Wolken über dem ersten "Kultursommer" des Landes
Oö. Kultursommer: Gemeinsames Logo, gemeinsame Homepage, aber die Veranstalter wurden nicht informiert, wer dabei ist.
Die Gründung eines "Oberösterreichischen Kultursommers" war im vergangenen Jahr die erste kulturpolitische Ankündigung von Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP). Dieses Dach über den wichtigsten Sommer-Festivals des Landes wird sich heuer noch nicht vollständig schließen lassen. Im Gespräch mit den OÖN sagt Stelzer: "Heuer schaffen wir eine Marke optischer Natur. Es gab eine Sujet-Ausschreibung. Über dieses gemeinsame Logo und über eine gemeinsame Homepage werden wir den Kultursommer darstellen. Fürs nächste Jahr plane ich, dass wir in den gemeinsamen Kartenverkauf gehen."
Ticketing der Kupf als Vorbild
Die Kulturplattform Oberösterreich (Kupf) probiere aktuell ein Ticketing-System aus – "eventuell hängen wir uns dort an", sagt Stelzer. Auf OÖN-Anfrage über die weitere Entwicklung des Kultursommers verweist Landeskulturdirektor Reinhold Kräter auf seine verantwortliche Projektleiterin Elisabeth Mayr-Kern. Doch die ersucht per E-Mail um Verständnis dafür, dass wegen einer Generalsanierung in der Landeskulturdirektion weder Telefon noch Internet funktionieren.
Von Juni bis Mitte September soll sich der Kultursommer ausbreiten. Zweieinhalb Monate vor Beginn wussten Oberösterreichs Festival-Veranstalter – die OÖN haben mit zwölf davon gesprochen – gestern nicht, ob es zu dieser Kulturmarke überhaupt kommen werde. Anfang Februar habe es ein Gespräch gegeben, seitdem herrscht Funkstille. "Mag sein, dass man uns ja nicht dabeihaben will", sagt Jutta Skokan, Intendantin der Salzkammergut-Festwochen Gmunden. Und Joachim Rathke, Chef vom "Theaterspectacel Wilhering": "Vielleicht findet heuer ohnehin alles zum letzten Mal statt, weil es illusionär ist, die hohe Qualität nach diesen Einsparungen zu halten." Rathke spricht von einem Minus von 20 Prozent an Fördermitteln des Landes, "die in Summe noch gravierender aufschlagen, weil sich der Bund an der Landesförderung orientiert und ein Drittel davon bewilligt." Im vergangenen Jahr schaffte Wilhering mit 6640 Besuchern eine Auslastung von 93 Prozent, die Eigendeckung betrug 63 Prozent. Rathke: "Es heißt zwar, wir sollen mehr Karten verkaufen, aber voller als voll kann unser Theater nicht sein."
"Qualität ist entscheidend"
Wer nun für den "Kultursommer" vorgesehen sei, der werde in diesen Tagen verständigt, hieß es gestern aus Stelzers Büro. Inhaltlich werde der Landeshauptmann nicht eingreifen. "Die Qualität ist entscheidend, das beurteilen unsere Spezialisten in der Kulturdirektion. Aber niemand von den Festival-Betreibern muss sich Gedanken machen, dass er in einen großen Topf geworfen wird und sich qualitativ nicht mehr wiederfindet", sagt Stelzer. Ob vom Land nur noch gefördert werde, wer in diesem Kultursommer stattfinde? Stelzer: "Ich habe nicht die Sorge, dass wir jemanden ausschließen. Sonst müsste man das im Ernstfall besprechen. Mein Zugang ist: die Kräfte bündeln und noch einmal verstärken. Ich will nicht entscheiden: Du schon – und du nicht."
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