnhofer

Roland Kaiser: Sein Name ist Programm. Der 62-Jährige, der zu den erfolgreichsten Schlagersängern Deutschlands zählt, steht seit 40 Jahren auf der Bühne. Darauf bildet er sich aber nichts ein, wie er Reinhold Gruber verriet.

Profiliert, produktiv und erfolgreich. Attribute, die dem in Münster lebenden Sänger und Autor zugeschrieben werden. In den 40 Jahren, die Roland Kaiser nun schon Musik macht – 28 Alben und 92 Singles hat er veröffentlicht –, erreichte er viel. Sein neues Album "Seelenbahnen", für das er sich auf die Rolle des Sängers und Produzenten konzentrierte und das Schreiben der Texte anderen überließ, ist voll Geschichten über das Leben, Beziehungen und Erkenntnisse, die mit dem Mehr an Lebensjahren noch klarer und deutlicher werden.

Es war ein weiter Weg, auf dem Roland Kaiser viel erlebt und viel durchlebt hat. Es gelang ihm, wie er sagt, Hindernisse in Chancen zu verwandeln. So hat er eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), die vor vier Jahren eine Lungentransplantation notwendig machte, überstanden, fühlt sich nun in seinem zweiten Leben. Diese Erfahrung macht manche seiner Gedanken noch viel verständlicher und nachvollziehbarer.

OÖNachrichten: Vor 40 Jahren brachten Sie Ihr erstes Lied "Was ist wohl aus ihr geworden" heraus.
Roland Kaiser: Und diese erste Single im Jahr 1974 war ein Flop. Die Hits kamen erst später.

Hat dieses Jubiläum, im Speziellen die Zahl 40, eine besondere Bedeutung für Sie?
Nein. Diese Zahl ist genauso besonders wie 39 oder 41. Ich bin kein Jubiläumsfreak. Das gilt für meinen Geburtstag ebenso wie für angeblich bedeutende Tage und Jahre. Das alles ist mir völlig wurscht.

Aber 40 Jahre sind Ausdruck einer Beständigkeit.
Es ist aber nicht mein Verdienst, dass ich so lange spielen durfte. Es liegt an den Menschen. Wenn das Publikum in keine Halle mehr kommt und meine Konzerte so zur Möbelausstellung macht, weil auf den Stühlen keiner mehr sitzt, dann kann ich nicht weiterspielen.

Wenn Sie auf Ihre 40 Jahre dauernde Karriere zurückblicken, empfinden Sie was?
Ich gucke nicht zurück. Ich schaue nach vorne. Ich bin kein Mensch, der in der Retrospektive lebt. Ich habe es gelernt, im Jetzt zu leben. Jetzt in diesem Moment interessiert mich nichts anderes als dieses Gespräch. Und stolz bin ich auf ganz andere Dinge als auf Musik.

Zum Beispiel?
Auf meine Kinder.

Aber Sie haben mit Ihrer Musik so viel erreicht.
Ja, aber es ist eine Mischung aus Glück, dem Umstand, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, und dass einem der richtige Mensch die richtige Idee für ein Lied gibt. Das alles hat nichts mit mir zu tun. Es ist schön, wenn es so ist, aber das kann man sich nicht vornehmen.

Für "Seelenbahnen" haben Sie ausnahmsweise vom Schreiben die Finger gelassen. Warum?
Ich habe mich zurückgehalten, weil ich mich mehr um die Produktion kümmern wollte. Die Idee war, andere die Texte schreiben zu lassen, zu schauen, wie sie mich sehen. Ich war gespannt, ob sie mir etwas hinlegen, was ich selbst nicht hätte schreiben können. Es gibt Dinge, die man aus der Entfernung besser sehen kann, als wenn man direkt davorsteht.

Wurde Ihre Erwartung erfüllt?
Ich habe gute Autoren gewonnen, die mir Texte geliefert haben, die ich selbst nie geschrieben hätte. Ich hätte niemals in einem Lied geschrieben, dass es schöner war, Single zu sein, weil einem niemand sagt, dass man den Müll raustragen soll. Til Lindemann von Rammstein hat einen völlig schrägen Text geschrieben, in dem jemand, der betrogen wird, klarmacht, dass er den anderen stets überwacht. Sein "Ich weiß alles" hat einen Hauch von Hitchcock, und ich finde es faszinierend, dass er eine Liebesbeziehung so reflektiert.

Sich einen Maßanzug machen zu lassen, wie Sie es nennen, bedeutet aber auch, dass man sich darauf einlassen muss. Kann man sich da vom Ego befreien?
Da ist kein Neid dabei. Ich lasse lieber mitwirken und habe Erfolg dabei, als ständig alles selber machen zu wollen. Was sicher nicht heißt, dass ich immer so arbeiten werde. Aber diesmal war mir danach zumute. Ich bin beim Schreiben ja immer auf der Suche nach der sauberen Lösung. Bei mir sollte sich alles immer sauber reimen und nicht nur annähernd.

Hat sich da im Umgang mit der Sprache viel verändert?
Natürlich. Heute ist die Musik auch anders. Früher, in den 20er und 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, waren die Texte sensationell. Da waren noch Germanisten am Werk, große Schreiber. Wenn man an diese Zeit denkt, wie diese Schreiber in den Irrungen und Wirrungen des Krieges reagieren und teilweise Durchhalteparolen auf Auftrag schreiben mussten und dabei so geniale Sachen herauskamen wie "Davon geht die Welt nicht unter", dann ist das für mich außergewöhnlich. Auf Bombenterror so zu reagieren, das ist unglaublich. Und nebenbei passte dieser Satz auch in die kleine Welt einer Zweierbeziehung. So etwas hört man heute nicht mehr.

Was hat sich verändert?
Wir sind anglizistisch geworden und sagen, dass die Melodie das Wichtigste ist. Den Rest unterstellen wir der Wirkung. Früher waren Text und Musik gleichberechtigter als heute. Aber: Andere Zeiten brauchen andere Sprachen. Ausnahmen wie Ina Müller bestätigen aber natürlich die Regel.

Vergangene Woche waren Sie bei der Starnacht am Wörthersee. Welches Verhältnis haben Sie zu Österreich und seinen Menschen?
Ein sehr gutes. Ich bin jedes Jahr mit meiner Familie in Nauders in Tirol auf Urlaub. Ich fühle mich wohl in diesem Land. Man ist hier eine Spur freundlicher und höflicher, entspannter und deutlich respektvoller als in Deutschland.

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1  Kommentar
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mitreden (28.669 Kommentare)
am 26.07.2014 12:53

schon bessere zeiten erlebt.......

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