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Hannah: Der weibliche Gabalier

Von Reinhold Gruber, 05. Oktober 2013, 00:04 Uhr
Der weibliche Gabalier
Eine selbstbewusste Tirolerin, die viel hinhört und das in ihren Liedern verarbeitet: Hannah. Bild: Sony Music

Das kann sich sehen lassen: Auf Anhieb auf Platz 3 in die österreichischen Album-Charts eingestiegen. Die Tirolerin Hannah ließ mit „Weiber, es isch Zeit“ diese Woche sogar Metallica hinter sich.

Sie ist selbstbewusst und überzeugend. Sie wirkt zeitgeistig und ist doch sehr bodenständig. Und sie verbindet musikalisch die Welten von Pop, Schlager und Volksmusik. Dass die Tirolerin Hannah locker als eine weibliche Version von Andreas Gabalier durchgehen könnte, ist unbestreitbar. Spielen tut die zweifache Mutter damit nicht zwingend. Auch wenn es marketingtechnisch auf der Hand liegen würde. Se will auch nicht als weiblicher Gabalier bezeichnet werden, wie sie im OÖN-Interview deutlich machte. Der Andreas sei der Andreas, sie sei eben sie. Hannah. Aus. Fertig.

OÖNachrichten: Das erste Album war wichtig, um sich selbst wieder zu finden. Hat dieses Wiederfinden diesen nächsten Schritt erst möglich gemacht?
Hannah: Ja. Im Hintergrund steht meine persönliche Geschichte. Ich war verheiratet, habe zwei Kinder, die fünf und neun Jahre alt sind. Ich habe mir immer gedacht, ich will einen Mann in meinem Leben und möchte mit dem glücklich sein. Das hat es leider nicht so gespielt.

Was ist geschehen?
Vor drei Jahren hat mein Mann über Nacht seine Koffer gepackt, hat unser gemeinsames Konto leergeräumt und ist verschwunden. Ich bin noch in der Karenzzeit ohne berufliche Perspektive und mit einem Haufen Schulden am Hals dagestanden. Es war am Anfang nicht leicht. Ich habe dann angefangen, mein Leben wieder in die Hand zu nehmen, und das alles ist mit der musikalischen Karriere gekoppelt gewesen. Zu der Zeit habe ich meinen ersten Plattenvertrag unterschrieben und das erste Album war im Entstehen, das von dieser Traurigkeit geprägt war. Nachdem diese Zeit hinter mir liegt, ist das neue Album nun viel lebenslustiger und lebendiger.

Woher haben Sie Ihre Stärke genommen, um diese Situation zu meistern?
Ich bin schon ein starker Mensch und war immer sehr positiv. Aber in dem Moment, als mir das passiert ist, da denkt man nicht darüber nach. Man funktioniert nur. Man hat keine andere Wahl, als Mutter von zwei Kindern, mit einer Wohnung, die man nicht verlieren will, weil man den Kindern nicht auch noch das letzte Stück Heimat nehmen will. Aber funktioniert hat das nur mit Familie. Meine Eltern standen und stehen voll hinter mir. Ich lebe aber nach dem Motto, dass man im Leben nichts hingestellt bekommt, was man nicht schaffen kann. Ich laufe aber deswegen auch nicht immer mit einem Lächeln durch die Welt, weil es auch Tage gibt, wo es nicht lustig ist.

Muss man Tiefen erleben, damit man Höhen genießen kann?
Da bin ich mir nicht so sicher. Ich weiß nicht, ob man jeden Moment nachher wirklich so genießen kann. Oft funktioniert man einfach. Ich versuche, jeden Moment zu genießen, wenn ich zu Hause bei meinen Kindern bin. Aber wenn man selbständig ist, ist der Kopf ein Stück weit immer bei der Arbeit.

Ist Ihnen Ihre persönliche Unabhängigkeit wichtiger geworden?
Natürlich. Ich hätte für einen Mann immer alles aufgegeben, weil mein Familiensinn so groß war. Diese Naivität ist mir aber genommen worden. Den Familienunterhalt selbst bestreiten zu können, das würde ich mir nicht mehr nehmen lassen. Zudem ist mein Vertrauen in die für mich lange Zeit sichere Institution Ehe total zerstört.

Können Sie Männern noch vorurteilsfrei begegnen?
Auf alle Fälle. Dafür bin ich zu positiv. Ich würde aber kein gemeinsames Konto mehr haben, weil das mein Verhängnis war. Und ich bin jetzt fest davon überzeugt, dass man als Frau schauen soll, dass man seine beruflichen Perspektiven weiter verfolgt.

Fürchten Männer starke Frauen?
Ich glaube schon. Ich merke das immer, wenn ich auf die Bühne gehe (lacht). Und Autogramme holen nach dem Konzert meistens die Frauen für die Männer. Ich brauche aber schon einen starken Mann an meiner Seite. Ich lasse mich auch gerne beschützen.

Für den Titel Ihres neuen, erfolgreich in die Hitparade eingestiegenen Albums haben Sie sich bei Andreas Hofer angelehnt.
Ja. Er hat 1819 gesagt: „Mander, es isch Zeit“. Ich sage jetzt 2013, dass es für uns Frauen Zeit ist. Wir Frauen haben viel zu machen – Haushalt, Kinder und Beruf. Es gibt viele Frauen, die ähnliche Erfahrungen bewältigen müssen wie ich. Für mich ist das „Weiber, es isch Zeit“ zu einer Art Leitspruch geworden. Ich möchte damit Frauen ein Kompliment aussprechen.

Die Texte stammen alle aus Ihrer Feder. Ist das textliche Verarbeiten für Sie eine Form von Therapie?
Das ist es sicher. Aber ich finde, wenn man Autobiographisches in Texten verarbeiten kann, dann ist es einfach echt. Diese Gefühle kommen in mir manchmal auch auf der Bühne hoch. Ich bin einfach, wie ich bin. Aber es ist nicht alles autobiographisch. Ich gehe mit offenen Ohren durch die Welt. Ich höre die ganze Zeit hin, weil mein Ziel ist, mich in den Liedern so auszudrücken, wie man spricht. So gesehen habe ich mir meinen Dialekt erkämpft, weil er zu mir gehört.

Musikalisch mischen Sie Party-Pop und volksmusikalische Elemente mit Schlager. In „Soll i dein Engerl sein“ klingen Sie wie die weibliche Ausgabe von Andreas Gabalier. Spielen Sie damit?
Nicht wirklich, ich bin einfach so. Es ist mir auch zum Verhängnis geworden, weil ich vor drei Jahren mit dem Andi auf Tournee war, wo er gerade so richtig durchgestartet ist. Es gibt ein paar Dinge in unserer beider Leben, die uns verbinden, so dass wir zum Beispiel beide Jus studiert haben. Ich spiele auch in Bierzelten, wo man Stimmung machen muss. Es gab auch Ideen für ein Duett von uns, aber wir wollen unsere eigenen Wege gehen. Mir ist schon klar, dass ich mit dem Engerl-Lied in der Gabalier-Schublade bin. Aber ich bin ich.

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