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„Keine Ahnung, wie groß Amerika ist“

Von Klaus Buttinger, 26. Mai 2012, 00:04 Uhr
„Keine Ahnung, wie groß Amerika ist“
Rad löste Erstaunen aus. Bild: Verlag

Von einem Schweizer, der losfuhr, um auf der berühmt-berüchtigten Route 66 von Chicago nach Los Angeles zu radeln, und dabei ein USA-Porträt schrieb, das zu den treffendsten des Genres zählt.

Die Route 66 ist eine US-amerikanische Ikone. An ihr haben Schriftsteller wie John Steinbeck in schaurigen Farben gemalt („Früchte des Zorns“). Tonkünstler wie Bobby Troup und Nat King Cole haben sie ins allgemeine Gedächtnis eingebluest („Get Your Kicks On Route 66“). Sie führt über 3900 Kilometer durch acht Bundesstaaten und gilt als mythisch verbrämte Geburtsroute des automobilen Freiheitstraums. Genauso steht sie für das traumatische Erwachen daraus. Die Route 66 langsam – mit dem Fahrrad – zu befahren, kann deshalb die USA in einer aufklärerischen Weise offenbaren, wie es anders kaum möglich ist. Dem Schweizer Velo-Veteranen Dres Balmer gelingt dies eindrucksvoll.

41 Tage war Balmer unterwegs. Der sportliche Aspekt stand im Hintergrund. Davor versammelte er präzise und launig geschriebene Begegnungen mit Einheimischen. Die dienstbaren Menschen hinter den Tresen der Diners und Route-66-Museen, die grantigen Rednecks an den Tankstellenbuffets oder die fanatischen Rasentraktorfahrer in ihren Vorgärten – ihnen allen begegnet Balmer vorurteilsfrei und lockt so das Liebeswerte selbst aus einer Messie-Familie.

Der Autor lässt Leserin und Leser mitstaunen angesichts eines American Way of Life, der zwischen benzingetriebenem Anachronismus und alternativ befeuerter Energieforschung pendelt. Balmer, der einsame Fahrradfreak, fungiert nicht selten als Kondensationsfläche für das ansonsten Unbegreifbare. Er fährt und lässt erfahren. An ihm schlagen sich die Klischees nieder und platzen.

Darüberhinaus ist „Route 66“ ein fundierter Reiseführer mit praktischen, serviceorientierten Informationen. Lesen kann man ihn auch ohne.

Ankunft in Santa Monika: „Wir gehen auf den Pier und stoßen an mit einer Margarita. Der Zähler zeigt 2722 Meilen. Dreihundert von ihnen sind Irrfahrten und Umwege. Das Leben besteht aus Umwegen.“

Rad-Werke:
„Route 66 – Mit dem Fahrrad vonChicago nach Los Angeles“, 320 Seiten, mit Farbfotos und Routenskizzen, Rotpunktverlag, 30,30 Euro,

„Querpass. Mit dem Velo vom Bodensee zum Genfersee“ (2009)

Dres Balmer, geboren 1949 in Grindelwald, war Lehrer, Delegierter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz. Er lebt in Bern und arbeitet seit vielen Jahren als Reisejournalist. Balmer gibt das „Velojournal“ heraus, das auflagenstärkste Fahrrad-Magazin der Schweiz, und publizierte belletristische Bücher wie „Kupferstunde“ und „Die letzten Abenteuer des zwanzigsten Jahrhunderts“.

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1  Kommentar
1  Kommentar
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jago (57.723 Kommentare)
am 31.07.2016 13:07

Damit habe ich meine ganz spezifischen Assoziationen. Nicht die Route66 betreffend sondern die Literatur: auf Wörter, Texte reduziert, eingezwängte, getrichterte Abläufe.

So ähnlich wie ein Apotheker wie aus der Pistole geschossen nach den "Inhaltsstoffen" fragt, als ob ein Kuchen nicht die gleichen hätte wie der Teig. Und eine Wabe die gleichen wie das Wachs, eine Glocke die gleichen wie die Kanone.

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