„Amerika ist kein rassistisches Land“
Ab morgen ist Will Smith in den österreichischen Kinos in „Sieben Leben“ zu sehen. Als Ben Thomas hat er einen ungewöhnlichen Plan für sieben Menschen, um Erlösung und Wiedergutmachung zu finden. Denn er hütet ein schreckliches Geheimnis.
OÖN: Dieser Ben Thomas ist eine Rolle, die sich gewaltig von dem unterscheidet, was Sie sonst machen?
Smith: Das ist ganz klar kein Will-Smith-Film. Ich habe mich gegen diesen Charakter richtiggehend gewehrt.
OÖN: Was hat Ihnen an der Figur zunächst nicht gepasst?
Smith: Ich wurde mir nicht klar: Ist er wirklich nur opferbereit, oder steckt auch ein Schuss Selbstsucht hinter seinen Handlungen? Sehen Sie, ich habe von meiner Großmutter sehr viel gelernt. Unter anderem: So schlimm die Umstände gerade sein mögen, so viel Angst du auch hast, es gibt etwas Höheres, das über dich wacht. Gott wird dir immer helfen. Dieser Ben Thomas ist der Ansicht, dass Gott einen Fehler gemacht hat. Und dass er, Ben, diesen Fehler korrigieren muss. Er merkt nicht, dass er auf diese Art die Chance auf ein neues Leben, eine neue Liebe versäumt.
OÖN: Rückblickend: Was hat Ihnen diese Rolle bedeutet?
Smith: Es gab bisher keine, die mein Leben so verändert hat. Meine Frau Jada hat schon während der Dreharbeiten bemerkt, dass mit mir etwas nicht stimmte. Sie fragte: „Kämpfst du so gegen diesen Kerl an, weil du so viel von dir in ihm entdeckt hast?“ Und eines Abends saßen wir beim Dinner, und es war merkwürdig still. Ich wollte wissen, warum das so war. Mein Sohn Jaden, ich nenne ihn immer Mister Reality, antwortete cool: „Weil du einen so irren Blick hast, Dad!“ Das war mein Blick aus dem Film…
OÖN: Sonst gar nicht Ihr Markenzeichen?
Smith: Eben. Normalerweise gehöre ich zu jenen, die in jeder dramatischen Situation auch das Komische sehen. Vor sechs Jahren starb meine über alles geliebte Großmutter. Selbst bei ihrem Begräbnis schlug das komödiantische Moment durch, und das wäre durchaus in ihrem Sinn gewesen.
OÖN: Gab es nicht auch in Ihrem Leben Momente der Verzweiflung?
Smith: Doch. Die Scheidung meiner ersten Ehe zählte zu den verheerendsten Ereignissen. Wir hatten ein zweijähriges Kind, und ich machte mir lange Zeit Vorwürfe, ich hätte versagt.
OÖN: Jüngst ergab eine Umfrage, dass 2008 kein anderer Star so viel in die Kassen brachte wie Will Smith. Ist es leicht, bei Ihrem Status demütig zu bleiben?
Smith: Ja, es gelingt, weil ich dankbar bin für alles, was ich erreicht habe, und dafür, dass meine Ehe mit Jada so wunderbar funktioniert. So sehr mich die Menschen als Filmstar bewundern, ich möchte, dass sie mich einmal lieber als einen in Erinnerung behalten, der sich um seine Mitmenschen kümmerte und versucht hat, die Welt ein bisschen besser zu machen.
OÖN: Sowohl Ihr Sohn Jaden als auch Ihre Tochter Willow haben bereits Leinwand-Erfahrung. Unterstützen Sie das?
Smith: Wenn sie es gerne machen, warum nicht? Da kann ich ihnen wenigstens helfen. Hätte Jaden den Wunsch, Autorennfahrer zu werden, wäre ich hingegen hilflos.
OÖN: Es gibt in „Sieben Leben“ auch eine Liebesszene mit der schönen Rosario Dawson. Sie sagt, Sie seien sehr scheu gewesen?
Smith: Nein, scheu bin ich nicht. Ich versuche bei solchen Szenen immer nur, ein Gentleman zu sein und nicht den Eindruck zu erwecken, dass ich die Situation, mit einer nackten Frau im Bett zu liegen, als Star auch ein bisschen ausnütze. Abgesehen davon, dass auch bei derlei Szenen immer eine Menge Leute rumstehen.
OÖN: Ihr nächstes Projekt?
Smith: Wird sicher ganz anders, wird wieder ein Hollywood-Ende haben. Ich meine das nicht unbedingt zynisch, denn so eines ist ja oft nur Sinnbild für erfüllte Träume, auch für den „American dream“. Den gibt es ja auch in Wirklichkeit immer wieder.
OÖN: Zum Beispiel durch die Wahl Barack Obamas zum Präsidenten?
Smith: Als er gewählt war, brach ich unkontrolliert in Tränen aus. Man stelle sich vor: ein schwarzer Präsident! Nein, sagte ich mir, in diesem Land leben zwar viele Rassisten, aber Amerika ist kein rassistisches Land!
OÖN: Besteht nicht der Plan, das Leben Obamas mit Ihnen zu verfilmen?
Smith: Es gibt ein brauchbares Drehbuch.
OÖN: Wenn er die zwei möglichen Amtszeiten regiert, vergehen acht Jahre. Was wird Will Smith in acht Jahren machen?
Smith: Entweder diesen Film – oder ich werde selbst Präsident.