Björk inszeniert Musik als multimediales Ereignis
Björk ist die Ausnahme unter den Ausnahmekünstlern. Die Isländerin hat sich mit der Hartnäckigkeit der Unbeirrbaren ihren Platz im Musik-Universum gesichert – und festigt ihn mit „Biophilia“.
Björk macht nicht einfach nur Musik. Sie entwickelt Töne, Klänge und Wörter zu einer Sprache, die man entdecken muss und im besten Fall in Ansätzen versteht. Wer sich dem nicht stellt, steht in ihrer Welt schnell auf verlorenem Posten. „Biophilia“, ihr neues, ab heute erhältliches Album, ist nicht einfach nur die Aneinanderreihung von zehn Kompositionen, sondern für sich ein multimediales Gesamtkunstwerk.
Das Album mag zwar schon auch mit Musik zu tun haben, aber Björk reist dem digitalen Zeitalter entsprechend mit Apps, Live-Show, Installationen und Workshops durch das Universum. Sie spürt auf „Biophilia“ die Wechselwirkungen und das Zusammenspiel von Musik, Natur und Technologie auf. Sie gibt dieser Inspiration den musikalischen Ausdruck.
Multimediales Gesamtkunstwerk hin oder her – der Konsument wird sich in erster Linie mit der Musik beschäftigen, und die ist auf „Biophilia“ erwartungsgemäß nicht von der einfach zu fassenden Sorte. Das gehört bei Björk zum guten Ton. Das ist ihr Stil. Das ist ihr Image, der Ausnahme-Faktor, der den Unterschied macht.
Klassische Songstrukturen sind zwar vereinzelt zu erahnen („Cosmogony“), und es tauchen inmitten der komplexen Arrangements fast melodieähnliche Harmonien auf („Crystalline“). Doch Björk hat ihre eigene Vorstellung von Musik, liebt das unterkühlte Spiel mit technischen Beats, die manchmal Distanz aufbauen. Ihre prägnante Stimme wirkt mitunter wie die einer Erzählerin in anderen Welten, ihre über weite Strecken sphärisch-schwere Musik („Dark Matter“, „Hollow“) erweist sich als losgekoppelt von Raum und Zeit.
Björk spielt in ihrer eigenen Liga, in der etwa das Leuchten, Glitzern und Heranwachsen von Kristallen zum Thema gemacht wird. In dieser Welt projiziert sie Bilder in die Köpfe der Hörer, die je nach Fantasie bunt oder dunkel sind.
Björk: „Biophilia“
OÖN-Kritik: 3/6 Sternen
björk ist die beste !!!