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Diese "Rusalka" ist den Kinderschuhen entwachsen

Von Michael Wruss, 28. Jänner 2014, 00:04 Uhr
Diese "Rusalka" ist den Kinderschuhen entwachsen
Begeisternd: Krassimira Stoyanova und Günther Groissenböck Bild: APA/GEORG HOCHMUTH

Bejubelter Premierenerfolg für Sven-Eric Bechtolfs Inszenierung von Antonin Dvoráks "Rusalka" an der Wiener Staatsoper

"Rusalka" ist bislang von der Wiener Staatsoper eher stiefmütterlich behandelt worden. Die Premiere am Sonntag war die erst zweite Inszenierung des 1901 uraufgeführten wohl wichtigsten Bühnenwerks von Antonín Dvorák – und die erste in ungekürzter Fassung. Das großartige Duo Jiri Bélohlávek am Pult und Sven-Eric Bechtolf hat das Märchen, ohne es zu zerstören, gehörig entstaubt und ist dabei gleichzeitig tief in die klangliche Welt der späten Romantik eingetaucht.

Bechtolf interessiert nicht das Märchen an sich, sondern das, was an feiner Psychologie diesem Stoff innewohnt. Rusalka ist nicht bloß das Fabelwesen, das Mensch werden will, um einen Menschen lieben zu können, sondern das ganz normale adoleszente Mädchen, das aus der sicheren Umwelt der Familie ausbricht, um die Liebe kennen zu lernen. Das Märchen verstärkt das, indem Rusalka nach ihrem "Abenteuer" weder Mensch noch Nixe sein kann und als Irrlicht dahinvegetiert. Interessant auch der Ansatz, dass nicht Rusalka selbst schuld ist, sondern dass sie mehr oder weniger verführt wurde. Das zeigt Bechtolf drastisch in einer Vergewaltigungsszene, die tagtäglich innerhalb der vier Wände ablaufen kann – die Ehefrau als Lustobjekt des Mannes, das sich dann schlussendlich angeekelt hingibt.

Höchst intelligentes Spiel

In dieselbe psychologische Kerbe schlägt die Ausstattung von Rolf und Marianne Glittenberg, die die Unterwasserwelt in ein simples Stockhaus verlegen. Spannend: die durch halbtransparente Elemente durchscheinende Welt der jeweils anderen Seite. So entstehen großartige Bilder – wie etwa der Mord an Rusalkas noch immer geliebten Prinzen. Bechtolf setzt in diese Szenerie ein höchst intelligentes Spiel mit minutiöser Personenführung, das dennoch unglaublich viel Freiheit für die eigene Fantasie offen lässt. Fantasie pur und unglaublich schön gemalte Klangbilder schuf Jiri Bélohlávek mit dem Staatsopernorchester. Da blieb keine Phrase unbedacht, keine Figur lieblos abgespielt, sondern jede Linie traf eine Emotion, die unheimlich tiefgreifend mit penibel ausgeloteten Klangfarbe und dynamischen Schichtungen bewegte. Nicht zu unrecht gab es für diese Leistung den meisten Jubel.

Bejubelt wurde auch das exquisite Ensemble, allen voran Krassimira Stoyanova, die nicht nur musikalisch fulminant agierte, sondern einen Charakter von enormer Spannung und Aussagekraft auf die Bühne brachte.

Großartig auch Michael Schade als Prinz, eine Rolle, die man vielleicht nicht in sein ureigenstens Repertoire stellen würde, in der er aber mächtig überzeugen konnte. Phänomenal auch Günther Groissenböck – ein jugendlich agiler Wassermann, der mit großer Klangfülle und fein ausgeloteten Phrasen begeisterte. Dämonisch und zugleich mütterlich herzlich: Janina Baechle als Jeibaba in großartiger Form. Fein das hochkarätige Elfentrio mit Valentina Naformita, Lena Balkina und Ilseyar Khayrullova sowie Stephanie Houtzeel als Küchenjunge und Gabriel Bermúdez als Heger. Der Staatsopernchor tat das Seine für den äußerst veritablen Premierenerfolg.

Wiener Staatsoper: Premiere von Antonín Dvoráks "Rusalka", 26.1.;

OÖN Bewertung:

 

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1  Kommentar
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tja (4.605 Kommentare)
am 28.01.2014 14:09

Michael Wruss, nicht wa die Kritik angeht, sondern wie man mit einer Vergewaltigung umgeht! Es geht mir um den Unterschied zwischen sich hingeben und sich hergeben! Dieser Unterschied scheint Ihnen nicht geläufig, Herr Wruss!

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