Theaterfieber, das mit Freude ansteckt
Die OÖN auf Besuch bei der "Theatergruppe Malaria" im Diakoniewerk Gallneukirchen.
"An der Unendlichkeit schnuppern." Das antwortet Ruth Oberhuber auf die Frage, was das Ensemble des "Theaters Malaria" tut. Große Worte, die die junge Frau gelassen ausspricht. Mit Recht.
Denn die Theatergruppe des Diakoniewerks in Gallneukirchen, die aus Menschen mit und ohne Behinderung besteht, zeigt vielleicht kein Stück, das alle Zeiten überdauern wird. Aber das Ensemble, das es heuer seit 25 Jahren gibt, lässt Kunst zu einem Erlebnis werden, das Energie weiter gibt. Eine pure, fröhliche, direkte, die lange bleibt und auch auf die übergeht, die nur davon gehört haben.
Geborgenheit und Konsumwelt
Das beweist die aktuelle Inszenierung "Spann den Schirm auf, der Konsumwolf frisst den Lebenslauf". Das Stationen-Theater im "Haus Bethanien", das die Themen Geborgenheit und materielle Verführung verknüpft (mehr dazu in der Box), feierte am Donnerstag Wiederaufnahme. Dank Mundpropaganda waren die Vorstellungen im Herbst so gut verkauft, dass es sogar zu Wartelisten kam.
Das "Theaterfieber" der elf Darsteller zwischen Anfang 20 und Ende 50 springt eben über, ganz im Sinne des Namens "Malaria": "Weil das, was wir tun, ansteckend sein soll, aber nichts Krankes hat", sagt Ruth. Beim Besuch der OÖN sind sich alle einig – das Theater ist keine "Beschäftigungstherapie", sondern man will dem Publikum etwas bieten. "Jetzt will man uns halt noch mehr sehen. Schön langsam wird’s lästig!", sagt ein Zwischenrufer. Alle lachen laut.
Die Stimmung ist gelöst, getragen von gegenseitiger Wertschätzung. Als Choreografin Ursula Buttinger erklärt, worum es ihr in der Tango-Szene ging, in der der "Konsumwolf", gespielt von Markus Klambauer, "die Schönheit" (Ruth Oberhuber) mit Schmuck verführt, ruft ihr Veronika Grün zu: "Ursi, mit dir ist es einfach super!". Buttinger lächelt, noch mehr wird sie es tun, wenn sie später ihre Schützlinge auf der Bühne beobachtet. Genau wie Bühnenbildnerin Martina Kornfehl und Regisseurin Iris Hanousek-Mader. Die drei können sich herrlich über die "Schimpfworte" amüsieren, die fallen, wenn einmal die Fetzen fliegen. Ein Beispiel? "Sei still, du Knackwurscht!" Hanousek-Mader: "Letztlich symbolisiert das die Stimmung in der Gruppe". Eine stets liebevolle. "Wenn jemand auf der Bühne hängt oder es jemanden schlecht geht, dann helfen wir alle immer zusammen."
Termine: 12./13. 4., 30. 5., je 19.30, Diakonie Gallneukirchen, Karten: Erste Bank, Sparkasse
Kurzkritik zum Stück
Die Inszenierung von „Spann den Schirm auf“ verbindet das Leben eines Alleinerziehers mit den Schicksalen von Figuren, die vom „Konsumwolf“ u. a. zu Eitelkeit, Verschwendung und Maßlosigkeit verführt werden. Durch Tanz, Text, Musik und Kunstobjekten bildet das Ensemble eine Entwicklung vom Trostlosen zum Hoffnungsvollen ab. Gut gespielt, geprägt von berührenden, echten Momenten. (nb)