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Wider die „Todsünde Langeweile“

Von Michael Wruss, 03. November 2011, 00:04 Uhr
Wider die „Todsünde Langeweile“
Am Freitag erklingt ein Werk von Gerald Resch im Brucknerhaus. Bild: R.Publig/Doblinger

Das Festival Wien Modern (bis 25. November) widmet heuer dem Linzer Komponisten Gerald Resch (36) ein Porträt. Am Freitag, 19.30 Uhr, ist unter anderem sein Werk „Ein Garten. Pfade, die sich verzweigen. Für Viola solo und 7 Instrumente“ im Brucknerhaus zu erleben.

OÖN: Sie wurden heuer mit vielen Preisen bedacht und stehen neben dem Doyen der österreichischen Komponisten, Friedrich Cerha, im Zentrum von Wien Modern. Was bedeutet das für Sie?

Gerald Resch: Eine schöne Anerkennung und große Freude, dass die eigene Arbeit für gut befunden wird. So etwas ist höchst motivierend, zumal bei den unterschiedlichen Preisen jeweils andere Juroren für einen stimmen und einem vielleicht so etwas wie eine gewisse Gültigkeit attestieren.

OÖN: Muss man sich den Erfolg als Komponist hart erarbeiten?

Resch: Es gibt nur wenige, die in ganz jungen Jahren großen Erfolg haben, und meist steht dann ein Mentor, ein Verleger dahinter. Was nicht heißen muss, dass diese Komponisten zu Unrecht gefördert wurden. Meine eigene Karriere hat sich eher kontinuierlich entwickelt. Je besser die Aufführungsmöglichkeiten, desto mehr wird die Musik vom Publikum akzeptiert, desto anspruchsvoller kann man schreiben. So schraubt man sich von Stufe zu Stufe höher. Insofern ist das Porträt im Rahmen von Wien Modern 2011 der bisherige Höhepunkt für mich.

OÖN: Welcher Erfolg ist Ihnen wichtiger: der, bloß gespielt zu werden, von der Kritik gelobt zu werden, oder beim Publikum Emotionen auszulösen?

Resch: Der Motor, Musik zu schreiben, ist die Kommunikation mit einem imaginären Publikum, von dem man durchaus verstanden werden will. Es gibt dazu viele Tricks, wie man Applaus erzeugt. Das lehrt schon seit der Antike die Rhetorik, die sich hier wunderbar auf die Musik anwenden lässt. Allerdings sind solche Effekte irgendwie eindimensional. Ich stehe eher auf dem Standpunkt, sich möglichst deutlich auszudrücken, und habe das Gefühl, wenn das Publikum etwas nicht verstanden hat, oder anders als erwartet reagiert, dass diese Passage zu wenig deutlich war. Hier passt vielleicht ein Zitat von Georg Christoph Lichtenberg: „Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen und es klingt hohl, ist das allemal im Buch?“. Als Komponist scheue ich mich ein wenig vor dem Effektvollen, weil ich durch meine Person kommunizieren will, hoffe aber trotzdem, dass meine Musik wirkt.

OÖN: Sind Sie ein Komponist, der bewusst auf das Ziel, verstanden zu werden, hinarbeitet?

Resch: Die Prozesse von Kunst setzen voraus, dass man authentisch, eben ganz persönlich ist. Und da darf man nicht unbedingt auf die Hörgewohnheiten setzen, sonst besteht die Gefahr der obersten Todsünde, nämlich zu langweilen. Eine Frage muss ständig präsent sein: Ist das, was ich gerade mache, für ein Publikum interessant genug?

OÖN: Muss man manchmal Kompromisse eingehen?

Resch: Eigentlich muss man ständig Kompromisse eingehen, was ich am Komponieren sehr mag und was an simplen handwerklichen Gegebenheiten liegt. Die Geige geht halt nur bis zum kleinen g hinunter. So muss man Lösungen finden, die die materiellen Einschränkungen, zum Beispiel die Akustik der Instrumente, umgehen, etwa eine Linie umkehren.

OÖN: Arbeiten Sie auf Auftrag?

Resch: Mein Leben ist ziemlich vollgestopft. Ich unterrichte in Linz und Wien, bin Musikkurator im Kunstverein Alte Schmiede Wien, habe zwei kleine Kinder, etc. Da bleibt nur ein kleiner Teil des Tages fürs Komponieren. Zurzeit arbeite ich nur auf Auftrag, was auch aufgrund des guten Verhältnisses zwischen Angebot und Nachfrage bestens funktioniert.

OÖN: Wenn man Ihre Partituren ansieht, wird man eine ganz traditionelle Notenschrift vorfinden…

Resch: Die Notation von Musik ist nur eine Zwischenform – wichtig ist das, was klingt und dass man diesen Klang mit möglichst wenig Probenzeit auch bekommt. Die heutigen Produktionsbedingungen lassen nicht viel Zeit, um etwa mit einem Orchester aufwändig graphische Notationen zu besprechen. Die Musiker müssen einfach so schnell wie möglich wissen und verstehen, worum es geht. Daher verwende ich bei Orchesterstücken vorwiegend die traditionelle Notenschrift. Bei Solostücken ist es oft sogar leichter, klangliche Effekte mit neuen Zeichen zu notieren.

OÖN: Wie sehen Sie Festivals wie Wien Modern?

Resch: Wien Modern ist eines, wenn nicht das wichtigste Festival für Neue Musik weltweit. In Österreich ist man sich dieser Bedeutung gar nicht bewusst. Wo gibt es sonst fast einen Monat lang täglich oft mehrere Konzerte, Workshops und Vorträge mit neuer und neuester Musik aus allen Teilen der Welt, und das mit einem günstigen Generalpass (heuer € 84,-, bzw. € 56,- ermäßigt, Anm.)?

OÖN: Morgen, 4. November, wird mit „Ein Garten. Pfade, die sich verzweigen“ ein Stück von Ihnen im Brucknerhaus gespielt. Als Linzer sind Sie in Oberösterreich wenig präsent. Ist das ganz bewusst?

Resch: Nein, das hat sich so ergeben. Dazu kommt eine gewisse Hassliebe zur Heimat. Vielleicht ergeben sich durch meinen Lehrauftrag an der Bruckneruni neue Möglichkeiten. Ich habe zwar einen Auftrag für ein Chorstück für das Festival der Regionen, aber sonst gibt es nur wenig Konkretes.

OÖN: In Ihrem bisherigen Schaffen fehlt das Musiktheater – gibt es da Interesse?

Resch: Das Musiktheater ist wie eine heiße Kartoffel. Ich habe großen Respekt davor. Da mich aber Herausforderungen sehr reizen, bin ich ganz aufgeregt, wenn ich nur daran denke, was passieren könnte. Haben Sie ein Libretto für mich?

Info: www.wienmodern.at

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