Schlossmuseum: Schande, Folter, Hinrichtung
Hervorragend aufbereitet, hervorragend präsentiert, hervorragend auch die Grätsche zwischen Publikumswirksamkeit und wissenschaftlicher Objektivität bewältigt: so lautet das Fazit der aktuellen Ausstellung im Nordflügel des Linzer Schlossmuseums.
Die höchst sehenswerte Präsentation ist Teil des großen Projektes „Schande, Folter, Hinrichtung“. Seit 2004 wird – so Ausstellungsgestalterin Ute Streitt, die landesmuseale Sammlungsleiterin für Technik ebenso wie für Wehrgeschichte – „mit aller wissenschaftlichen Inbrunst“ daran gearbeitet. Auch 65 Heimatforscher waren an dieser Aufarbeitung von Rechtsprechung und Strafvollzug in Oberösterreich beteiligt.
500 m2 zum Thema Verbrechen
Die hochkarätigen Ergebnisse: ein 600 Seiten starker Studienband, die einzigartige Rechtsaltertümer-Datenbank RAT, ein Glossar als zweite Datenbank, um Rechtsbegriffe und Dialektwörter zu erklären (ca. 1500 Begriffe), eine rechtstopographische Karte Oberösterreichs mit vierhundert steinernen Zeugen (Prangern, Galgenplätzen etc.), eine Bibliographie zur Rechtsgeschichte und zwei Ausstellungen. „Schande, Folter, Hinrichtung“ ist die erste.
Diese gestern auf 500 Quadratmetern im Linzer Schlossmuseum eröffnete Präsentation ist ebenso interessant wie delikat, ebenso gruselig wie informativ. Kuratorin Ute Streitt hat die Einführung in die oberösterreichische Rechtsgeschichte bestens gegliedert. Man findet (mit speziellen Texten auch für Kinder aufbereitet) in vielen pointierten Bild- und Objektbeispielen Tatorte (z.B. blutiges Tuch mit Axt), Delikte (etwa Zauberei), Arten der Überführung (auch Folter) bis hin zu unterschiedlichen Strafen (wie absurden Schandmasken für Männlein und Weiblein). Weiters gibt es schaurige Moritaten zu hören, und man erfährt, wie Körperteile von Hingerichteten gar in der Medizin Verwendung fanden.
Hervorragend, wie gesagt. Eine Ausstellung mit Mehrwert.
Info: www.schlossmuseum.at