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"Ich fühle mich am wohlsten, wenn das Gefühl des Miteinanders entsteht, nicht wenn ich recht habe"

Von Karin Schütze, 01. Februar 2019, 11:54 Uhr
"Ich bin ein Freiheits-Fan"
Bild: Susanne Schleyer

"Aufgrund von Gründen" seines neuen gleichnamigen Programms ist Hannes Ringlstetter am 9. Februar im Linzer Posthof zu Gast. Über das menschliche Grundproblem hat der Kabarettist, Musiker, Schauspieler, Autor und Moderator mit den OÖN gesprochen.

Ein Gespräch über grundlose Angst in einem freien Land, Mut, den Sinn des WG-Lebens und den Inhalt des Ringlbechers.

Aufgrund welcher Gründe dürfen wir Ihr Programm vor der Premiere in München sehen?

Hannes Ringlstetter: Ich spiele wahnsinnig gern in Österreich. Das ist jetzt keine Schleimerei: Oberösterreich / Niederbayern hat eine ähnliche Humorlage und vor allem eine ähnliche Erfahrungslage, man ist ähnlich aufgewachsen. Da ich viele mikrokosmische G’schichten mach’, ist es leichter, wenn das Publikum das auch kennt oder zumindest weiß, wovon man redet. Linz ist für mich eine besondere Stadt, weil ich den Posthof wahnsinnig gern mag.

Wenn es um Gründe geht, geht es für Kabarettisten meistens auch um Abgründe.
Welche sind das in Ihrem neuen Programm?

Es spielt mit der menschlichen Eigenschaft, zu glauben, immer alles ergründen zu müssen. Im ersten Teil versuche ich zu begründen, warum ich da bin und das mach’. Es hat sicher alles seinen Grund, aber man weiß ihn halt meistens nicht. Meistens erfährt man hinterher, wozu es gut war und warum es so war. Diesem Grundproblem im Leben habe ich mich gewidmet, mit Selbstironie. Es gibt so eine eingebildete Art von Menschen, die immer glauben, alles zu wissen und warum etwas so ist. Ich behaupte, es gibt total viele Gründe, sich nicht so viel drauf einzubilden.

Sie haben ein neues Album vorgelegt: "Fürchtet euch nicht".
Wobei würden Sie uns mehr Mut wünschen?

Bei fast allem. Ich finde nichts nachvollziehbarer, als Ängste zu haben im Leben. Das ist normal. Aber mir wurde es in den vergangenen Jahren zu krass: dass man Leuten ganz schnell über Szenarien Angst machen kann, so dass sie sich in ihren Grundwerten verändern. Ich verstehe Menschen, die sagen, mir macht das Angst, diese ganze Flüchtlingssache. Aber die Antwort auf die Angst ist halt nicht Ausgrenzung, sondern Miteinander. "Fürchtet euch nicht" sagt der Engel in der Weihnachtsgeschichte. Unsere Kultur sollte sich aufgrund ihrer Geschichte eigentlich weniger fürchten. Wir haben alle Voraussetzungen, mutig zu sein. Wir leben in einem Land, wo das möglich ist. Ich bin ein Freiheitsfan. Mich stört, dass immer weniger Leute kapieren, wie frei sie leben und wie viele Möglichkeiten sie haben. Das ist nicht selbstverständlich. Das hat mir Angst gemacht. Aber wenn ich konsequent bin, muss ich selbst anfangen, mich weniger zu fürchten. Auf der Platte wollte ich das vorleben, indem ich mir nix scheiß’ vor neuen, fremden Musikstilen, wie einem Rap. Wenn man sich selber anscheißt und dann anderen sagt, sie sollen sich nicht anscheißen, das finde ich komisch.

Das ist Haltung.

Das ist Unterhaltungshaltung. Ich bin kein Politiker und kein Agitator. Ich fühle mich am wohlsten, wenn das Gefühl des Miteinanders entsteht, nicht wenn ich recht habe.

Haben Sie deshalb kürzlich in Ihrer BR-Show "Ringlstetter" den "guten Schnee",
der alle Helfer zusammenführt, zum Thema gemacht?

