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Turhan Bey: Der Letzte einer großen Hollywood-Zeit wird 90

Von Ludwig Heinrich, 29. März 2012, 00:04 Uhr
Der Letzte einer großen Hollywood-Zeit
Er eroberte Hollywood und die Herzen der Frauen: Turhan Bey. Morgen wird der Schauspieler und Ex-Kinobesitzer 90 Jahre alt. Bild: H. Kössler

WIEN. Er ist Österreichs letzter noch lebender Repräsentant einer großen Hollywood-Zeit. Turhan Bey, Sohn eines Türken und einer tschechisch-österreichischen Mutter, war in der Traummetropole einst der düstere Feschak vom Dienst. Am Freitag wird er 90.

Die Post widmet ihm eine Sondermarke. Die OÖNachrichten besuchten den Jubilar in seinem Haus in Wien.

Die Emigration: Turhan Bey, eigentlich Turhan Gilbert Selahettin Sahultavy, lebte allein mit seiner Mutter. Der Vater war nicht mehr da („Eine glückliche Ehe, aber es gab es zu starke Mentalitätsunterschiede“). Als Hitler in Österreich einmarschiert war, sagte die Mutter: „Wir müssen weg, es wird Krieg geben.“ Alle lachten sie aus. Aber sie blieb beharrlich und hatte recht. „Dabei“, so Bey, „war sie eine leidenschaftliche Wienerin. Wenn sie später in Hollywood Wiener Musik hörte, hat sie immer zu weinen angefangen.“

„Landung“ in Los Angeles: „Wir kamen über Paris nach New York, und in Professor Walther Mayer hatten wir einen Anker in den USA. Er war Mitarbeiter von Albert Einstein, ein sehr berühmter Mann, durch den ich die Möglichkeit bekam, Einstein einmal die Hand zu schütteln. Ein Händedruck, auf den ich mein Leben lang stolz war. Aber weil dort die Winter ziemlich kalt waren, kaufte meine Mutter ein Haus in Kalifornien.“

Der Karrierebeginn: Turhan Bey hatte keine Ausbildung, als er auswanderte. „Ich stellte fest, dass mein Englisch miserabel war. Also besuchte ich eine Sprachschule, die auch Theateraufführungen veranstaltete. Der Besitzer des Theaters suchte für eine Aufführung einen ‚unheimlichen Charakter’. Seine Wahl fiel auf mich. Ich war 19 und spielte den Typ mit künstlich graumelierten Haaren.“

Hollywood: Besagte Aufführung wurde von zwei Talent-Scouts besucht. „Sie sagten, ich sei genau der Bursche, den sie für einen Film mit dem großen Star Errol Flynn brauchten! Und schon war ich im Geschäft. Ich spielte eine Mini-Rolle, einen indischen Diener, von dem keiner wusste, warum er überhaupt da war. Der kurze Auftritt brachte mir bei den Warner-Bros.-Studios die nächste Rolle. Die Aufgaben wurden immer größer.“ Turhan Bey sah sich nie als großen Schauspieler: „Doch um das ging es in Hollywood nie. Du musst nur überzeugend sein. Wie ein John Wayne, ein Robert Mitchum, in der heutigen Zeit ein Arnold Schwarzenegger.“

Die Frauen: Natürlich lernte er „bei der Arbeit“ die tollsten Frauen kennen. Mit der rassigen Maria Montez drehte er mehrere Filme, Ava Gardner wurde eine seiner besten Freundinnen, mit Lana Turner verband ihn eine heftige Liaison. „Maria Montez war eine fantastische Kollegin, aber nur das. Wäre ich mit ihr auf einer einsamen Insel gelandet – auch dort wäre nichts gelaufen. Ava Gardner war so bildschön, dass sie von rechts und links betatscht wurde. Dabei landete sie manchmal beim Falschen, wie später – leider – auch Lana Turner. In unserer gemeinsamen Zeit jedoch war sie eine bezaubernde, schöne, ehrliche, unverdorbene Frau.“ Geheiratet hat er nie: „Ich halte von diesem Bündnis nichts. In der ersten Zeit mag eine Ehe schön sein, aber früher oder später wird’s Gewohnheit. Das wollte ich nicht.“

Ende der Karriere und Heimkehr: „Meine Haare wurden immer dünner. Und die Rollen auch, ich spielte meistens den gleichen Typ. Als ich das erkannte, beschloss ich, in die Heimat zurückzukehren.“

Kinobesitzer: In Österreich hatte Turhan Bey ein gesundes Fundament. Von der Mutter her besaß die Familie eine Kinokette. „Mein Lieblingskino war das Kolosseum in Linz. Doch als das Kinosterben kam, habe ich es verkauft. Grundstück und Gebäude gehören noch heute mir, aber als Pächter ist ein Hofer-Supermarkt eingezogen. Ich bin da wenig sentimental. Alles hat irgendwann ein Ende.“

Der 90. Geburtstag: Zum Wochenende hat er, wie immer, eine Freundesrunde eingeladen. „Leider bin ich nicht mehr so mobil wie früher. Manchmal denk’ ich: ein bisschen Senilität wäre nicht schlecht. Da würden nur die anderen darunter leiden… Aber das ist, bitte, ein Spaß.“ Wünsche hat der Jubilar keine. „Ich sitz’ zu Hause, werde bestens gepflegt und schaue mir Filme über die Hitler-Zeit an. Aber während viele meiner Kollegen und Freunde aus der damaligen Zeit seine Opfer wurden und längst unter der Erde liegen, blieb mir das erspart. Ich hab’ allen Grund, glücklich zu sein.“

 

Sondermarke:

Anlässlich seines 90. Geburtstags kommt Turhan Bey sogar zu Briefmarkenehren. Ab 30. März ist die Sondermarke aus der Serie „Österreicher in Hollywood“ (Nennwert: 0,70 Euro) erhältlich. Auflage: 811.500. In derselben Reihe sind Briefmarken mit Hedy Lamarr, Otto Preminger und Fred Zinnemann erschienen.
 

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 29.03.2012 09:26

mmn

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