Der Mann, der die Massen bewegt

Von Lukas Luger (Text) und Volker Weihbold (Fotos)   09.Dezember 2016

Mittwoch Abend, kurz vor 21 Uhr. 12.500 Menschen in der ausverkauften Wiener Stadthalle trampeln erwartungsvoll mit den Füßen, allenthalben herrscht Euphorie, Bühnenarbeiter wuseln herum. Gewissenhaft überprüft Posaunist Jakob Mayr noch einmal sein Instrument, Schlagzeuger Willie Larsson Jr. richtet seine schwarze Sonnenbrille. Saxofonspieler Sebastian Grimus wandert auf und ab, die Vorfreude ist ihm im Gesicht abzulesen. Nur Marcus Füreder alias "Parov Stelar", der Mann, den die Masse sehnsüchtig herbeisehnt, bleibt ruhig, lächelt tiefenentspannt, nimmt einen Zug von seiner E-Zigarette. Der Erfinder des Electro-Swing ruft seine sechsköpfige Band um Sängerin Cleo Panther zusammen, sie stehen im Kreis, legen einander die Arme um die Schultern. Ein letztes verbrüderndes Einschwören, bevor es zu den Klängen von "The Lonely Trumpet" auf die Bühne geht. Es wird ein grandioses Finale eines langen Konzertjahres, ein 90-minütiger Tanzmarathon!

"Ja, wir sind alle nervös"

So relaxed Füreder in diesen Momenten kurz vor Beginn der "Burning Spider"-Show wirkt, in den Stunden davor ist dem 42-jährigen Lichtenberger die Anspannung anzusehen. "Ja, wir sind alle sehr nervös", sagt er am Nachmittag im OÖN-Gespräch in den kargen Katakomben der Stadthalle mit Jugendherbergen-Charme. Vor jeder Österreich-Show verspüre er eine besondere Verantwortung. Gegenüber den Fans. Gegenüber seiner Band. Gegenüber sich selbst. Diese emotionale Achterbahn zu durchlaufen, sei als Künstler aber essenziell: "Wenn du nervös bist, zeigt das, dass es dir wichtig ist. Wenn du vor so einem Gig nicht mehr nervös bist, solltest du dir einen anderen Job suchen." Er lacht, sein Blick verrät aber, dass er keineswegs vorhat, die Profession zu wechseln.

Seine Ruhe vor dem Sturm

Der Showbeginn rückt näher, die Techniker agieren aufgeregter, Crew und Band sind aufgekratzt. Alle außer Füreder. Je turbulenter das Umfeld, desto besser scheint er sich konzentrieren zu können. Sein Geheimnis? Yoga vielleicht? Mitnichten. Füreder: "Ich habe kein Pre-Show-Ritual, ich mache mir einfach ein schön kaltes Bier auf." Auch wenn er mittlerweile die meiste Zeit des Jahres in Mallorca lebt, das Oberösterreichische bleibt also verinnerlicht.

Apropos Oberösterreich: Entscheidenden Anteil daran, dass das Werkl so rennt, hat der gebürtige Rieder Günter Unger. Seit drei Jahren ist er Manager von Parov Stelar – und damit jener Mann, bei dem alle Fäden zusammenlaufen. Sein Handy läutet ununterbrochen. 200 Mal, schätzt Unger, hat er am Tag der Stadthallen-Show telefoniert. Um seinen Job zu definieren, bedient sich der Innviertler einer Fußball-Analogie: "Ich bin der Wasserträger im Mittelfeld, Marcus ist der Mittelstürmer, der die Tore erzielt!" Der "Goalgetter" schaut unterdessen in der Garderobe der Vorband "Ages" vorbei. Das um Sängerin Lea Föger – sie gewann mit ihrer früheren Band Loving The Alien den ersten "Lautstark!"-Musikcontest der OÖN – verstärkte Produzenten-Trio aus Linz hat Füreder persönlich als Support-Act ausgewählt. Schultern werden geklopft, Mut zugesprochen, der Schmäh rennt. Als Freundschaftsdienst will Füreder die Einladung keinesfalls verstehen: "Als Künstler bin ich Egoist, ich will eine möglichst perfekte Show. Hielte ich Ages nicht für tolle Künstler, würden sie nicht bei mir spielen. Punkt!" Diese Kompromisslosigkeit ist es, die Marcus Füreder zu Österreichs erfolgreichstem Musiker gemacht hat. Zu einem Mann, der die Massen bewegt. Nicht nur mit seiner Musik.

 

"Parov Stelar" am 29. Juli beim OÖN-Konzertsommer 2017 auf Burg Clam: Karten unter der OÖN-Tickethotline 0732 / 7805-805 und in den OÖN-Vorverkaufsstellen in Linz, Wels und Ried (Rabatt für OÖNcard-Inhaber).