Er ist Charlie Chaplins Stimme am Klavier
Für die Produktion „How much, Schatzi?“ mit dem Projekt-Theater Vorarlberg erhielt er 2006 den Nestroy-Preis. Heuer, am 25. März, wird der Stummfilmpianist und Bühnenmusiker Gerhard Gruber mit dem Bühnenkunstpreis des Landes Oberösterreich ausgezeichnet.
Ob er sich freut? Natürlich! Der Preis sei „wie ein schöner Anblick auf einem Weg“, aber dann müsse man wieder weitergehen. Man merkt schon: Im Rampenlicht zu stehen, das ist nicht unbedingt seins. Vielleicht berufsbedingt nicht.
Denn erst wenn im Saal die Lichter ausgehen, geht sein bescheidenes Lämpchen an, beginnt sein Tanz über die Tasten. Keiner hört das Wortgefecht von Stan und Olli auf der Leinwand. Doch jeder versteht es – dank ihm. „Meine Aufgabe ist es, den Zuschauer ins Geschehen hineinzuziehen.“
Mehr als 400 FilmeSeine Liebe zum Stummfilm entdeckte er in jungen Jahren als Internatsschüler im Linzer Petrinum. Heute umfasst sein Repertoire mehr als 400 Filme.
Sich selbst sieht der gebürtige Mühlviertler weniger als Musiker, sondern vielmehr als Erzähler – dem vor allem eins wichtig ist: „Das Hinhorchen. Weil ich ja einen Inhalt zum Erzählen brauch’.“ Die Musik sei „ein Mittel, zu dokumentieren, nicht zu illustrieren. Das wäre ja eine Verdoppelung des Ausdrucks.“
Worauf es besonders ankommt in seinem Beruf? „Auf die Fähigkeit, das Publikum zu führen.“ Darauf, „den richtigen Moment zu erwischen“.
Theater und VerzichtDenn: „Kommt ein Ton zu früh, erzeugt das beim Zuhörer Frustration, kommt er zu spät, Langeweile“, beruft er sich auf den Pianisten Friedrich Gulda. Und, um auf das Geschehen reagieren zu können, vor allem „Konzentration, gepaart mit Lockerheit“.
Eines ruft er sich selbst immer wieder ins Bewusstsein: „Dass Musik einen Film unterstützen, aber auch zerstören kann.“
Als Bühnenmusiker hat Gruber unter anderem für das Linzer Theater Phönix, für das Theater in der Josefstadt oder das Wiener Volkstheater gearbeitet.
Dass er sich dabei oft den Wünschen von Regisseuren unterordnen muss, hat er längst akzeptiert. „Im Theater durchwandert man Prozesse, was immer einen Verzicht bedeutet.“ Wofür ihn vor allem eines entschädigt: „Die Möglichkeit, zu erleben, wie bei den Proben aus dem scheinbaren Nichts plötzlich etwas herausbricht.“
Worte, die ein wenig auch Grubers Werdegang eingeschrieben scheinen, dessen Bahnen nicht von vornherein geebnet und vorgezeichnet waren. „Es waren immer die Ausnahmesituationen, die mich weitergebracht haben“, blickt der heute 58-Jährige zurück.
Partner Justus NeumannAls Sechsjähriger versuchte er, Kirchenlieder auf dem Akkordeon nachzuspielen. Später zog es ihn jedoch mehr in Richtung Jazz. Eine spontane Happy-Birthday-Improvisation brachte dem Absolventen der Grazer Musikhochschule den ersten Auftrag für eine Schweizer Theatergruppe ein.
Den Durchbruch als Bühnenmusiker ermöglichte dem damals 36-Jährigen die Zusammenarbeit mit dem Schauspieler Justus Neumann.
Immer wieder ist der umtriebige Tastenkünstler beruflich auch im Ausland unterwegs, wie in Australien, Neuseeland oder Japan. Umso mehr ein Grund, die seltene Chance zu nutzen, den Tastenkünstler bei den Welser Puppenspieltagen am 6. März in seiner oberösterreichischen Heimat zu erleben.