Wenn Brahms auf seinen schärfsten Antipoden Bruckner trifft

Wie Brahms mit der Gattung Symphonie lange gerungen hat und seinen ersten Beitrag erst mit 43 Jahren veröffentlichte, erging es ihm nicht viel besser mit dem Streichquartett. Auf dem Weg zu seinem Opus 51 sollen 20 Versuche gestartet und wieder vernichtet worden sein. Das c-Moll-Quartett ist ein Anfang in einer bereits reifen Periode.

Das Auryn Quartett fühlt sich klanglich bei dieser Musik sehr wohl und versteht es auch, differenziert zu agieren. Doch bleibt trotz des impulsiven Einsatzes vieles zu glatt, zu abgeklärt. Es passiert zu oft, dass sich nach einem scheinbar wunderschön musizierten Satz die Frage nach Form und Gehalt eröffnet. Die ausgeklügelt komponierten Durchführungen und Steigerungswellen erhielten nicht jene analytische Durchsichtigkeit, damit man das fein Erdachte auch als kontrapunktische Meisterleistung tatsächlich erkennen konnte.

Auch bei Bruckners Streichquintett – mit Matthias Buchholz als zweiten Bratschisten – war das Ziel nicht immer klar bzw. Formteile unmotiviert aneinandergereiht. Umso mehr gefiel dem trotzdem sichtlich begeisterten Publikum der verbindende und zum Jetzt und Heute Brücken schlagende Beitrag der 1947 in Kobe geborenen japanischen Komponistin Mayako Kubo, deren beeindruckende Sanriku-Lieder von Sarah Luise Traubel sehr intensiv, emotional höchst authentisch und stimmlich restlos überzeugend umgesetzt wurden. Drei Lieder, deren Titel – Das Auto / Spinat / Eine Collage – zwar zunächst nicht darauf schließen lassen, dass sie so etwas wie ein Requiem für die Tsunamiopfer von 2011 sein sollen, bewegte gerade in diesem nüchtern reduzierten Reden von Alltäglichem, das plötzlich nicht mehr greifbar ist. 

Musiktage Mondsee: Eröffnungskonzert, 30. August

OÖN Bewertung: 4 von 6 Sterne

Info: bis 6.9. noch sechs interessant programmierte Konzerte, www.musiktage-mondsee.at