Und wie schmeckt ein Bär?
Bevor der Mensch das Pferd zu zähmen verstand, jagte und verspeiste er es, erfahren wir bei der Landesausstellung in Stadl-Paura.
Frühere Essgewohnheiten tauchen auch in einem fesselnden, neuen Softcover-Buch auf: "Fürsten in der Wildnis" – Schriftenreihe des Nationalparks Kalkalpen, Band 15 – befasst sich nicht nur mit der Attraktivität der Region Eisenwurzen für adelige Besucher. Es beleuchtet das Leben der Landbevölkerung, Jagd und Wilderei, Almwirtschaft und Alpinismus. Als einer von sieben Autoren widmet sich der Linzer Forscher Josef Weichenberger den Raubtieren Bär, Wolf und Luchs. Der Braunbär etwa wurde gnadenlos gejagt und als Beute fast zur Gänze verwertet. Wie schmeckt ein Bär? Als besondere Delikatesse galt der fleischige Kopf, als lust- und potenzfördernd seine Pranke, in Senf- und Weinbrühe mit Zucker, Zitrone, Pfeffer und Ingwer zubereitet. Das übrige Fleisch sei dagegen "wegen der großen Fettigkeit etwas widrig", schmecke "süß und ekel, wie zahm Schweinefleisch, sehr schleimig, unverdaulich" und werde "mehr zur Arznei als in der Küche gebraucht". Das Fett, gewärmt und erweicht, helfe gegen Ohrenweh, Haarausfall, Gicht und Geschwülste. Mit Bärengalle seien Epilepsie, Keuchen, Gelbsucht und Zahnweh zu heilen.
Dutzende Flurnamen wie Bärenriedlau, Wolfsgrub, Luchsboden erinnern noch heute an die einst heimischen Raubtiere. Einen Bären zu erlegen galt als Heldentat, Abschüsse wurden mit hoher Geldprämie belohnt. Die "Taxordnung" von Stift Spital (1793) versprach ein "Schussgeld" von fünf Gulden für einen Bären, vier für einen Wolf, drei für einen Luchs. Wolfstreibjagden wurden sogar angeordnet, "damit diesem Untier Einhalt geschieht". 1810 wurde im Hintergebirge das letzte Wolfsrudel gesehen, 1821 der letzte Luchs im Almtal erlegt, 1869 der letzte Bär im Bodinggraben bei Molln.
Regional- und Heimatforschung – eine faszinierende Tätigkeit unter dem Dach des OÖ. Forums Volkskultur.
Buchpräsentation "Fürsten in der Wildnis", Freitag, 6. Mai, 15 Uhr, Steyr, Schloss Lamberg, Historische Lambergsäle.