Late Night hat diesen Job des Polarisierens, zum Beispiel "Willkommen Österreich". Ich glaube, die Zeiten haben sich geändert. Man braucht nichts mehr polarisieren, das ist es schon. Die Aufgabe ist, es wieder zusammenzuführen. Wenn die Leute müssen, können sie. Tief drinnen haben wir ein stabiles Wertesystem, warum wir es so wenig bedienen, versteh’ ich nicht. Ich vermute, der Mensch ist so. Man selbst ist ja auch so. Man macht Sport, wenn man Kreuzweh hat. Nicht vorher. Thematisch bin ich ein bissl der Mahner. Ich hab wenig Spaß dran, einzelne Menschen in die Pfanne zu hauen. Und mit der Politik geht es mir ähnlich. Ich befürchte schon seit längerer Zeit, dass wir den falschen Feind bekämpfen. Das sind nicht die Politiker der Mitte. Was in der Finanzwirtschaft und dem Abbau von Sozialstaat alles passiert! Das ist halt schwer unterhaltend umzusetzen. Deswegen versuche ich bei Politikern immer, eine zweite Ebene zu finden, wo man zum Beispiel die Eitelkeit oder den Realitätsverlust sieht.

Was ist im "Ringlbecher", dem Symbol Ihrer Show?

Tee. Die Tasse entstand daraus, dass ich krank war und eine Teetasse dabei hatte. Harald Schmidt hatte dieses Glas Wasser. Dass solche Sachen dann so Kult werden, wo man überhaupt nichts dafür gemacht hat...

Im "3. Stock links" haben Sie in der gleichnamigen TV-Serie gewohnt.
Haben Sie persönliche WG-Erfahrung?

Ich habe lange in WGs gewohnt, ich mochte das total. Zwischen 18 und 25 muss man eigentlich in WGs wohnen, damit man ein neues Sozialverhalten als Familie lernt. Mit 26 hab’ die Reißleine gezogen: Wenn ich jetzt nicht ausziehe, werde ich es nicht schaffen, weil ich nur am Feiern bin. Dass die ARD diese intelligente Sitcom abgesetzt hat – genau an dem Tag, an dem wir für den Grimmepreis nominiert waren –, wurmt mich bis heute. Da denkst du dir: Mein Gott, ist das ein Scheiß-Business (lacht)!

INFO 

In Linz: Am 9. Februar, 20 Uhr, zeigt Hannes Ringlstetter sein neues Musikkabarett „Aufgrund von Gründen“ im Linzer Posthof. Karten: 0732 / 78 18 00, www.posthof.at

Leben: Hannes Ringlstetter (48) wuchs im bayrischen Straubing auf. Zu Studienzeiten (Germanistik, Geschichte) gründete er die Band „Schinderhannes“, aus der 2012 „Ringl on Fire“ hervorging. 2007 präsentierte er sein Gitarren-Klavier-Solo „Von einem andern Stern“, gefolgt von „Meine Verehrung“ (2010) und „Zum Ringlstetter“ (2014).

CD & Buch: „Fürchtet euch nicht!“, das neue Album mit Band, erschien im November 2018, auch auf Vinyl. 2016 erschien „PNYA“ (Paris, New York, Alteiselfing). Bei dtv erschien 2015 sein erstes Buch „Paris. New York. Alteiselfing. Auf Ochsentour durch die Provinz“.

TV: „Ringlstetter“, seine Late-Night-Show mit Carolin Matzko, ist jeweils donnerstags, 22 Uhr, in BR Bayern zu sehen. In der Serie „Hubert und Staller“ spielt er seit 2011 den Autowerkstattbesitzer Yazid.

 

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1  Kommentar
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jago (57.723 Kommentare)
am 01.02.2019 13:52

Sixtas, da fühle ich völlig anders. Ein positives Miteinander habe ich mit meinen Kunden gefühlt, vor und nach dem Abschluss.

Erst danach mit den Angestellten des Kunden.
Und danach mit meinen Angestellten.

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