Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Theater Hausruck: Ein Dauerfeuer der Metaphern

Von Von Peter Grubmüller, 26. Juli 2010, 00:04 Uhr
Ein Dauerfeuer der Metaphern
Der arbeitslose Hans ist ausgeschieden. Bild: Theater Hausruck

Das Theater Hausruck rief mit „€AT!“ einen Kapitalismus-Kirtag aus und sammelte am Samstag in der ehemaligen Polstermöbelfabrik HASAG in Attnang-Puchheim mit einem Performance-Ringelspiel die Verlierer der ökonomischen Realität ein. Die unzähligen Glasperlen des schnellen Konsums taugten zum Ereignis, aber nicht als Kette plausibler Kapitalismuskritik.

Warten. Nach gut einer halben Stunde bei Regen im Innenhof des Konkurs-Areals geht es auch auf dem Weg nach drinnen drunter und drüber. Menschen mit blutverschmierten Masken und Transparenten ohne Botschaft in der Hand bahnen sich rempelnd und unaufhaltsam ihren Weg durch die hereinströmenden Massen. Dann wieder warten – bis eine drohende Lautsprecher-Stimme „Bringt Sie rein!“ befiehlt. Das Humankapital ist in Bewegung gesetzt und wird fortan durch die Hallen verschoben.

Ein Arbeiter steht am Pult, er redet davon, wie schwer uns die Krise getroffen hat. Weg mit ihm, weil eine Manager-Figur aus der Kategorie der Schmierigen (Franz Froschauer) erklären muss, dass es trotz unüberhörbaren Krachens im Gebälk der Wirtschaft sicher nicht knistert.

So vordergründig bleibt es, weil sich die künstlerischen Leiter Chris Müller und Georg Schmiedleitner nicht für die feine Klinge entschieden haben, sondern für Dauerfeuer. Sechs Personen aus dem Publikum erhalten Trostlose, Gemeinderäte aus Attnang-Puchheim chauffieren die Gewinner in Luxuskarossen zu Verlierern – es geht ins nahe Bordell, ins Altersheim zu einer verarmten Frau und zum Imam der islamischen Gemeinde. Es wird angekündigt, das Publikum über die Ausflüge auf dem Laufenden zu halten, aber die Trostlosen bleiben für der Rest des Abends verschwunden.

Ihr Auszug aus der Halle verkleinert sich damit zum Effekt, wie die abgetakelten Kirtag-Luftschaukeln, wie die Schießbuden und ihre Figuren, wie die beiden echten Kamele, deren „unideale Natur“ als Metapher für so vieles stehen muss, wie die Ponys, die als kleine Tiere angetrieben im Kreis marschieren und wie der hereingeschobene Ferrari, den sich für 24 Stunden ausleihen darf, wer ihn am längsten mit der Hand berührt (drei halten durch, sie dritteln den Gewinn – und das in „Geiz ist geil“-Zeiten, Respekt). Ein Dunkelhäutiger ist „Schwarzarbeiter“, ein menschlicher Zwerg „Kleinunternehmer“, die Porno-Darstellerin Jana Bach auch bloß eine Illustrierung.

Das Publikum ist mit unterschiedlichen Farb-Aufklebern unterteilt, „stigmatisiert“, wie Moderator Müller sagt. Die gelbe Gruppe erlebt ein von Splatter-Movie-Regisseur Jörg Buttgereit inszeniertes Zombie-Hörspiel, der Rest teilt sich in weniger packende Selbsterfahrungsgruppen oder Papierschifferlbau-Kolonnen auf.

Die Minderleister

Das „Spiel 6 aus 45 – 6 Arbeitsplätze für 45 Bewerber“ ist an Peter Turrinis „Minderleister“ angelehnt. Wozu ist der Arbeitslose Hans bereit, wenn es einen Job zu gewinnen gibt? Seinen Ex-Kollegen erschlägt er noch, seinen Bruder auch, aber die eigene Frau? Die umarmt er und scheidet aus.

Zum Finale stehen riesige Regale aufgetürmt da, angefüllt mit der Ware Mensch und voll von Geschichten aus dem arbeitslosen Alltag. Sie sollen von Managern entsorgt werden, aber der Arbeitertrupp setzt sich in Bewegung und marschiert auf den Kapitalismus-Kirtag zu.

Der Lärm, den Müller und Schmiedleitner fabrizieren, geht ins Leere. Weitere Aufführungen sind nicht geplant – und an diesem Abend waren die Gleichgesinnten unter sich.

mehr aus Kultur

"Ich will darüber sprechen, weil ich stolz bin, dass ich das geschafft habe"

Ein 23-Jähriger inszeniert beim Lehar-Festival

Absagenserie bei Song Contest wegen Gaza-Krieg

Fall Epstein: Die blonde Alleinerzieherin, die Prinz Andrew zum „Abdanken“ brachte

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

2  Kommentare
2  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
( Kommentare)
am 26.07.2010 10:48

Selbst Frau Minister Schmied sowie die Nationalratspräsidentin Pramer standen lange im Regen, bis sich die Tore öffneten und man dem interaktiven Theater beiwohnen durfte.

Ein durchwachsener Abend, wobei die "Marionetten" samt Beleuchtungseffekte einen stimmigen Abschluß bildeten.

Wer in den letzten Jahren die Kohlebrecherstücke sah bzw. die Autobuswanderung im 2009, wird vielleicht über das "Heuer" enttäuscht sein, die Grundidee ist nicht besonders rübergekommen.

lädt ...
melden
antworten
( Kommentare)
am 27.07.2010 23:56

Man sieht genau, wie geistig rege die werten Mitposter sind. Kultur ist ihnen fremd, ÖVPaffine Lobhudeleien vorgegeben ......... vor Jahren hat einmal ein österr. Fußballtrainer gemeint, 98 % der Oberösterreicher wären Naturdeppen .......... so daneben lag der gute Mann wohl nicht.


Und für diese Kulturbanausen baut Pühringer auf Steuerzahlers Kosten ein neues Musiktheater, vorfinanziert vom Giebelkreuz, das zufälligerweise ein passendes Grundstück "in petto" hatte.

Solche Zufälle würzen die Politik, nur Pühringer ist nicht mehr in der Lage, sämtliche Zusammenhänge zu durchschauen.

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen