Wie ein Auto einen Philosophen formte
Die Bücher von Weltreisenden mit Bestmenschen-Sendungsbewusstsein sind Legion und schon deshalb langweilig zu lesen. Die Reise des Pragmatikers Christopher Many nachzulesen, ist hingegen heiter.
Ohne viel Vorbereitung startete der Deutsche vor neun Jahren in einem 30 Jahre alten Land Rover, den er um einen Pappenstiel gekauft hatte. Ein wenig umgebaut, rollte er mit „Matilda“ um die Welt. „Eine Reise zu den unterschiedlichen Menschen und Regimen und zu mir selbst“, schreibt der Autor, der schon ein paar Jahre zuvor mit einem Motorrad zur Weltreise aufgebrochen war.
Als Leser rumpelt man mit „Matilda“ durch die Mongolei, friert in Sibirien, wundert sich über die USA und ergötzt sich an der Natur in Südamerika. Durchschnittlich legen Many und Matilda 26 Kilometer am Tag zurück. Das ist nicht viel, das überbieten sogar Reisende mit dem Fahrrad. Doch der „Landy“ hat so seine Eigenarten. Alle zwei Tage muss Many an ihm herumschrauben. Vielleicht schweißt ihn dieses Dauerreparieren auf den Boden der Tatsachen. Beispielsweise hält der Pragmatiker in einem inneren Monolog den Kontakt mit einer österreichischen Tramperin mit Esoterikzugang vor einer Pyramide in Mexiko fest:
„Gleich wird sie sagen, das hätten Außerirdische erbaut. ,Das haben bestimmt Aliens gebaut’, sagt sie. Oh du meine Güte.“
Der Buddhismus und dessen Fokus auf das Leid, so philosophiert Many dahin, sei etwas für Pessimisten. Er sieht lieber auf die sonnigen Seiten des Seins. Etwa in der Karibik, wo er einen jungen, räudigen Hund aufpäppelt. Ein gutes Herz hat er, der Rasputin im grünen Landy.
„Beim Reisen will Intensität täglich erlebt werden“, schreibt Many. „Sicher, sie ist ebenso im häuslichen Leben zu finden, aber da muss man sich mehr um sie bemühen.“ Sein Reisen sei kein Streben und Suchen nach der Bedeutung des „Ganzen“, so der Autor, „es ist nur meine Art, ein schönes Leben zu führen.“
Christopher Many: "Hinter dem Horizont links" - Acht Jahre mit dem Landrover um die Welt. 310 Seiten, 39 Fotos. Delius-Klasing-Verlag, 18 Euro