Zuerst die Ideologie, dann der Journalismus
Der ORF zertrümmert bei der Streiterei über die Informationshoheit seine eigene Glaubwürdigkeit – eine Analyse von Peter Grubmüller.
Wer dachte, das Donnerwetter im ORF sei mit der angedeuteten Loyalität von Generaldirektor Alexander Wrabetz gegenüber seinem "ZiB 2"-Moderator Armin Wolf ("Wolf wird nicht infrage gestellt") vorbei, der hat bei Österreichs größter Medienorgel noch nie genau zugehört. Zur Erinnerung: ORF-Online-Chef Thomas Prantner – also einer aus den eigenen Reihen – hatte das ORF-Studio bei Interviews mit einer "Anklagebank" und einem "Verhörraum" verglichen. Keine Frage, dass Wolf damit gemeint war. Aus dem ORF sickerte zu den OÖN durch, der von der FPÖ forcierte Prantner könnte ausgerechnet vom roten Wrabetz zu diesem Interview angestiftet worden sein. Warum? Um das starke Quartett Wolf, Chefredakteur Fritz Dittlbacher, Redakteurssprecher Dieter Bornemann und "ZiB 2"-Chef Wolfgang Wagner in der Öffentlichkeit zu schwächen. Die vier Journalisten wehren sich mit Händen und Füßen gegen eine von Wrabetz vor seiner Wiederwahl 2016 versprochene Strukturreform.
Wrabetz’ Gegengeschäft
"Früher hat Alexander Wrabetz unabhängigen Journalismus zugelassen, offenbar hat er eine Kehrtwende gemacht, weil er den politischen Parteien als Gegengeschäft zu seiner Wiederwahl im Wort ist – und jetzt muss er liefern", sagt Bornemann im Gespräch mit den OÖNachrichten.
Es ist wie seit jeher im ORF: Die Regierungsparteien SPÖ und ÖVP beschweren sich über kritische Berichterstattung, die FPÖ über die Aggressivität gegenüber ihren Mandataren – und Neos wie Grüne reklamieren, dass sie zu selten vorkommen.
Diese angestrebte Reform entbindet Fernsehdirektorin Kathrin Zechner von der Info-Letztverantwortung , die sie ohnehin nicht wahrgenommen hat. Der SPÖ bescheren die Umbauarbeiten den ehemaligen Salzburger ORF-Landesdirektor Roland Brunhofer als Channel-Manager für ORF 2, und der ÖVP Lisa Totzauer für ORF eins – die OÖN berichteten.
Damit würde Fritz Dittlbacher in seiner Verantwortung als Chefredakteur ausgehebelt sein, weil Brunhofer auch für journalistische Inhalte der "ZiB 2" verantwortlich und nur dem Generaldirektor zum Bericht verpflichtet wäre. Dass in dieser Konstellation ein Roter gegen einen Roten zu Felde zieht, klingt nicht nur merkwürdig, das ist es auch.
Intern heißt es, Brunhofer möge die Info-Truppe auf Spur bringen. Diese fragt, "warum ein System repariert werden soll, das nicht repariert werden muss", und argumentiert mit guten Einschaltquoten und bestem Vertrauens-Ranking beim Publikum. Aus den Reihen um Alexander Wrabetz sagt wiederum ein ORF-Mitarbeiter den OÖN: "Die fürchten sich nur davor, dass sie endlich hackeln müssen."
Dass sich dieses "Hackeln" auch inhaltlich verändern könnte, ist auf den Gängen im ORF-Zentrum längst Thema: Demnach liege ein Plan des ORF-Strategen Franz Manola vor, ORF eins und ORF 2 ideologisch voneinander zu trennen: Van-der-Bellen-Wähler sollen im ersten Programm ihre Formate finden, Hofer-Wähler im zweiten.
Und was ist mit dem simplen Zuschauerwunsch an den Sender, einfach nur objektiv zu berichten? Dafür ist der Medienkoloss in diesen Tagen zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
Dank auch an Georg Hochmuth!
Rotfunk bleibt Rotfunk
(war aber koalitionär auch so ausgemacht)
und Saftladen bleibt Saftladen
und Zahler bleibt der Zwangsgebühren- Beglückte.
Das einzige was jetzt noch fehlt ist den ORF wie die Sozialpartnerschaft (ÖH und so, ha, ha, ha,...) per Gesetz in Verfassungsrang zu "erheben",
weil schlimmer gehts immer
Danke der Redaktion für dieses herrliche Symbol-Bild.
Wenn "ein Roter gegen einen Roten zu Felde zieht", könnte es ja (zumindest theoretisch) so sein, dass es wirklich um Inhalte geht und nicht um Parteipolitik.
"Demnach liege ein Plan des ORF-Strategen Franz Manola vor, ORF eins und ORF 2 ideologisch voneinander zu trennen: Van-der-Bellen-Wähler sollen im ersten Programm ihre Formate finden, Hofer-Wähler im zweiten" - das ist ein verspäteter Aprilscherz, oder?
ich hab das Gefühl, der ORF ist ein politischer Familienbetrieb subventioniert von den GIS-Zahlern
"Van-der-Bellen-Wähler sollen im ersten Programm ihre Formate finden, Hofer-Wähler im zweiten."
Na super, jetzt das angeblich gespaltene Land und dann auch noch einen gespaltenen ORf.
Großes Lob von mir an den OÖN-Journalisten für den letzten Satz:
"Und was ist mit dem simplen Zuschauerwunsch an den Sender, einfach nur objektiv zu berichten? Dafür ist der Medienkoloss in diesen Tagen zu sehr mit sich selbst beschäftigt."
Bravo Wolf!
Ich genieße die Interviews, wenn der Redakteur seinem Gesprächspartner zwingt, doch endlich Stellung zu beziehen und nicht nur bla bla zu reden. Natürlich kann man da sehr gut erkennen, wie es um den Politiker wirklich steht. Ob er wirklich etwas zu sagen hat, oder ob er zuerst seinen Mentor um Erlaubnis fragen muss.
Hir gilt wohl - viel Feind - viel Ehr!
Ähnlich wie AK oder WKO funktioniert der teure politische Saftladen ORF auch nur mit Zwangsgebühren.
Österreich ist am Weg von der Monarchie in Richtung einer modernen Demokratie wohlstandbedingt steckengeblieben.
Die erste Generation hat es abgebaut, die zweite ausgenutzt und die dritte scheisst bald drauf!
'aufgebaut' meinst du wohl?
Wie kann man etwas zertrümmern, was man schon lange nicht mehr hat. Gibt es denn noch immer Leute die den ORF in ihrer Senderliste haben? Zwangsgebühren abschaffen auf Pay-TV umstellen und alles wird gut.
Was zertrümmert der ORF ?
Seine Glaubwürdigkeit ?
Die hat er seit gefühlten 25 Jahren nicht mehr.
: „Van-der-Bellen-Wähler sollen im ersten Programm ihre Formate finden, Hofer-Wähler im zweiten.“---
Das kommt mir so unsinnig und unmöglich vor wie jemandem wegen eines Fersensporns die Extremitäten reihum zu vertauschen. Kann nur ein Witz i.w.S. sein.
Manch einer schaut mit einem Dreitagebart elegant aus und mancher schaut aus wie ein ungepflegter Mann.
… und wieder dürfen wir uns aussuchen, was nun vorliegt.
Und für diesen Partei- und Intriegenstadl müssen wir noch zahlen
Herrlich, das "Ups, erwischt!"-Büdl. (:
Der Fotograf