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Zwei Alphatiere, die sich in die Quere kommen

Von Peter Grubmüller, 30. Juli 2015, 00:04 Uhr
Zwei Alphatiere, die sich in die Quere kommen
Vater Harald und Sohn Daniel Serafin beim Musikfestival in Steyr. Bild: VOLKER WEIHBOLD

Heute steigt die Premiere "Im weißen Rössl" in Steyr mit Harald und Daniel Serafin.

Ab heute spielen Vater Harald (83) und Sohn Daniel (33) Serafin gemeinsam in der Operette "Im weißen Rössl" im Schlossgraben von Schloss Lamberg in Steyr. Im OÖN-Interview plaudern die beiden unter anderem über das Arbeitsverhältnis von Vater und Sohn.

 

OÖNachrichten: Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Begegnung mit "Im weißen Rössl"?

Harald Serafin: Ich hab schon vier Mal "Im weißen Rössl" gespielt, und ich war immer der Zahlkellner Leopold. Jetzt bin ich in einem Alter, in dem man mir nicht mehr glaubt, dass ich mich verliebe. Also bin ich der Kaiser. Daniel Serafin: Bei mir war es der Film mit Peter Alexander und Waltraut Haas. Heute hat dieser Streifen schon Patina angesetzt und Sie werden sehen, Regisseurin Susanne Sommer bringt Aktualität hinein.

Ist man mit Familienmitgliedern strenger auf der Bühne?

Daniel Serafin: Es war früher viel schlimmer. Die Kritik meines Vaters muss gar nicht böse gemeint sein, aber als Sohn fasst man sie anders auf. Mein Vater ist sehr direkt, und ich versichere Ihnen, er geht manchmal unter die Gürtellinie. Er ist ein Alphatier, ich bin ein Alphatier – da kommt man sich oft in die Quere. Wenn ich ihn kritisiere, kann ich schon hören, was er alles erreicht hätte und was ich mir herausnehmen würde – wir brauchen viel Gespür im Umgang miteinander. Harald Serafin: Ich hab’ ihm oft gesagt, ,Unsinn, so geht das nicht, das musst du anders machen.’ Heute ist er ein gestandener Mann, er geht seinen eigenen Weg, auch künstlerisch. Diese Freiheit muss ich ihm geben, auch wenn es schwer ist. Jetzt fragt er mich manchmal sogar.

Die Rolle des Dr. Siedler ist ein Tenor und Sie sind Bariton. Wie bewältigen Sie das?

Daniel Serafin: Das hat auch seinen Reiz, weil man sich die Rolle so legt, wie man sie haben möchte. Man weiß ja, dass José Carreras bei seiner Arie in "La Bohéme" das hohe C auch nicht gesungen hat, obwohl er Tenor ist. Aber "Im weißen Rössl" ist ja auch keine Oper und im Publikum sitzen nicht allzu viele mit absolutem Gehör.

Haben Sie sich bei den ersten Engagements gefragt, ob Sie gemeint sind oder Ihr Nachname?

Daniel Serafin: Am Anfang schon, aber bei jeder Produktion weiß man, dass mit dem Nachnamen alleine niemand glücklich wird. Wenn ich auf der Bühne stehe und die Töne kommen nicht, dann hilft das alles nichts. Natürlich hat mit der Name Serafin viele Türen geöffnet, aber man muss sich sehr wohl selbst beweisen.

Ihr Sohn hat sich bald abgenabelt und ist mit 17 nicht ganz konfliktfrei nach New York gegangen, um dort zu studieren. Haben Sie irgendwann bereut, dass Sie Ihr Medizinstudium gegen den Willen Ihrer Eltern abgebrochen haben?

Harald Serafin: Nieeeeee (er lacht). Das war ein furchtbarer Krampf, meine Eltern haben noch dazu so viel Geld investiert. Ich hab’ sieben Semester herumstudiert und war für diesen Beruf psychisch ungeeignet. Ich konnte zwar mit Menschen umgehen, aber ich habe diese Gerüche nicht ausgehalten und ich kann kein Blut sehen. Nach einer Geburt bin ich sogar in Ohnmacht gefallen. Das Anstrengendste war, die Kraft aufzubringen, mich gegen diese Macht meiner Familie durchzusetzen. Erst danach bin ich Mensch geworden.

Ihre Familie stammt aus Litauen, als sich die Russen näherten, sind Sie nach Deutschland geflohen – wie empfinden Sie die gegenwärtige Debatte um die Aufnahme von Flüchtlingen?

Harald Serafin: Damals war in Europa Krieg, niemand hatte nichts, keiner hatte was – so sagt man. Wir waren froh, aufgenommen zu werden. Es gab diesen Widerstand nicht, wie jetzt unter anderem in Traiskirchen. Es ist so wichtig, als Flüchtling ein politisches Dach zu bekommen, auch wenn es dauert. Wir landeten damals mit dem Schiff in Danzig, hatten Glück nicht torpediert worden zu sein und gingen wochenlang zu Fuß, bis wir mit dem Zug nach Bamberg kamen. Wir bezogen einen Raum über einem Schweinestall, aber wir lebten. Dieses Bewusstsein haben die meisten Flüchtlinge jetzt auch, aber die Stimmung wird aufgehetzt. Hier ist Platz genug, nur binnen weniger Monate kommen jetzt Tausende – und dafür ist die Politik nicht elastisch genug.

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