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Wie kann Operette heute gelingen, was sind die Kardinalfehler?

Von Helmut Atteneder, 04. Mai 2016, 00:04 Uhr
Bild: landestheater

Ist die „kleine Oper“ ein Auslaufmodell, ein aus der Zeit gefallenes Genre, dem das Musical längst den Rang abgelaufen hat?

„Da geh ich zu Maxim, dort bin ich sehr intim, ich duze alle Damen, ruf’ sie beim Kosenamen...“

Das geht hinunter wie ein kühles Bier nach Feierabend: (Fast) jeder kennt dieses Musikstück aus der Operette „Die lustige Witwe“ von Franz Lehár. Es gehört zum musikalischen Allgemeingut von Generationen, auch wenn für viele die „kleine Oper“ ein Auslaufmodell geworden ist.

„Das Genre ist am Rande seiner Existenzberechtigung gelandet. Die Besuchszahlen bei der Operette sind allgemein unter Druck, nicht nur bei uns. Das junge Publikum kann nicht mehr viel anfangen mit k.u.k. und Militarismus“, sagt Rainer Mennicken, der mit Ende der Spielsaison nach zehn Jahren als Intendant des Linzer Landestheaters abtritt.

Also zu viel k.u.k. und Beliebigkeit? „Vielleicht hatte ich bei der Stückauswahl nicht immer die beste Hand“, fügt der Deutsche offen hinzu. Im Gegensatz dazu waren Musicals wie „Les Misérables“ praktisch ausverkauft.

„Nazis müssen nicht sein“

Dabei waren die jüngsten Produktionen im Musiktheater, etwa „Die Fledermaus“ von Johann Strauss, Emmerich Kálmáns „Csardasfürstin“ und – aktuell – „Die lustige Witwe“, durchaus gängige, bekannte Operetten mit zahlreichen Ohrwürmern. Der Tenor Matthäus Schmidlechner singt im Musiktheater die Partie des Danilo: „Unsere Witwe bekam schlechte Kritiken. Danach blieb das Publikum aus, jetzt kommt es in Scharen.“
Die Operette an sich sieht er nicht in Gefahr, aber: „Das Problem ist, dass Regisseure glauben, man muss den Operettenstoff in eine andere Zeit versetzen. Da müssen dann Nazis dabei sein und solche Sachen. Aber das muss nicht sein.“

Eine, die beim Fach Operette sowohl als Interpretin als auch als Intendantin kompetent mitreden kann, ist Dagmar Schellenberger. Die deutsche Sopranistin ist seit 2013 Intendantin der Seefestspiele Mörbisch. Nach dem Ende der „wunderbaren“ Ära ihres Vorgängers Harald Serafin hatte sie alle Hände voll zu tun, gegen stark gesunkene Besucherzahlen anzukämpfen. Erfolgreich, im Vorjahr kamen 127.000 Zuseher zur opulenten „Nacht in Venedig“, bei der ein Kreuzfahrtschiff die Bühne dominierte.

Es krankt an der Umsetzung

„Die Operette stirbt? Niemals! Sie lebe hoch, hoch“, sagt Schellenberger im Stile einer feurigen Csárdásfürstin. Die negativen Kritiken erklärt sie so: „Es liegt nicht an den Stücken, sondern an der Umsetzung. Das Gegen-den- Strich-Bürsten durch die Regisseure ist nicht gut. Wenn man versucht, die Werke zu vergewaltigen, dann geht das schief.“

Ihr Erfolgsrezept, Frau Schellenberger? „Man nehme die Stücke so, wie sie sind, entstaube sie, erzähle eine Geschichte und baue witzige Elemente ein. Operette ist die Wahrung der Tradition verbunden mit einer spritzigen Darbietung.“

Schellenberger kritisiert auch, dass in fixen Ensembles oft jene für Operetten herangezogen würden, die sonst nicht viel zu tun hätten: „Es müssen die Besten sein. Für die Partie der Adele in der Fledermaus musst du oben das D draufhaben, da kann man sich nicht vorbeischwindeln.“ Schlechte Sänger, stark veränderte Bühnenbilder und aktuelle politische Statements seien ein schlechter Mix für gute Operettenproduktionen.

Es fehlt an der Leichtigkeit

Das Argument, Musicals würden der Operette den Rang ablaufen, lässt die Sängerin nicht gelten: „Viele Musicals sind austauschbar.“ Matthäus Schmidlechner pflichtet ihr bei: „Das Problem ist, dass sich Regisseure nicht wie beim Musical trauen, Unterhaltung auf hohem Niveau zu bringen. ,The Wiz’ etwa hat keinerlei Aussage, es ist Unterhaltung und funktioniert.

Ähnlich argumentiert der Linzer Musikprofessor und OÖN-Kritiker Michael Wruss: „Ich glaube nicht, dass die Operette stirbt. Ich glaube, es stirbt die Fähigkeit, die Operette als Unterhaltung ohne großen inhaltlichen Anspruch zu inszenieren. Es fehlt heute an Leichtigkeit, wir können das einfach nicht mehr. Der Versuch, aus der Operette ernstes Theater zu machen, geht meistens schief.“
Ähnlich sei es beim Publikum, das verlernt habe, sich hinzusetzen und zu genießen, sagt Wruss. Dabei sei Operette „sauschwer“ zu interpretieren. Warum? „Weil Perfektion und Leichtigkeit zusammengeführt werden müssen. Manchmal sind die Schauspieler einfach zu steif. Etwa bei der Lustigen Witwe in Linz.“

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1  Kommentar
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barzahler (7.595 Kommentare)
am 05.05.2016 12:11

"Wenn man versucht, die Werke zu vergewaltigen, dann geht das schief". Genau das hat mich in den letzten Jahren den Konsum dieses Genres zurücknehmen lassen. Die teils schönen Melodien geniesse ich eben von den vielen schwarzen Rundlingen in meinem Besitz, ganz für mich privat. Nur schade, dass die jetzt lebenden Sänger nicht dabei verdienen.

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