Trauer um „Weltregisseur“ Luc Bondy
ZÜRICH. Luc Bondy, langjähriger Intendant der Wiener Festwochen, ist tot. Der Schweizer Theaterregisseur und Autor starb am Samstag im Alter von 67 Jahren an einer schweren Erkrankung.
1996 wurde der feinsinnige, frankophile Schweizer als „Weltregisseur“ und „internationaler Theaterzauberer“ von der damaligen Wiener Kulturstadträtin und Festwochen-Präsidentin Ursula Pasterk nach Wien geholt. Mehr als 16 Jahre lang prägte Bondy die Festwochen – zunächst ab 1997 als Schauspieldirektor und ab 2001 als Intendant. Mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien wurde er im Juni 2013 in Richtung Paris verabschiedet, wenige Monate später wurde ihm auch der „Nestroy“ für sein Lebenswerk zuerkannt.
Der am 17. Juli 1948 in Zürich als Sohn des österreichisch-ungarischen Publizisten und Essayisten François Bondy und einer jüdisch-deutschen Mutter Geborene wuchs in einem südfranzösischen Kinderheim auf, absolvierte die Pariser Pantomimenschule von Jacques Lecoq und wurde 1969 Regieassistent am Hamburger Thalia Theater.
1971 zeigte er in Göttingen seine erste eigene Inszenierung, bereits 1973 gelang ihm mit Edward Bonds „Die See“ am Residenztheater München der Durchbruch. 1984 wurde auch seine erste Regie in Frankreich, Arthur Schnitzlers „Das weite Land“ in Nanterre, ein gigantischer Erfolg.
Zahlreiche Uraufführungen
Bondy inszenierte unter anderem die Uraufführungen der Botho-Strauß-Dramen „Die Zeit und das Zimmer“ (Berlin, 1989) und „Das Gleichgewicht“ (Salzburger Festspiele, 1993), von Yasmina Reza die Uraufführungen von „Drei Mal Leben“ (Akademietheater, 2000) und „Ein spanisches Stück“ (Théâtre de la Madeleine, 2004) sowie von Peter Handke „Die schönen Tage von Aranjuez“ (Akademietheater, 2012).
Seine Funktion als Festwochen-Intendant ermöglichte es Bondy immer wieder, auch als Koproduzent eigener Inszenierungen aufzutreten – für die einen eine Möglichkeit, seine internationalen Inszenierungen regelmäßig in Wien zu sehen, für die anderen eine Vernachlässigung der Intendanten-Arbeit zugunsten des Regiesessels. So kam Wien etwa in den Genuss von Koproduktionen wie Ionescos Klassiker „Les Chaises“, „Sweet Nothings“ nach Schnitzlers „Liebelei“ oder Jean Genets „Die Zofen“.
Neben einer Vielzahl an Theaterinszenierungen hat Bondy auch zahlreiche Opern auf die Bühne gebracht (etwa Philippe Boesmans „Princesse de Bourgogne“ 2009 am Theater an der Wien), Filme gedreht (Schnitzlers „Das weite Land“) und Bücher veröffentlicht („Am Fenster“ 2009). Richtig zufrieden haben den Regiemeister seine Erfolge aber nicht gemacht, wie er bei seinem Festwochen-Abschied 2013 beteuerte: „Ich bin froh, zufrieden werde ich nie sein. Dazu macht mich die nahe Zukunft immer zu nervös.“
Ab 2012 leitete Bondy das Odéon Théâtre de l’Europe in Paris und feierte dort Erfolge mit seiner Inszenierung von „Die falschen Geständnisse“ mit Isabelle Huppert oder der Wiederaufnahme von „Iwanow“.
Schwere Erkrankungen sowie ein schmerzhaftes Wirbelsäulenleiden haben dem Intellektuellen oft Steine in den Weg gelegt, aber nie dauerhaft seine künstlerische Produktivität beeinträchtigen können. Eine für Jänner 2016 angesetzte Inszenierung von „Othello“ in Paris musste er ebenso verschieben wie vergangenen Sommer „Die Eroberung von Mexiko“ bei den Salzburger Festspielen.
wenn ich mir vorstelle dass ich gleich alt bin ...hmmmm...
"Eines Tages werden wir sterben!" - "Ja, aber an den anderen Tagen werden wir leben!"
;-)