Volkskultur mittendrin: Kein Vorgaukeln einer heilen Welt
Das klinget so herrlich“, lässt Mozart den Sklavenchor in der Zauberflöte fröhlich singen. Diese einfache Glockenspiel-Melodie mit Volksliedcharakter schätzen Opernfreunde rund um den Globus.
"Das klinget so herrlich“, lässt Mozart den Sklavenchor in der Zauberflöte fröhlich singen. Diese einfache Glockenspiel-Melodie mit Volksliedcharakter schätzen Opernfreunde rund um den Globus.
Andererseits begeistern Blasorchester mit eigens für sie arrangierten Opernarien ebenso wie mit Innviertler Triowalzern oder Michael Jacksons „We are the World“. All das ist Volkskultur.
Erzherzog Johann bekannte sich zur steirischen Tracht, und Politiker unserer Zeit schlüpfen nicht nur aus Wahlkampf-Kalkül ins Gwand vom Land.
Auf leicht durchschaubare Äußerlichkeiten lässt sich die gewachsene Volkskultur nicht reduzieren.
Diese Phase, modernistisch und damit kurzlebig, ist überwunden. Selbst in Linz wird etwa ein Paar in Tracht längst nicht mehr belächelt – ein großer Fortschritt in dieser Stadt der Computerkunst, Jugend- und Eventkultur. Träger der Volkskultur interessieren sich für das Ars Electronica Center, alternative Künstler bestaunten im Linz09-Projekt „Brauhaus“ die gestalterische Kraft von Volkstanz, Volksmusik und Mundartdichtung.
Dieses Herantasten an kulturelles Miteinander gilt es auszubauen und zu fördern. Gegenseitige Anerkennung ist gefragt.
Anerkennung darf sich freilich nicht auf Duldung beschränken. Anerkennung erfordert auch Respekt. Und Respekt wiederum bedeutet nicht kritikloses Hinnehmen. Auch begründeter Widerspruch ist eine Tugend. Warum soll die Volkskultur trotz mancher Kratzer immer eine heile Welt vorgaukeln? Es kann nicht ihre Aufgabe sein, eine angeblich „gute alte Zeit“ ins Gläserkastl zu stellen und dort an Feiertagen zu bewundern. Volkskultur muss gelebt werden, sie muss sich also ständig weiterentwickeln. Das birgt auch Konfliktstoff.
Es wird daher in dieser Kolumne – zum Wohle des gemeinsamen Anliegens Volkskultur – auch über Unzulänglichkeiten offen zu reden sein. Vor allem jedoch über das Gute und das Schöne im Leben.
Ein Beispiel: Niemand trägt Gedichte des vor 40 Jahren verstorbenen Innviertler Mundartdichters Hans Schatzdorfer überzeugender vor als seine Tochter Gertraud Stöckler aus Frankenburg. Die junge Innviertler Musikgruppe „Dickschädlat“ hat sie hervorragend vertont und auch auf CD herausgegeben.
Am Dienstag, 25. Mai, 19 Uhr präsentiere ich Gertraud Stöckler und Dickschädlat gemeinsam im Linzer Ursulinenhof. Platzreservierung: Tel. 0732 / 781912-0.
H
Vor 41 Jahren durfte ich mir in der OÖN-Sportredaktion die ersten journalistischen Sporen verdienen. Das wurde, völlig unerwartet, zum Einstieg in ein faszinierendes Berufsleben. 1976 wechselte ich zum ORF. Nun kehre ich nach 34 Jahren zurück zu den OÖN. Abwechselnd mit meiner jungen Kollegin Sandra Galatz werde ich Sie in dieser Kolumne durch die vielfältige und vielfärbige oberösterreichische Volkskultur-Landschaft führen.
Ihr Klaus Huber