„Blondinen wirken klug“
Mit seinem rasanten Banken-Thriller „The International“ eröffnete der deutsche Regisseur Tom Tykwer die Berliner Filmfestspiele. Der Streifen startet am Freitag in Österreich.
OÖN: Aktueller kann man mit einem Thema nicht sein. Aber Sie können nichts dafür?
Tykwer: Nein, denn die erste Idee für dieses Projekt tauchte vor sechs Jahren auf.
OÖN: Sind Sie selbst Opfer der Finanzkrise?
Tykwer: Nicht direkt. Opfer bin ich nur, weil der blöde Dollar so tief gefallen ist. Als ich meinen Vertrag unterschrieb, lag er noch 25 Prozent höher als zum Zeitpunkt, wo ich ausbezahlt wurde.
OÖN: Sie haben sich mit „The International“ an großen Vorbildern der siebziger Jahre orientiert. Wie „Brennpunkt Brooklyn“, „Die drei Tage des Condor“ oder „Der Marathon-Mann“. Was hat Sie daran so fasziniert?
Tykwer: In vielen Filmen von damals gab es innerhalb des Systems ein geheimes System, das uns eigentlich kontrolliert. Zu dieser Zeit waren das CIA, FBI oder Tarnfirmen, hinter denen diese Organisationen steckten. Das hat einen wichtigen Nerv getroffen – in der Vorstellung, dass wir unsere Gesellschaft längst nicht mehr selbst mitgestalten. Heute ist dieses geheime System die „global economy“. Spätestens seit wir in dieser Finanzkrise stecken, ist das jedem bewusst geworden.
OÖN: Ihr Held ist der Interpol-Agent Louis Salinger, gespielt von Clive Owen ...
Tykwer: Für mich ist Clive „the thinking man’s action hero“, also der Held für ein intelligentes Publikum. Ich bin auch stolz, dass wir keine Klischees verfolgt haben. Ihn treibt kein Rachegedanke oder sonst was, sondern nur seine Überzeugung. Es gibt in der Story auch keine Romanze mit seiner Partnerin Naomi Watts. Ich habe die Zusammenarbeit mit Clive sehr genossen, und es gab am Set auch keinen, der besser schmutzige Witze erzählen konnte als er.
OÖN: Sie besetzen die weiblichen Hauptrollen offensichtlich gerne mit Blondinen – wie hier mit Naomi Watts?
Tykwer: Offensichtlich habe ich etwas für Blondinen übrig. Für mich wirken sie klug und intelligent. Ich sollte das wohl einmal analysieren lassen.
OÖN: Das New Yorker Guggenheim-Museum ist Schauplatz der rasantesten Action-Szene in „The International“. Haben Sie am Originalschauplatz gefilmt?
Tykwer: Nur ein paar Szenen. Denn beim Ausmaß der Verwüstung, die dort angerichtet wird, blieb uns gar nichts anderes übrig, als das Museum im Studio in Babelsberg nachzubauen. Wir arbeiteten 16 Wochen an dem, was die Amerikaner in 16 Jahren erbaut hatten. Bei uns war natürlich alles aus Holz. Und es war viel schwieriger, als wir angenommen hatten.