Bayreuths starke Frauen
Seit ihrem Bestehen werden die Bayreuther Festspiele ausschließlich von Mitgliedern der Familie Wagner geleitet.
Nach dem Tod von Richard Wagner übernahm dessen zweite Ehefrau Cosima Wagner die Festspiele (bis 1906). Ihr folgte der gemeinsame Sohn Siegfried nach, er nahm die Festspiele nach dem Ersten Weltkrieg wieder auf und leitete sie bis 1930. Nach seinem Tod folgte ihm bis 1944 seine Witwe, die Engländerin Winifred Marjorie Williams, die mit Adolf Hitler eng befreundet war. Nach dem Krieg musste Winifred die Leitung abgeben.
Winifreds Söhne Wieland und Wolfgang Wagner führten die Festspiele als „Neu-Bayreuth“ bis 1966 wieder zu internationalem Renommee. Nach dem Tod seines Bruders übernahm Wolfgang Wagner die Alleinherrschaft bis 2008. Mit der Berufung von Regisseuren wie Götz Friedrich, Patrice Chéreau oder Christoph Schlingensief bescherte er dem Festival Aufmerksamkeit. In seine Ära fällt auch der sogenannte „Jahrhundert-Ring“ von Regisseur Patrice Chéreau und Dirigent Pierre Boulez 1976. Nach dem Rücktritt von Bayreuths Patriarch 2008 mit 88 Jahren entbrannte eine heftige Debatte um dessen Nachfolge.
Der Stiftungsrat ließ die Würfel schließlich zugunsten der Urenkelinnen von Richard Wagner fallen: Katharina Wagner (33) und ihre Halbschwester Eva Wagner-Pasquier (66).
Katharina Wagner, Tochter von Wolfgang Wagner und seiner zweiten Frau Gudrun, wuchs in Bayreuth auf, studierte Theaterwissenschaft, arbeitete u.a. als Regieassistentin bei Harry Kupfer. Als Opern-Regisseurin gab sie 2002 in Würzburg ihr Debüt, im Vorjahr inszenierte sie die „Meistersinger“ in Bayreuth.
Eva Wagner-Pasquier war als Assistentin von August Everding und Otto Schenk an der Wiener Staatsoper tätig. 1984 wurde sie Direktorin am Royal Opera House Covent Garden in London, ab 1987 leitete sie die Programmdirektion der Opéra Bastille in Paris. Seither ist die medienscheue Kulturmanagerin auch künstlerische Beraterin des Festivals Aix-en-Provence.