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Das Abenteuer Leben

Von Reinhold Gruber, 12. Oktober 2013, 00:04 Uhr
Das Abenteuer Leben
Das Leben hängt an einem seidenen Faden. Daher schiebe ich das Leben nicht mehr auf. Jetzt ist der beste Moment.« Andrea Berg, Sängerin Bild: dpa

Was Andrea Berg musikalisch angreift, wird zu Gold. Dabei agiert sie nicht nach einem Konzept, sondern lässt sich von ihren Gefühlen leiten. Das ist nicht immer der leichtere Weg, aber der ehrlichere.

Sie ist Deutschlands erfolgreichste Sängerin und hat mit ihrem neuen Album „Atlantis“ einen „historischen Start“ hingelegt. Die Doppel-CD eroberte auf Anhieb die Spitze der Hitparaden in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Im OÖN-Interview spricht Andrea Berg (48) über Erfolg, Lebenserfahrungen und Begegnungen.

OÖNachrichten: Warum hat es Sie nach „Atlantis“ getrieben?
Andrea Berg: Ich bin überall gewesen, habe alles erlebt, ich bin auf dem Meeresgrund angekommen und habe immer noch nicht gefunden, was ich gesucht habe. Trotzdem muss die Botschaft immer sein: Auf zu neuen Abenteuern, das ist unsere beste Zeit. Wir müssen ja Hoffnung haben, weil sonst können wir ja da unten, auf dem Meeresgrund hocken bleiben.

Hat die Schildkröte hier am Tisch etwas damit zu tun?
In „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende gab es diese uralte Morla, die Güte, Weisheit und Gelassenheit besaß. Das war für mich ein schönes Bild. Das Leben annehmen und trotzdem einen dicken Panzer haben, in den man sich zurückziehen und warten kann, bis der Sturm vorüber ist. Das war die Grundstimmung für „Atlantis“. Und dann gab es für mich persönliche emotionale Tiefpunkte (der Tod ihres Vaters und ihrer Schwiegereltern, Anm.), wo man sich vom Meeresboden abstoßen muss, um aus der tiefen Dunkelheit herauszukommen. Ich kann den Schmerz fühlen, deshalb kann ich ihn beschreiben, über ihn schreiben. Ich versuche aber trotzdem, die Hoffnung und das Glück zu beleuchten. Jeder Moment, in dem uns nichts weh tut, wir zu essen und etwas anzuziehen haben, ist einer, für den wir dankbar sein müssen. Ich glaube, dass dies jetzt bei mir im Gleichgewicht ist. Deshalb bin ich nun viel glücklicher.

Wird einem das Genießen dieser Momente bewusster, je älter man wird?
In den jungen Jahren lebst du so, als wärst du unsterblich, unverwundbar. Wenn du heute mit einem Partner zusammen Tiefpunkte durchlebst, dann kannst du dich ganz anders auf ihn verlassen. Viele Dinge sind auch nicht mehr so wichtig. Es ist schön, wenn man den Augenblick genießt. Je früher man das lernt, desto schöner und wichtiger ist es.

„Atlantis“ ist ihr siebtes Album hintereinander, dass es auf Platz 1 der Hitparade geschafft hat. Wie groß ist die Freude über den Erfolg, der für Sie ganz normal zu sein scheint?
Ich kann inzwischen wirklich entspannt sein, mit Lust und Liebe Dinge machen. Mich kann kein Mensch mehr begrenzen. Das macht mich noch kreativer und freier. Ich werde nie müde, habe totale Freude, bin glücklich und habe das Album erst abgegeben, als ich das Gefühl hatte, dass etwas Wunderbares entstanden ist, das ich den Menschen geben möchte. Mich kann niemand mehr unter Druck setzen. „Atlantis“, das bin ich, beständig wie die Veränderung. Alles, was du mit Liebe machst, ist nie falsch. Das merken die Menschen. Man muss nur auf seine Intuition hören und sich darauf verlassen.

Liegen Sie damit immer richtig?
Natürlich erlebe ich auch Enttäuschungen, wobei das nur mein Problem ist, weil ich mich in einem Menschen getäuscht habe. Mein Umfeld sagt dann gerne, dass das daran liegt, dass ich die Menschen immer gleich in den Arm nehme, sie an mich heranlasse. Aber für mich ist dies das Abenteuer. Das lebe ich rebellisch aus.

Wenn man an Menschen interessiert ist, muss man sich doch auf sie einlassen, oder?
Genau, man muss auf Entdeckungsreise gehen. Das ist das Abenteuer. Aber ich habe etwas gelernt. Wenn ich einen Menschen nicht aus seinem negativen Sumpf herausholen kann, dann belastet mich das heute nicht mehr.

Braucht man für diese Erkenntnis auch die entsprechenden Lebensjahre?
Ich glaube ja. Ich kann es nicht ändern und darf es nicht persönlich nehmen. Wenn mir auf Facebook 5000 Menschen schreiben, dass sie meine Musik mögen, dann gibt mir das Energie. Wenn dann einer dazwischen ist, der böse und unter der Gürtellinie Dinge über mich schreibt, dann hat mich das bis vor kurzem immer noch verletzt.

