Vom Leiden Christi und den Schmerzen einer Mutter
Spürbare Dramatik des Leidens bei "Stabat Mater" mit dem Collegium Wartberg im Linzer Brucknerhaus.
Beim Festival Barock und Passion stand das Thema "Stabat Mater" auf dem Programm, das vom Collegium Wartberg, Maria Erlacher und Markus Forster in zwei ähnlichen und doch sehr unterschiedlich gestalteten Versionen präsentiert wurde. Der Text des nicht eindeutig verifizierten Verfassers stammt aus dem 13./14. Jahrhundert und gehört zu den emotionalsten geistlichen Dichtungen der Zeit –steht doch nicht das Leiden Christi im Zentrum, sondern die Schmerzen einer Mutter. Ein durchaus auch brisanter Text, der erst 1727 in die Liturgie des Festes der sieben Schmerzen Mariens aufgenommen wurde. In dieser Zeit entstanden einige Vertonungen dieses wunderbaren Textes – allen voran jenes bekannte "Stabat Mater" von Giovanni Battista Pergolesi, das im zweiten Teil des Konzertes erklang. Zuvor eine Rarität, die erst 2012 wiederveröffentlicht wurde und um 1760 in Palermo entstand, ohne dabei das knapp 25 Jahre zuvor entstandene Vorbild Pergolesis zu leugnen. Nicola Bonifacio Logroscino stand als Opernkomponist in Neapel eher in der zweiten Reihe, hatte aber genügend dramatische Erfahrung, die er in seinem "Stabat Mater" einsetzt.
Die Verzweiflung der Leidenden wird hier auf packende Weise immens greifbar und beinahe opernhaft gesteigert. Das Collegium Wartberg – Fritz Kircher, Florian Hasenburger (Violinen), Wolfram Fortin (Viola), Marek Cermák (Cembalo/Orgel) und Jan Prievoznik (Kontrabass) – musizierte unter der Leitung von Ján Krigovsk (Violone) mit einer ungemein impulsiven und doch durchsichtig klaren Musiziersprache, die der Dramatik der Stücke perfekt angepasst war und rundum begeisterte. Das Ehepaar Maria Erlacher (Sopran) und Markus Forster (Altus) ergänzten einander sehr subtil und loteten emotional die Musik intensiv aus.
Dabei sind möglicherweise ob der Dramatik und auch ob des doch sehr zügigen Tempos einiger Arien / Duette – das Quae maerebat aus Pergolesis Werk tänzelte ziemlich ausgelassen einher – Intonation und Ebenmäßigkeit der Stimme nicht immer auf den Punkt gebracht gewesen. Doch zählt in erster Linie die Aussage, und die hat hier das Publikum packend in den Bann gezogen.
Brucknerhaus Linz: Collegium Wartberg, Maria Erlacher und Markus Forster, 28.3.
OÖN Bewertung: