Klingendes Märchen aus dem Almtal
Was ist das Dickste, das Schönste und das Reichste? Dieses Rätsel gilt es in „Cilli und der schwarze Graf“ zu lösen.
Freitag, ab 20 Uhr. Denn da wird die Operette für Blasmusik (!) in Scharnstein im Almtal uraufgeführt. Die Musik stammt von Hermann Miesbauer jun., das Libretto aus der Feder des Märchenerzählers Helmut Wittmann.
Worum es geht? „Um ein Zusammenspiel von Fakten und märchenhaftem Stoff“, sagt Wittmann, der aus der Geschichte des Almtals und seiner Familie geschöpft hat, um Allgemeingültiges zu erzählen. Angesiedelt im 19. Jahrhundert, geht es um die bittere Not der Hammerschmiede, einen in Saus und Braus lebenden Hammerherrn, den schwarzen Grafen, und um die List der Hauptfigur Cilli Paschinger, „meiner Großmutter, der Tochter eines Sensenknechts. Das waren die Ärmsten, die Hilfsarbeiter im Sensenwerk, das bis 1987 in Betrieb war und heute ein Museum ist.“
Eingebettet in die frei erfundene Liebesgeschichte zwischen Cilli und dem Hammerherren, „in der sich die Menschen des Almtals wiedererkennen, die aber inhaltlich jedem etwas zu sagen hat“, ist die Frage nach den wahren Werten: „Was ist einem wirklich wichtig, worauf kommt es einem an? Folgt man der Stimme des Verstandes oder des Herzens? Sind es die rein materiellen Werte, die man wahrnimmt und wertschätzt, oder das, was einem die Lebensgrundlage bietet?“
Was für den Märchenerzähler an dem Projekt persönlich „wichtig ist und mich begeistert hat: Die, die da mitwirken, sind bis auf die Hauptrollen bei den Sängern, die mit Profis besetzt sind, lauter Leute aus dem Almtal. Und Hermann Miesbauer hat eine sensationelle Musik geschrieben, er hat mir die Latte sehr hoch gelegt.“ „Mir ist nichts bekannt“, sagt Letzterer auf die Frage, ob er eine andere Operette für Blasmusik kenne. „Die Blasmusik hat zwar früher immer Operetten gespielt, zur Kaiserzeit im Pavillon.“ Doch ein Werk, eigens für Blasmusik geschrieben, und nicht nur adaptiert, das ist außergewöhnlich.
Besonders ist auch die Vielfalt, die der in Klassik und Jazz verwurzelte Posaunist und Komponist in sein Werk gegossen hat: „Tango, Swing, Wiener Walzer, English Waltz, ein Marsch, ein Rap, ein Schuss Strawinsky“, zählt der Gmundener seine Zutaten auf: „Und viele Melodien.“ Dass sie tragen, hat er mit Freude bei den Proben festgestellt: „Die Musiker sind hinausgegangen, und jeder hat eine andere Melodie gepfiffen. Das war für mich das Schönste.“
30 Jahre Ortsmusik Viechtwang
Die Musiker, das sind die Mitglieder der Ortsmusik Viechtwang, die heuer ihr 30-Jahr-Jubiläum feiert. Die musikalische Leitung der Uraufführung liegt in den Händen von Gerhard Paul. In den Sänger-Hauptrollen zu erleben sind Kerstin Möseneder als Cilli, Bonnie Sinkovics, Martin Kiener und Landestheater-Tenor Matthäus Schmidlechner. Die Regiefäden zieht Gerhard Pirner.
Der Turnsaal in Scharnstein wurde für das Ereignis vollkommen zum Theatersaal umgebaut. „Es ist ein Wahnsinn, wie viele Leute da mit großer Begeisterung zusammengeholfen haben“, sagt Helmut Wittmann.
Was also das Dickste, das Schönste und das Reichste ist? Heute Abend wird’s verraten.
Freitag, 20 Uhr, Saal der Neuen Mittelschule Scharnstein.
Weitere Termine: 18., 24., 25. 8., 20 Uhr und 19., 26. 8., 17 Uhr, Karten: Alle Raiffeisenbanken, www.cilli.at