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"Wie auf dem Kulm zu stehen"

Von Julia Evers, 21. Jänner 2017, 00:05 Uhr
"Wie auf dem Kulm zu stehen"
Claudia Reiterer Bild: ORF

Moderatorin Claudia Reiterer über Herausforderungen in ihrer Sendung "Im Zentrum".

Fürstendämmerung – Endet das Machtsystem der Länder?": Zu diesem Thema wird Claudia Reiterer morgen, Sonntag, um 22 Uhr in ORF 2 mit ihren Gästen bei "Im Zentrum" diskutieren. Die OÖNachrichten haben mit der 48-jährigen Moderatorin über ihre Gesprächsleitungs-Premiere vergangene Woche, Ziele und Stolpersteine gesprochen.

 

Wie sieht Ihr Fazit Ihres ersten Einsatzes als Moderatorin von "Im Zentrum" aus?

Ich bin wirklich froh, dass es mehrheitlich so gut angenommen wurde und bei der Spitze von 636.000 Zuseherinnen weiß ich natürlich, dass die Neugier sehr groß war.

Was wollen Sie in der zweiten Sendung besser machen?

Die Erwartungen an die erste Sendung waren so groß, dass ich das Gefühl hatte, das war, wie auf dem Kulm zu stehen. Ich muss die Sprungschanze runterspringen, Weltmeister-Weite springen, einen perfekten Telemark hinsetzen und die Haare sollen auch noch perfekt sitzen. Es war unmöglich, diese Erwartungen zu erfüllen. Konstruktiv hat es auch Kritik gegeben, aber das wird es bei jeder Sendung geben. Wenn eine Diskussionssendung nicht zur Diskussion anregt, dann habe ich etwas falsch gemacht.

Mit welchen Worten kann man jemandem ins Wort fallen?

Mit dem Namen. Aber es ist besser, man spricht die andere Person an. Oder ich kann sagen: "Bleiben wir beim Thema X". Ich weiß, dass das immer der heikelste Punkt und der größte Spagat ist, wie man da hineingeht. Ich versuche mich in die Menschen vor dem Fernseher hineinzuversetzen und wenn ich merke, dass ich nicht mehr folgen kann, weil die Gäste zu viel durcheinander reden, dann ist das meine Aufgabe, einzugreifen.

Wie hat sich die politische Debatte durch Social Media und Fake News verändert?

Das Wort "Fake News" finde ich furchtbar, denn Lügen bleiben Lügen. Und die Aufgabe des Journalismus ist es, frei nach Bacher (Gerd, Ex-ORF-Chef, Anm.) Sinn von Unsinn, Wahrheit von Unwahrheit zu unterscheiden und einzuordnen und in dieser Welt noch mehr. Früher hatte die Politik Zeit zu überlegen, was ist jetzt die richtige Antwort, mit welcher Strategie gehen wir das an. Jeder Mensch weiß, wenn er einen neuen Job in Angriff nehmen will, dass so eine Entscheidung nicht von heute auf morgen geht. Aber Social Media verlangt, dass du in einer Minute weißt, was du ändern willst, wie du es ändern willst und wie du es sagen wirst. Aber Social Media gehört einfach zur Welt dazu, und die gefühlte Wahrheit führt dann oft zu politischen Handlungen oder Forderungen, die dann Realität werden können. Immer nur von Blasen zu reden ist zu wenig.

Hasspostings sind ein großes Thema. Haben Sie sich welche durchgelesen?

Nein. Nein. Nein, ich habe von Sonntag Mittag bis Mittwoch nichts gelesen – vorher, um mich nicht beeinflussen zu lassen von Ratschlägen oder Beschimpfungen, und danach habe ich mir mündlich zusammenfassen lassen, wo es Kritik gab, wie das Verhältnis von positiv zu negativ war.

Politik-Journalistinnen tun oft gut daran, sich privat möglichst unangreifbar zu geben. Sie haben ein Buch geschrieben, in der Sie sich mit Ihrem Aufwachsen bei Pflegeeltern beschäftigen, waren 2009 "Dancing Star". Hätten Sie das besser nicht getan?

Ich habe nicht alles über meine Kindheit geschrieben, sondern darüber, dass ich ein Pflegekind war und von klein auf gelernt habe, wenn man wie ein Mensch zweiter Klasse behandelt wird, was einem Bildung bringt. Und dass ich bis heute damit konfrontiert bin, mich verteidigen zu müssen, warum ich Krankenschwester war – und ich bin stolz darauf. Mir war wichtig, dazu zu stehen, dass ich eine andere Herkunft habe, als angenommen wird und auf die Wichtigkeit von Bildung hinzuweisen. Dancing Stars – das ist ja genau das Problem. Dürfen Politiker auch nicht tanzen? Dürfen sie keine Freude haben im Leben? Ich glaube, dass Menschen, die ausgeglichen sind, weil sie gerne tanzen oder laufen, bessere Entscheidungen treffen können.

Jetzt sind Sie an Ihrem Traumjob angelangt. Ihr Weg dorthin beim ORF war aber von Umwegen geprägt – wegen zu viel Gewichts wurden Sie nach der Babypause kritisiert, wegen einer angeblich unseriösen Frisur mussten Sie den "Report" abgeben, wegen Ihres Ehemanns (Lothar Lockl, ehemaliger Bundesparteisekretär der Grünen und Wahlkampfleiter von Alexander van der Bellen) durften Sie "Hohes Haus" nicht weiter präsentieren. Hat das noch mehr Kämpferin aus Ihnen gemacht?

Das war genau der Punkt, dass ich gemerkt habe, dass ich mein ganzes Leben lang eigentlich kämpfe und habe gesagt: Bitte könnt’s ihr endlich mal drauf schauen, was ich kann und nicht kann und nicht, wer mein Mann ist, und ob ich zu viele Kilos habe und ob die Haare jemandem gefallen oder nicht. Und das trifft natürlich in erster Linie die Frauen. Da kann man sagen, was man will. Wenn man sich verteidigen muss, dass man ein eigener Mensch ist, mit einem eigenen Kopf und zwar mit einem ziemlichen Sturkopf.

Ein Wahlkampfleiter von Van der Bellen ist als Gast in "Im Zentrum" durchaus vorstellbar, wie schaut das aus, wenn es sich dabei um den eigenen Ehemann handelt?

Nein, natürlich nicht.

Ihre Wünsche für die nächste Sendung?

Ich hoffe, dass es wieder ein Gespräch wird. Man kann streiten, aber auf einer guten Ebene.

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1  Kommentar
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Gugelbua (31.756 Kommentare)
am 22.01.2017 12:12

solche Talksendungen in denen man nur Dinge anspricht aber nie die Ursachen erläutern darf gibts ja zu Hauf, daher das Blah Blah völlig uninteressant grinsen

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