Warum?
Ich will nur etwas Gutes machen. Inzwischen denke ich mir, dass es nicht mein Problem ist, sondern das des Schreibers. Er kann den Radio abdrehen, wenn er meine Musik nicht hören will. Er muss nicht auf meine Facebook-Seite gehen, wenn er mich nicht mag. Allerdings frage ich mich, wieso ich diesen Menschen dann so aggressiv mache? Wahrscheinlich hat er mit irgendeiner Perle Andrea Berg gehört, und sie hat ihn verlassen. Das bekomme ich dann zu spüren. Ich habe aber entdeckt, dass ich den Menschen nicht hinterherlaufen muss. Ich kann nicht an jede Tür klingeln und bitten, mich lieb zu haben.

Sie singen darüber, das Herz über das Hirn zu stellen, auch wenn es weh tun kann. Sie stehen aber derart in der Öffentlichkeit, dass es wohl manchmal besser wäre, nicht so viel Herz zu zeigen.
Es gibt kein Gegengift. Allerdings mutet es schon pervers an, wenn man ein neues Album vorstellt und dann darauf angesprochen wird, dass man seine Schwiegereltern verloren hat. Ich will nicht mit dem Tod Werbung für meine CD machen. Meine Aufgabe ist es, hinauszutragen, dass uns jede Erfahrung, und ist sie noch so schmerzhaft, reicher und reifer macht.

Wie geht es Ihnen mit der Neidgesellschaft?
Man muss sich davon lösen. Das sind negative Emotionen, die zu einem zurückkommen. Ich ziehe mich gerne auf die Beobachterposition zurück, denke mir aber in Momenten, wo sich zum Beispiel zwei Autolenker um einen Parkplatz vor einem Einkaufszentrum raufen, wie schnell das alles unwichtig sein kann. Das Leben hängt an einem seidenen Faden. Ich habe im Hospiz viele Menschen getroffen, die sich so viel vorgenommen hatten, aber alles nicht mehr geschafft haben. Daher schiebe ich das Leben nicht mehr auf. Jetzt ist der beste Moment.

Fehlt uns die Liebe?
Ja, es fehlt uns diese richtige Liebe. Wir missbrauchen die Liebe aber oft, weil wir etwas kontrollieren, Macht ausüben wollen. Die wirkliche, die reine Liebe entdeckt man erst, wenn man sie selbst gefunden hat. Ich mache alles nur noch aus Liebe. Ich muss nichts tun, ich darf etwas tun und bin dankbar dafür. Auch in Begegnungen mit ferngesteuerten Menschen versuche ich ganz viel Liebe hineinzupacken. Vielleicht spürt dann derjenige die Wärme, um Menschen zu berühren. Wir, in der heutigen Zeit, dürfen uns nicht mehr berühren. Dabei tut es so gut, jemanden zu drücken, in den Arm zu nehmen. Der Austausch von Liebe und Energie tut so gut, doch haben wir es verlernt. Ich finde es in der Familie tragisch, wenn man aufhört, sich zu umarmen, sich einen Gute-Nacht-Kuss zu geben.

In Ihren Texten finden sich viele Lebensweisheiten. Warum?
Das wollte ich. Ich habe viel gelesen, intensiv gelebt und zugehört. Das Texten ist mit der Zeit gewachsen, und ich bin selbstbewusster geworden. Ich habe mir die 25 Lieder für „Atlantis“ aus der Seele und aus dem Herzen geschrieben. Ich sitze gerne zu Hause und mache Reisen in meine Kindheit, meine Vergangenheit. Wenn man das gefühlt hat, kann man es beschreiben. Ich will über Dinge staunen.

Ist es schwierig, sich selbst so anzunehmen, wie man ist?
Man muss sich zuerst einmal selbst finden. Wie soll mich ein Mensch lieben, erkennen und verstehen, wenn ich selbst noch nicht weiß, wer ich bin? Bei der ersten Liebe versucht man ja noch das perfekte Bild von einem abzugeben. Das kann man nicht ewig durchhalten. Man kann auch beim Sex nicht ewig den Bauch einziehen. Also muss ich irgendwann loslassen.

„Im nächsten Leben“ berührt, dreht sich um den Tod, das Abschiednehmen und das Danach.
Ich beschäftige mich damit und weiß, dass es ein nächstes Leben gibt. Die Menschen, die man verloren hat, sind jetzt an einem schönen Ort. Ich weiß das, und das tröstet mich. Mein Papa war ein Feuerwehrmann, und er war immer der starke Held. Was mich so traurig gemacht hat, war, dass er es am Ende dann doch nicht geschafft hat. Dennoch ist er mit einer Stärke weggegangen. Deshalb ist er für mich der Feuervogel, der unsterblich ist und wieder kommt. Das Schöne ist: Auch wenn man sich im Leben gerieben hat, ist man sich dann plötzlich so nah.

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