Damon: „Jason Bourne war schlaffer“
An der Oscar-Front ist Matt Damon diesmal Konkurrent des Österreichers Christoph Waltz. Der Ami ist ebenfalls als bester Darsteller einer Nebenrolle nominiert – für seine Leistung in Clint Eastwoods Film „Invictus“. Ab heute im Kino.
OÖN: Um sein Land zu einen, nützte der damals frisch gewählte südafrikanische Präsident Nelson Mandela den bevorstehenden Rugby-World-Cup. Schwarze und weiße Bevölkerung sollten wie ein Mann hinter dem Team stehen und es zum Titel tragen. Es gelang, Südafrika wurde tatsächlich Champion. Sie verkörpern Francois Pienaar, den ehemaligen Kapitän der Mannschaft. Wie kamen Sie zu dieser Aufgabe?
Damon: Clint Eastwood, hier Regisseur, hat mir das Drehbuch geschickt. Ich rief ihn an: „Das gibt es nicht! Das kann nicht wirklich so geschehen sein!?“ Aber Clint versicherte mir, dass sich alles genau so ereignet hatte. Ich suchte im Internet dann Fotos von Francois Pienaar. Die waren Grund meines nächsten Anrufs: „Clint, der Mann ist ja ein Riese. Ich bin nur 1,77 Meter groß. Wie lässt du mich 18 Zentimeter wachsen?“ Er meinte: „Keine Sorge. Das mache nicht ich, das zaubert die Kamera.“
OÖN: Sicher haben Sie den wirklichen Francois Pienaar bald kennengelernt?
Damon: Als wir nach Südafrika kamen, hat er mich schon am ersten Tag in sein Haus zu einem Gourmet-Dinner eingeladen. Als er im Türrahmen erschien und mich anschaute, erklärte ich ganz verlegen: „Aber im Film werde ich größer sein!“ Er lachte und umarmte mich, gab mir beim Essen dann Gelegenheit, ihm tausend Fragen zu stellen.
OÖN: Was wussten Sie zum Zeitpunkt des Angebots über Rugby?
Damon: Nichts. Nach dem Gespräch mit Francois etwas mehr. Nach Ende der Dreharbeiten noch ein bisschen mehr. Doch noch immer fast nichts.
OÖN: Wie gelang es Clint Eastwood, die Spielszenen so realistisch zu drehen?
Damon: Film ist bekanntlich Illusion. Doch nicht so sehr, dass er es sich hätte leisten können, nur Schauspieler auf dem Platz herumstolpern zu lassen. Er ließ sich einen geschickten Mix einfallen. Der Großteil bestand aus echten Profis, uns ahnungslose Schauspieler mischte er drunter.
OÖN: Haben Sie ein hartes Training absolviert?
Damon: Ich war monatelang täglich im Gym und bei den Dreharbeiten so fit wie in keinem Film zuvor. Das war mein großer Ehrgeiz, nachdem ich von Francois erfahren hatte: Sein Team war zu jener Zeit sicher nicht das beste der Welt, aber die Nummer eins in Fitness. Jeder war über seinen eigenen Schatten gesprungen und hatte beim Training Zusatzeinheiten absolviert.
Wenn Sie sich hintereinander einen „Bourne“-Film und „Invictus“ anschauen, werden Sie vielleicht feststellen, dass Jason Bourne schlaffer und schwabbeliger wirkte. Das lag an mir.
OÖN: Was wussten Sie von Nelson Mandela, bevor Sie das Drehbuch erhalten hatten?
Damon: Dass er, ich muss damals 19 gewesen sein, meine Heimatstadt Boston besuchte. In der ganzen Schule hingen Bänder mit der Aufschrift „Free Mandela“. Als ich jetzt mein Foto-Erinnerungsalbum durchblätterte, fand ich einige dieser Bänder wieder.
OÖN: Sollte nicht eigentlich bald Bourne Nummer vier kommen?
Damon: Doch. Aber diesmal nicht nach einem Originalstoff des verstorbenen Autors Robert Ludlum, sondern mit einer komplett neuen Geschichte.