Lana Del Rey: Zwiespältiges Vergnügen

Von Lukas Luger   20.Juni 2014

Dass Lana Del Rey seit ihrem Debütalbum "Born To Die" so stark polarisiert, liegt nicht zuletzt an der Konsequenz, mit der die 27-Jährige ihre Rolle als Vintage-Popsternchen mit Faible für Fifties-Style, böse Buben und melancholische Zeitlupen-Balladen durchzieht. Wohlgesonnene bewundern die geheimnisvolle Präsenz der New Yorkerin und dass sie es geschafft habe, spannende und subtile Mainstream-Popmusik zu machen, die man ohne die übliche Pein für Ohren und Verstand genießen könne. Kritiker monieren hingegen, Del Rey klinge in ihren Songs wie eine mit zu viel Valium sedierte Möchtegern-Diva, die nichts als billige Klischees verkaufe.

Dass die Wahrheit in der Mitte liegt, ist ein Stehsatz. Im Fall von Lana Del Rey aber ein zutreffender, wie "Ultraviolence" beweist. Hätte man das in der Deluxe-Version 70-minütige Album auf etwas mehr als die Hälfte der Laufzeit gekürzt, wäre es ein großer Wurf geworden. "Cruel World", die Vorabsingle "West Coast", "Sad Girl", "Shades Of Cool" oder "Guns And Roses" sind allesamt atmosphärische Mixturen aus unheilvoll tönenden Akkorden, exakt phrasiertem Gesang, Jazz-Anklängen, zurückhaltenden Beats und wunderschönen Melodien.

Auf Albumlänge nutzt sich "Ultraviolence" aber sowohl musikalisch als auch textlich ab: Tempovariationen scheinen im Del Reyschen Universum sowieso gänzlich unbekannt, dazu strapazieren an schmierige Männerphantasien erinnernde Stücke wie "Fucked My Way Up To The Top", "Money Power Glory" oder "The Other Woman" die Geduld doch ziemlich. Ein zwiespältiges Vergnügen.

Lana Del Rey: „Ultraviolence“ (Universal), vier von sechs Sternen