„The King’s Speech“: Unfallfrei sprechen lernen
Standing Ovations des Publikums bei der österreichischen Erstaufführung von David Seidlers Drama „The King’s Speech“, der in seiner Filmfassung im Vorjahr zum „Oscar“-Abräumer wurde.
Die Geschichte beruht auf einem wahren Kern: Der Herzog von York (Michael Dangl), nach seinem Bruder David (Nicolaus Hagg), dem späteren König Edward VIII., Zweiter der englischen Thronfolge, stottert. Seine Frau Elizabeth (Alexandra Krismer) sucht nach therapeutischer Hilfe und landet im Londoner Ärzteviertel bei dem hemdsärmeligen Australier Lionel Logue (Toni Slama), der auf das strenge Zeremoniell der königlichen Familie pfeift. Bühnenbildner Erich Uiberlacker operiert hauptsächlich mit zwei verstellbaren Seitenwänden und Vorhängen, um zu zeigen, dass Lionel weniger Mediziner, sondern gescheiterter Schauspieler ist. Regisseur Michael Gampe drückt gelegentlich zu sehr auf die Tube und bedient sich bisweilen zu plakativer Verdeutlichungen, doch insgesamt funktioniert die Aufführung tadellos.
Der verunsicherte Herzog fasst mit außerfamiliärer Hilfe Selbstvertrauen und besiegt angesichts der Bedrohung durch Hitler-Deutschland seine Sprachstörung. Michael Dangl und Toni Slama verleihen ihren Figuren hohe Glaubwürdigkeit und machen den Schritt aus dem Therapeut-Patient-Verhältnis zur Männerfreundschaft höchst plausibel. Siegfried Walther als Winston Churchill und Alexander Strobele als Erzbischof von Canterbury ragen zusätzlich aus dem gediegenen Ensemble heraus.
„The King’s Speech“: Kammerspiele/Theater in der Wiener Josefstadt (www.josefstadt.org); Premiere am 20. September
OÖN Bewertung: 5 von 6 Sternen