Wie ein "Tatort"-Kieberer zum Kino-Waschbären wird
Er wildert im Hamburger "Tatort" an der Seite von Til Schweiger, aber auch beim ORF hat Fahri Yardim in den "Cop Stories" seine Jagdgründe.
Eben hat er ein neues Revier erobert. In der Marvel-Comicverfilmung "Guardians Of The Galaxy" (ab morgen in unseren Kinos) spricht der 34-Jährige die Rolle des animierten Waschbären Rocky Raccoon.
OÖNachrichten: Synchronisieren ist also für Sie Neuland?
Fahri Yardim: Ja, und ich weiß, dass viele Kollegen sagen, dass ihnen das nicht liegt. Es würde ihnen "jegliche Natur nehmen".
Im Original wird Rocket Raccoon von Bradley Cooper gesprochen. Haben Sie sich an ihm orientiert?
Das war so gewünscht. Aber man kann auch mit der eigenen Whiskystimme etwas dazu beitragen.
Wie lange waren Sie für diesen Job im Studio?
Drei Tage. Das klingt nicht lang, doch wenn man von morgens bis abends in der Bude hockt und das Universum anschreit, kann das ganz schön anstrengend sein. Man hüpft, wälzt und schüttelt sich. Wie im Affengehege. Ich bin froh, dass keine Überwachungskamera im Raum war. . .
Wie geht es mit der Filmerei weiter?
Ende des Jahres kommt der Film "Alles ist Liebe" mit wunderbar bunt gemixtem Ensemble. Und jetzt wirke ich in Istanbul in einer deutsch-türkischen Produktion mit dem Titel "8 Seconds" mit.
Wie sind Sie bei der Schauspielerei gelandet?
Ich wollte Lehrer werden, doch ich habe nebenbei auch die Schauspielschule besucht. Ein innerer Kompromiss. Natürlich gab es zu Hause Befürchtungen bezüglich der "brotlosen Kunst". Als die Schauspielerei jedoch an Intensität gewann, habe ich das Lehramts-Studium gekippt.
Wie stehen Ihre Eltern heute dazu?
Die zittern mehr als ich, wenn sie zu meinen Premieren gehen und den Sohn auf viele Quadratmeter ausgedehnt, in bester technischer Qualität, auf der Leinwand sehen. Und sie sind mächtig stolz.
Sie zählen neben Til Schweiger, als Hauptkommissar Yalcin Gümer, zum Stammpersonal des Hamburger "Tatort". Sind Sie zufrieden?
Ich bin es, auch, weil ich für meine Rollen durchaus Eigenes mitbringen darf. Das organisch Hamburgische traut man mir zu. Ich wurde dort sozialisiert und habe den Hafen aufgesaugt, seit ich atmen kann.
Und wie steht es mit dem organisch Wienerischen, seit Sie für den ORF in den "Cop Stories" mitwirken? War der Wechsel schwierig?
Anfangs war mir Wien sehr befremdlich.
Wie das?
Es kam mir vor, als begegnete ich einem kollektiven Narzissmus. Bis ich kapierte, dass sich dahinter oft ganz weiche Menschen verstecken, die ihre Selbstschutzstrategien durchaus ablegen können. Letztendlich kam ich drauf, dass sie den Hamburgern nicht so unähnlich sind. Ich habe tolle Persönlichkeiten, tolle Kollegen getroffen, und mir gefällt, dass der Graben zwischen Theater und Film nicht so tief ist wie bei uns. Wien hat mein Spektrum auf jeden Fall ein Stück erweitert. So weit, dass ich danach sogar einen Waschbären sprechen durfte...
der stellt den ollen Schweiger in den Schatten