Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

„Ratten“: Leben bedeutet Überleben

Von Silvia Nagl, 16. Mai 2011, 00:04 Uhr
„Ratten“: Leben bedeutet Überleben
Premiere von „Die Ratten“ im Linzer Landestheater: Katharina Hofmann singt als Jette John zur Knöpferlharmonika. Bild: Ch. Brachwitz

In dem 1911 uraufgeführten Stück „Die Ratten“ verknüpft Gerhart Hauptmann zwei Handlungsstränge in einem Berliner Mietshaus: jenen der Unterschicht und jenen der Bürgerlichen. Die Premiere im Landestheater Linz verlor mit zur Hysterie übersteigerten Ausbrüchen und zur Lächerlichkeit übertriebenem Gejammere die Schärfe dieses Sozialdramas.

Gleich von der ersten Minute an wird gewimmert, geweint, gejammert. Pauline (Barbara Novotny) ist schwanger und will das Baby nicht. Ja doch, wir haben schon kapiert, dass es hier bei den am Rande der Gesellschaft Dahinvegetierenden brutal, wild und armselig zugeht. Und dass hier das Reden meist schwerer fällt als das Brüllen, das Schweigen vielsagender sein kann als linkische Worte.

In dieser Inszenierung von Bernarda Horres kommt es immer wieder zu störenden, ja manchmal auch peinlichen bis lächerlichen Gefühlseruptionen und ärgerlichen Überlagerungen von gesprochenem Text und Gewimmer. Wie überhaupt störend ist, dass zumeist Fernseher oder Plattenspieler laufen. Anja Jungheinrich hat eine Art riesige Fototapete leicht ansteigend über Bühnenboden und -hintergrund gelegt – das ergibt eine ansprechende Optik eines Mehrstockhauses. „Die Ratten“ sind dort ebenso heimisch wie die Putzfrau Jette John und Nachbarin Knobbe, die dem horizontalen Gewerbe nachgehen muss, um mit ihren Kindern zu überleben.

Ganz oben hat der ehemalige Theaterintendant Hassenreuther Kostümfundus und Probenstudio eingerichtet – und ein Liebesnest mit seinen außerehelichen Gespielinnen. Dass die bürgerliche Familie Hassenreuther patriarchalisch und beinah voyeuristisch die Sozialdramen im Hause beobachtet, ist in dieser Umsetzung nebensächlich. Horres hat das Stück – das lässt sich aus einem Satz heraushören – in die Gegenwart gestellt. Manches in dieser Inszenierung wirft Rätsel auf: Wieso beispielsweise muss Angela Smigoc schreiend sechs Mal gegen die Wand rennen und sich die Knie aufschürfen? Einmal hätte es auch getan. Warum muss Aurel von Arx als entrückter Bruder der Frau John barfuß Kletterkünste zeigen, sich sprachlich aber an undeutliches Nuscheln halten?

Aufflackernde Geilheit

Katharina Hofmann legt eine meist souveräne Jette John hin, umklammert in aufflackernder Geilheit wie ein Schraubstock ihren Paul, droht furchterregend und singt zur Knöpferlharmonika poetische Momente.

Manuel Klein (Erich Spitta) bringt seine ihm spezifische Komik ein und wird dabei immer fahriger. Markus Subramaniam (Paul) ist eher smarter Lover denn aggressiver Maurer. Bettina Buchholz ist eine burschikose Geliebte von Hassenreuther und stöckelt dann als abgetakelte Hure Knobbe. Sven-Christian Habich ist, so wie er ist, und auch Silvia Glogner lässt sich nicht in ihrer Schauspielkunst stutzen.

Horres hat viel gekürzt, in den zwei Stunden Spieldauer gibt es allerdings trotzdem einige Längen.

Inhalt: „Die Ratten“

Pauline ist schwanger, weiß nicht, was sie mit dem Kind anfangen soll. Sie verkauft es der Putzfrau Jette John, die glaubt, die heile Familie erkauft zu haben. Pauline kehrt wieder, will ihr Kind zurück. Frau John entführt das kranke Kind der Nachbarin Knobbe und übergibt es Pauline, die hinter den Betrug kommt. John beauftragt ihren Bruder, Pauline einzuschüchtern. Der aber erschlägt das Mädchen. Als alles ans Licht kommt, begeht Frau John Selbstmord.

mehr aus Kultur

Anna Jermolaewa: "Meine Botschaft ist klar: Wladimir Putin muss weg!"

"Amsterdam-Krimi" über Drogen, Giftmüll und Social Washing (heute Donnerstag, ARD, 20.15 Uhr)

Fall Epstein: Die blonde Alleinerzieherin, die Prinz Andrew zum „Abdanken“ brachte

"Ich will darüber sprechen, weil ich stolz bin, dass ich das geschafft habe"

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

1  Kommentar
1  Kommentar
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
( Kommentare)
am 19.05.2011 08:54

Habe mir trotz der Kritik in den OÖN "die Ratten" angesehen und angehört und es nicht bereut. Die Kritik läßt vermuten, daß dem Kritiker/der Kritikerin das "Gewimmere" und die "Gefühlseruptionen" am "Rande der Gesellschaft" ziemlich auf die abgehobenen Nerven gegangen sind, was vielleicht ein wenig Sozialarroganz, jedenfalls aber angestammte Milieufremdheit durchscheinen läßt.
Genauer betrachtet war es eine mit den vorhandenen Mitteln "runde" und mehrschichtige Inszenierung mit tollen Einzelleistunge (Nowotny, Hofmann)und einem Konzept, das man etwas nachwirken lassen sollte, um es wirklich auszuschöpfen.
"Hysterisch" und "übertrieben" war da gar nichts, auch nicht die "Überlagerungen", im Gegenteil, ich fand die Befindlichkeiten und den Lebensrahmen der Personen gut gezeichnet.

Alles in allem also ein durchasu attraktives Stück, wenn man sich unvoreingenommen darauf einläßt.

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen